„Wir hätten gerne das Budget von Red Bull"

| 21.06.2015

Eibel, OPST Geschäftsführer, im Interview über Verdrängungswettbewerb, Exportquote und den Ausbau des  Marketing.

Mit 1. April 2015 hat David Eibel die Position des Geschäftsführers bei der Erzeugerorganisation OPST Obst Partner Steiermark GmbH, die hinter der Marke „frisch-saftig-steirisch“ und ihren rund 600 Apfelproduzenten sowie sieben Obstvermarktungsbetrieben mit einer Gesamtmenge von über 100.000 Tonnen steht, übernommen. leadersnet.at hat ihn zum Interview gebeten.

leadersnet.at: Sie sind seit 1. April der neue Geschäftsführer der OPST Obst Partner Steiermark GmbH. Wie beurteilen Sie die aktuelle Marktsituation?

Eibel: Die Lage ist momentan schwierig in der Apfelbranche. Letzte Saison hat das Russland-Embargo zu einem Preisverfall geführt. Und das bei einer europaweiten Rekord-Apfelmenge von 12,5 Millionen Tonnen. Die Einbußen beim Preis betrugen bis zu 40%.

leadersnet.at: Wie hoch ist eigentlich die Exportquote, also wo genießt man den frisch-saftig-steirischen Apfel außer in Österreich?

Eibel: Unsere Exportquote liegt bei ca. 50%. Unser stärkster Auslandsmarkt ist in Deutschland. Weiters exportieren wir nach Nordafrika, in den skandinavischen Raum, nach England und Spanien sowie in die Ost-Staaten.

leadersnet.at: Und wie ist die aktuelle Situation auf dem österreichischen Markt?

Eibel: Wir sind klarer Marktführer und haben in Österreich einen Marktanteil von 60 bis 70%. Von den 180.000 Tonnen in Österreich produzierter Äpfel sind 100.000 Tonnen von uns. Trotzdem muß man zugeben, dass sich in den letzten Jahren die Märkte im Inland, wie auch im Export verändert haben.

leadersnet.at: Und wie wollen Sie hier gegensteuern?

Eibel: Wir haben bereits einige Projekte in Vorbereitung, vor allem wollen wir uns den Themen Vermarktung und Marketing widmen. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem österreichischen Handel ist auch wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir haben mit der Marke frisch-saftig-steirisch bereits eine 87%ige Markenbekanntheit erreicht – darauf wollen wir aufbauen. Trotzdem ist es enorm wichtig, immer wieder neue Akzente zu setzen.

leadersnet.at: Ist das ein reiner Verdrängungswettbewerb oder lassen sich noch neue Märkte erschließen?

Eibel: In Österreich ist das eindeutig ein Verdrängungswettbewerb, und hier wollen wir uns in den nächsten Jahren ein paar Marktanteile wieder zurückholen. Beim Erschließen neuer Märkte sind wir sehr vorsichtig ... es wäre zwar eine schöne Geschichte, in die Vereinigten Arabischen Emirate oder nach Indien zu liefern, letztendlich muß man aber darauf achten, dass am Ende des Tages auch etwas übrig bleibt. Im Export liegt der Fokus unserer Expansion ganz klar auf Deutschland.

leadersnet.at: Gibt es bereits eine Strategie dafür?

Eibel: Das Thema Regionalität ist gerade jetzt besonders aktuell. Daher wird auf Dauer ein Exportanteil von 50% wahrscheinlich auch zu hoch sein. In Deutschland kann man mit der Regionalität noch sehr gut punkten. Steiermark ist ja ein Top-Begriff aus dem Tourismus, und ein Qualitätsprodukt aus der Steiermark lässt sich über die Grenzen Österreichs hinaus vermarkten so wie regionale Wein- oder Käse-Sorten.

leadersnet.at: Wofür steht für Sie „frisch-saftig-steirisch“?

Eibel: frisch-saftig-steirisch ist eine starke Marke mit bereits 30-jähriger Tradition, ein TOP-Qualitätsprodukt und ein Versprechen an den Konsumenten. Es ist ein ehrliches Produkt ohne Etikettenschwindel.

leadersnet.at: Wie sind Sie persönlich zur OPST Obst Partner Steiermark GmbH gekommen?

Eibel: Ich war vier Jahre lang Betriebsleiter bei Obst Gössl in Puch, eine sehr bekannte Apfelregion. Dort habe ich alles rund um den Apfel kennengelernt ... von der Ernte über das Sortieren und Verpacken bis zu Vermarktung und Vertrieb.

leadersnet.at: Was ist der Unterschied zwischen einem Apfel und einem Red Bull?

Eibel: Das ist eine gute Frage. Auf jeden Fall hätten wir gerne das Budget von Red Bull. Abgesehen davon, dass man diese beiden Produkte eigentlich überhaupt nicht vergleichen kann .... Wir müssen versuchen, für unseren Apfel ein Alleinstellungsmerkmal herauszuarbeiten – das ist bestimmt eine der großen Aufgaben für die nächste Zukunft. Wir müssen mit dem Apfel wieder zurück zum Ursprung. Zu dem, was den Apfel eigentlich ausmacht und die Marke damals stark gemacht hat.

leadersnet.at: Also die Geschichte des Apfels?

Eibel: Genau das ist der Punkt. Es geht nicht nur um den Apfel an sich. Es geht um das ganze Drumherum, unsere Produzenten, die Arbeit, die Landschaft und die Natur. Das sind die Werte, die wir rund um den frisch-saftig-steirischen Apfel herausarbeiten müssen. Der Apfel ist nicht nur etwas Gesundes zum Essen, er ist Teil und Erscheinungsbild unserer Landschaft, und unterstreicht die kulturelle Identität der Steiermark.

www.opst.at

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