„Es werden immer mehr Druckaufträge aus Österreich ins Ausland vergeben"

Große Konkurrenz aus den Nachbarländern -  Umsatzminus von 1 Prozent, Umsatzvolumen fiel unter 2,3 Milliarden Euro.   

Im Geschäftsjahr 2014 verbuchten Österreichs Druckereien das vierte Jahr in Folge ein rückläufiges Produktions- und Umsatzergebnis. Die Produktionsleistung der Branche ist vorläufig um 2 Prozent, der Branchenumsatz um rund 1 Prozent auf unter 2,3 Milliarden Euro gefallen. Zudem verringerte sich die Beschäftigung um fast 6 Prozent. Der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria zu den österreichischen Druckereien und dem Verlagswesen zeigt, dass der Strukturwandel der Druckereien auch nach zwei Jahrzehnten kaum an Tempo eingebüßt hat. Etwa seit Mitte der 80er Jahre hat die Branche durch die Verbreitung immer leistungsfähigerer digitaler Technologien sukzessive Aufträge verloren. In den letzten zehn Jahren ist die Beschäftigung in der Branche um ein Drittel auf 10.700 Personen gesunken. „Den Druckereien in Österreich macht zusätzlich zur schwachen Nachfrage im Inland seit Jahren der wachsende Konkurrenzdruck aus den Nachbarländern zu schaffen. Es werden immer mehr Druckaufträge aus Österreich ins Ausland vergeben", so Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Bis November 2014 sind die Importe sonstiger Druckerzeugnisse, vor allem sind das Werbematerialien und Kataloge, um 8,6 Prozent auf 333 Millionen Euro gestiegen, während der Import von Druck- und Verlagsprodukten insgesamt um 1,5 Prozent auf 822 Millionen Euro gesunken ist. Das zusätzliche Importvolumen von 25 Millionen Euro stammt überwiegend aus Tschechien, Slowenien, und Deutschland.

2015 sind weitere Rückschläge im Druckgewerbe zu erwarten

Der wirtschaftliche Erfolg der Druckereien hängt wesentlich von den Werbeausgaben für Druckaufträge ab. „Knapp 60 Prozent der Bruttowerbeausgaben in Österreich beziehungsweise mehr als 2 Milliarden Euro fließen zu ‚druckereirelevanten’ Medien, wo sie über Inserate indirekt die Auflagenzahlen der Zeitungen und Magazine beeinflussen oder direkt für den Druck von Prospekten, Zeitungsbeilagen oder Plakaten verwendet werden. Entsprechend sensibel reagieren die Druckbranche wie die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage auf Schwankungen der Werbekonjunktur beziehungsweise auf die sukzessive Abkühlung der Werbeausgaben in ‚druckrelevanten’ Medien", so Wolf. Von 2002 bis 2012 sind die Ausgaben um durchschnittlich 5 Prozent im Jahr gestiegen, 2013 nur mehr um 1,3 Prozent und 2014 sind die Werbeausgaben im Segment erstmals seit Vorliegen der Statistik gesunken - um 1,7 Prozent.

 Die Aussichten für 2015 sind kaum erfreulicher. Das Wirtschaftswachstum in Österreich bleibt trotz Unterstützung von der Euro-Schwäche und günstigen Rohstoffpreisen unter 1 Prozent und dämpft in weiterer Folge die Erwartungen der Werbewirtschaft. Voraussichtlich werden die Werbeetats in Summe nur geringfügig aufgestockt und davon wird zudem ein Teil zu Online-Medien umgeschichtet. Das heißt, dass der Zeitungswerbemarkt und mit ihm die Druckereien mit weiteren Nachfrage- und Produktionseinbußen rechnen müssen.

Voraussetzung: Service

Das Internet wird in Zukunft weitere Anteile zulasten der Printmedien gewinnen. Auch wenn in erster Linie E-Mails versendet und Einkäufe getätigt werden und erst ein Drittel der User regelmäßig auf Online-Zeitungsinhalte zugreift, haben die Printmedien viele Inhalte und Dienstleistungen, die online oft kostenlos angeboten werden, längst an das Netz verloren. Dies führt zu weiteren Marktbereinigungen in beiden Branchen. „Trotzdem werden Österreichs Buch- und Zeitungsverlage in Zukunft nicht nur Nischenprodukte sondern auch Massenmedien verlegen und drucken. Ebenso werden verlagsunabhängige Druckereien weiterhin Aufträge erhalten, unter der Voraussetzung, dass sie ausreichend Kundenservice anbieten“, fasst der Ökonom zusammen. (jw)

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