Wie Künstliche Intelligenz das Leben von Recruitern verändert

| Redaktion 
| 19.12.2023

Gastkommentar von Mario Koplmüller, Head of Digitalization & Growth bei epunkt.

Die KI-Anwendungen in der Recruitingbranche sind explodiert. Der ganze Markt befindet sich im Wandel, wir stehen jetzt gerade erst am Anfang. Während die ersten Tools aus den USA in Europa wegen fehlender DSGVO-Konformität und der Datenbasis lange nicht nutzbar waren, kommen inzwischen wöchentlich neue Systeme auf den Markt. Generative AI und ChatGPT haben die Entwicklung massiv beschleunigt und es ist nur noch ein Frage der Zeit, bis die Technologie im Alltag von Recruiter:innen ankommt.

Gute Recruiter:innen können zwischen den Zeilen lesen – die KI auch

Die Recruitingbranche ist ein guter Use Case für KI: viele repetitive Tätigkeiten, vieles ist regel- und musterbasiert. Beim ersten Austausch mit Kandidat:innen kann KI individuelle Ansprachen generieren, die auf Daten aus LinkedIn-Profilen oder anderen Datenquellen basieren und deswegen eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit haben, dass Kandidat:innen in den Dialog einsteigen. Mittels LargeLanguageModels (LLMs) und sogenannter Knowledge-Graph Technologie ist es beispielsweise möglich, bessere Matchinglösungen zu entwickeln und damit zusätzliche Jobmöglichkeiten für Kandidat:innen zu erkennen und anzubieten. Gute Recruiter:innen können viel zwischen den Zeilen lesen – das kann die KI auch, nur schneller und noch detaillierter.

Herausforderungen für die Branche und mögliche Zweiklassengesellschaft

Die große Herausforderung für viele Unternehmen in der Branche ist, aus den besten Tools einen individuellen Tech-Stack aufzustellen, der für sie am besten funktioniert. Daran arbeiten wir auch bei epunkt mit einem fünfköpfigen Team. Technologie und KI intensiv einzusetzen ist nicht für jedes Unternehmen leistbar – deswegen könnte sich zwischen großen und kleineren Unternehmen hinsichtlich Recruiting eine Zweiklassengesellschaft entwickeln.

Der Trend zu Up-und Reskilling kommt auch zu uns

Aus meiner Sicht wird sich die Candidate Experience – Erfahrungen, die ein Bewerber während der Bewerbungsphase mit einem Unternehmen sammelt – deutlich verbessern. Durch KI-Systeme werden die Argumentationen besser, warum man zu einem Job passt oder nicht, es wird mehr, schnellere und bessere Kommunikation geben. Zusätzlich kann die Technologie verwendet werden, um Kandidat:innen Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen, an die sie noch gar nicht gedacht haben. Up-und Reskilling ist in den USA ein großer Trend, der auch schon zu uns überschwappt. Konzerne analysieren via KI die Potenziale ihrer Mitarbeiter:innen und entdecken so Möglichkeiten, ihren Personalbedarf aus dem internen Personalbestand zu decken, indem sie diese Personen weiterentwickeln oder sogar umschulen.

Wenn die KI übernimmt, wie sammeln wir dann Erfahrung?

KI ist eine riesige Chance. Es gibt aber einen Aspekt, über den ich sehr viel nachdenke: Wenn wir Systeme schaffen, die Juniorrecruiter:innen die Arbeit abnehmen – wie entwickeln sich dann zukünftig Einsteiger:innen zu erfahrenen Seniorrecruiter:innen? Wenn die Maschine Dinge für mich erledigt, wie sammle ich dann noch Erfahrung, durch die Innovationen entstehen? Die KI selbst kann nichts Außergewöhnliches erfinden, sondern basiert auf bereits vorhandenen Daten. Wie werden wir dann also in Zukunft besser? Eine philosophische Frage, die nicht nur unsere Branche betrifft, sondern aus meiner Sicht auf alle Wissensberufe zutrifft.

Wo stehen Sie beim Thema KI? Ich tausche mich gerne mit Ihnen zu diesem Thema aus. 

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