Winterreifentests 2023: Das sind die Tops und Flops

ÖAMTC und ARBÖ haben gemeinsam mit ihren Partnerclubs auch für diese Saison neue Pneus unter die Lupe genommen. Von einigen der 42 getesteten Reifen (drei Dimensionen) sollte man besser die Finger lassen.

Auch wenn man angesichts der derzeit herrlichen Spätsommertage mitten im Herbst noch nicht daran denken möchte, der nächste Winter kommt bestimmt. Ab 1. November 2023 (bis 15. April 2024) gilt hierzulande zudem wieder die situative Winterausrüstungspflicht, bei der unter bestimmten Wetterbedingungen Winterreifen am Fahrzeug montiert sein müssen, will man Strafen oder möglichen Problemen mit der Versicherung im Falle eines Unfalls entgehen. Doch welche neuen Pneus sind für die kalte Jahreszeit 2023/2024 empfehlenswert? Gute Anhaltspunkte liefern die jährlichen Winterreifentests der großen europäischen Automobilclubs, zu denen auch der ÖAMTC und der ARBÖ zählen. Nun stehen die Ergebnisse deren voneinander unabhängigen Tests fest.

ÖAMTC-Winterreifentest 2023

Der ÖAMTC und seine Partner (ADAC, etc.) haben in diesem Jahr 32 Winterreifen in zwei Größen im Test unter die Lupe genommen - jeweils 16 aus den Dimensionen 205/60 R16 92H und 225/45 R17 91H. Steffan Kerbl, Reifenexperte des Mobilitätsclubs, nimmt das durchaus erfreuliche Ergebnis vorweg: "Nur drei fallen durch, elf erreichen die Note 'gut'. Dazu kommen 18 Reifen mit 'befriedigend', zu denen man ebenfalls ohne Bedenken greifen kann, wenn man weiß, worauf man achten muss."

Für welchen Winterreifen man sich letztlich entscheidet, hänge vom persönlichen Fahrprofil ab. Wobei viele Modelle mittlerweile echte Allrounder seien, die unter verschiedensten Bedingungen eine gute Figur machen, so die Tester:innen. "Ab und an gibt es aber dennoch den klassischen Zielkonflikt, so zum Beispiel beim Austone Athena SP-901, der auf winterlicher Fahrbahn der Beste unter den 205ern ist. Im Gegenzug ist er bei trockenen Verhältnissen nur 'genügend' und besonders schwach bei Nässe, was zu einem 'nicht genügend' in der Gesamtwertung führt", sagt Kerbl. Ähnlich ergehe es dem Kormoran Snow bei den 225ern: Top bei tiefwinterlichen Verhältnissen, stark in der Umweltbilanz – aber schwach im Trockenen und "nicht genügend" bei Nässe. Umgekehrt der Lassa Snoways 4 (205/60 R16 92H), dem kaum Probleme auf nasser und trockener Fahrbahn, dafür sehr schwaches Handling auf Schnee attestiert wird, was auch hier ein "nicht genügend" zur Folge hat.

  • Ergebnisse: 205/60 R16 92H

Abseits der genannten Ausreißer sei das Ergebnis in der Dimension für Mittelklasse-SUVs durchaus positiv. Konkret schaffen sieben der 16 Kandidaten die Gesamtnote 'gut', vier davon würden in beiden Hauptkriterien, also sowohl in der Fahrsicherheit als auch in der Umweltbilanz, überzeugen. Die Unterschiede liegen Kerbl zufolge im Detail. Wer viel Wert auf Fahrkomfort und gute Performance auf trockener Strecke lege, sei in dieser Dimension mit den Modellen von Dunlop und Michelin besonders gut bedient. Wohnt man hingegen in einer Gegend, in der es öfter Schneefahrbahn gibt, sollte man eher zum Reifen von Hankook greifen, so der ÖAMTC-Experte

Sieben Modelle erreichen bei den 205ern ein "befriedigend". Hier würden sich bei allen Produkten Schwächen in mindestens einem Sicherheitskriterium zeigen. Wer sich für eines dieser Modelle interessiert, sollte laut den Tester:innen genau überlegen, bei welchen Verhältnissen er:sie hauptsächlich unterwegs ist. Die Bedingungen in unseren Breiten würden aber in der Regel für einen Reifen, der besonders auf nasser Straße gut funktioniert, sprechen. 

  • Ergebnisse: 225/45 R17

In der Dimension für Kompaktwagen der unteren Mittelklasse bietet sich ein ähnliches Bild wie bei den 205er-Pneus: Neben vier mit 'gut' beurteilten Produkten gibt es ein breites Mittelfeld – und auch hier liefere der Test Details, die für die Kaufentscheidung relevant sein können, ist man beim ÖAMTC und seinen Partnerclubs überzeugt. "So ist unter den vier besten Modellen beispielsweise der Continental WinterContact TS870 sowohl in der Umweltbilanz als auch in der Sicherheit auf hohem Niveau, während der Alpin 6 von Michelin bei der Fahrsicherheit etwas schwächer, hinsichtlich Umweltbilanz etwas stärker ist. Beim Goodyear UltraGrip Performance + ist hingegen die Laufleistung eine kleine Achillesferse, dafür überzeugt er hinsichtlich Kraftstoff-Verbrauch. Der Dunlop Winter Sport 5 leistet sich schließlich leichte Schwächen in der Fahrsicherheit, ist aber hinsichtlich Laufleistung einer der besten", fasst Steffan Kerbl zusammen.

Das Mittelfeld besteht in dieser Dimension aus elf Reifen, bei denen potenzielle Interessent:innen genauer hinschauen sollten, bevor sie sich für ein Modell entscheiden. Als Faustregel gelte den Tester:innen zufolge: Schwächen in einer Kategorie werden meist durch Stärken in einer anderen aufgehoben, wobei die Unterschiede in der Regel nicht allzu groß seien. So hätten beispielsweise die Modelle von Semperit und Hankook leichte Schwächen auf winterlicher bzw. trockener Fahrbahn, schneiden dafür aber in der Umweltbilanz gut ab. Ähnlich sei es bei allen anderen mit "befriedigend" bewerteten Reifen, wobei es auch welche gäbe, die in zwei Kriterien ähnlich gut (oder schwach) seien und nirgendwo besonders herausstechen.

Fazit der Mobilitätsclubs: Mit den Winterreifen, die im Test mit "gut" bewertet haben, mache man nichts falsch. Aber auch ein "befriedigend" sei kein Ausschlusskriterium – hier sollte man allerdings etwas genauer auf die Details sowie das eigene Fahrprofil achten.

Die Tabelle mit allen Ergebnissen beider Dimensionen im Detail finden Sie hier sowie unten zum Download

Winterreifentest 2023 des ARBÖ

Das Test-Team vom ARBÖ und seinen deutschen Kooperationspartnern ACE und der GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung mbH) hat für die heurige Saison die Eigenschaften von drei günstigen Winterreifen der Hersteller Austone, Fortuna und Sailun neben sieben etablierten Marken- und Premiumreifen in der Dimension 235/55 R18 für SUV getestet.

Das Beschleunigen auf schneebehafteter Fahrbahn habe bei keinem Testreifen ein Problem dargestellt. Das Feld lag laut den Tester:innen dicht beieinander. Das Bremsen auf Schnee erfolgte aus einem Tempo von 35 km/h: Auch hier lag das Testfeld den Ergebnissen zufolge nah beieinander und lieferte ein solides Ergebnis ab. Nach dem Bridgestone mit einem Bremsweg von 12,26 Metern habe überraschenderweise der Austone den zweiten Platz belegt. Beim Handling auf Schnee hätten sich ebenfalls keine Ausreißer gezeigt. "Der Austone lieferte das gleiche gute Niveau wie der Michelin", so die Tester:innen. Der Pneu von Sailun als Letztplatzierter landete im gelben Bereich. Er habe vor allem bei Bergauf-Passagen leichte Schwächen in der Bodenhaftung und der Fahrstabilität in Kurven offenbart, war insgesamt aber beherrschbar.

Das Bremsen auf trockener Fahrbahn aus 100 km/h war dem ARBÖ zufolge bei fast allen Reifen solide. Nur der Fortuna tanzte mit 45,3 Metern Bremsweg aus der Reihe. Er hatte im Vergleich zum Besten in dieser Disziplin, dem Michelin (40,4 Meter), einen knapp fünf Meter längeren Bremsweg. Beim Handling auf trockener Fahrbahn glänzten die Reifen von Hankook, Goodyear, Nokian, Pirelli, Bridgestone und Continental. Einen schwächeren Eindruck hingegen hätten die Reifen von Fortuna und Austone geliefert.

Beim Bremsen auf nasser Fahrbahn aus 80 km/h war der Hankook mit einen Bremsweg von 30,4 Metern der beste Pneu. Während so gut wie alle, selbst der bei Schnee insgesamt letztplatzierte Reifen von Sailun, ein durchaus homogenes Bremsbild zwischen 30 und 32 Metern Bremsweg abgaben, seien der Fortuna (41 Meter) und Austone (38,8 Meter) komplett durch das Raster gefallen. Auch beim Handling auf nasser Fahrbahn habe es massive Unterschiede gegeben. Am besten und sehr präzise zu lenken und zu fahren waren die Reifen von Bridgestone, Goodyear und Nokian, so die Tester:innen.

Fazit der Mobilitätsclubs: Der Bridgestone sei nah am perfekten Winterreifen dran, er zeige in allen Disziplinen mehr als ein grundsolides Gesamtbild, dicht gefolgt vom Hankook und Continental. Der Austone und der Fortuna hätten komplett enttäuscht, wie Erich Groiss, technischer Koordiantor des ARBÖ ausführt: "Nach einem starken Start auf Schnee zeigten sie, wie gefährlich es sein kann, bei Wetterwechsel den falschen Reifen zu haben. Sie fallen unter den gegebenen Bedingungen komplett durch den Test. Von diesen Reifen raten wir eindringlich ab."

Die Tabelle mit allen Ergebnissen der 10 Pneus im Detail finden Sie hier sowie unten zum Download

www.oeamtc.at

www.arboe.at

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