Europäische Zentralbank hebt Leitzins erneut stark an

| Tobias Seifried 
| 16.03.2023

Trotz aktueller Turbulenzen im Bankensektor hält die Europäische Zentralbank an ihrem Ziel, die hohe Inflation zu bekämpfen, fest. Die Österreichische Nationalbank hat auf die Entscheidung bereits reagiert.

Obwohl es in der Bankenbranche in den letzten Tagen zu einigen Turbulenzen kam, hält die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer im Sommer 2022 eingeleiteten Zinspolitik fest. Eine Überraschung ist das freilich nicht, schließlich ist die Inflation im Euro-Raum nach wie vor sehr hoch und weit vom von der EZB angepeilten Wert von zwei Prozent entfernt.

0,5 Prozentpunkte

Am Donnerstag (16. März) haben die Währungshüter eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte beschlossen. Damit steigt der Leitzins auf 3,5 Prozent. Geschäftsbanken, die sich frisches Geld bei der Notenbank leihen wollen, müssen dafür also 3,5 Prozent bezahlen (höchster Stand seit Dezember 2008). Der Einlagensatz wurde ebenfalls um 0,5 Prozentpunkte auf nun drei Prozent erhöht.

Die aktuelle Zinserhöhung ist die Sechste seit Juli des Vorjahres. Davor hatten zahlreiche Finanzexert:innen kritisiert, dass die EZB zunächst viel zu langsam und unentschlossen auf die dahingaloppierende Inflation im Euro-Raum reagiert habe.

Mit der erneuten Erhöhung untermauern die Währungshüter rund um EZB-Präsidentin Christine Lagarde ihre Ambition, das Zweiprozentziel so schnell wie möglich zu erreichen: "Die erhöhte Unsicherheit verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats ist", hieß es am Donnerstag.

Turbulenzen im Bankensektor

Während die bisherigen Anhebungen des Leitzins keine Überraschung waren, sah es dieses Mal etwas anders aus. Die Entscheidung fiel nämlich inmitten von aktuellen Turbulenzen am Bankensektor, die durch den Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA ausgelöst wurden und sich mittlerweile auch auf Europa niedergeschlagen haben. Hier kam die bereits zuvor angeschlagene Schweizer Credit Suisse ordentlich ins Schwanken. Da das Geldinstitut zu den 30 größten Banken der Welt zählt, wird sie als "too big to fail" eingestuft und hätte im Falle einer Insolvenz gravierende Auswirkung auf die Finanzstabilität sowie die Weltwirtschaft. Das kann mittlerweile aber ausgeschlossen werden, denn die Schweizer Notenbank hat der Credit Suisse eine milliardenschwere Kreditlinie gewährt. 

OeNB reagiert

Die Österreichische Nationalbank (OeNB) hat auf den geldpolitischen Beschluss des EZB-Rats vom 16. März bereits reagiert. Am Donnerstagnachmittag die OeNB angekündigt, den Hauptrefinanzierungszinssatz per 22. März 2023 auf 3,50 Prozent zu erhöhen. Der Basiszinssatz wird am selben Tag von derzeit 2,38 Prozent auf 2,88 Prozent angehoben, die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 3,75 Prozent erhöht und der Referenzzinssatz von derzeit 3,50 Prozent auf 4,00 Prozent angehoben.

Fazit

Wie stark diese EZB-Entscheidung die Inflation im Euro-Raum abschwächen wird, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Für Sparer:innen sind es jedenfalls gute Nachrichten, auch wenn die Teuerungsrate nach wie vor deutlich über den Zinssätzen liegt. Kreditnehmer:innen müssen künftig hingegen noch tiefer in die Tasche greifen. Bestehende Bankkund:innen sind davon vor allem dann betroffen, wenn sie sich für einen Kredit mit variablem Zinssatz entschieden haben. Und natürlich betrifft das auch alle Unternehmen, die für Expansionspläne neue Kredite aufnehmen müssen.

www.ecb.europa.eu

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