Mit Vernunft und Vorsorge gelassen dem Blackout und anderen Krisenszenarien begegnen

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Neigen wir Menschen dazu, uns gerne der Panik hinzugeben und uns Horrorszenarien auszumalen? Gehen wir gerne vom Schlimmsten aus? Vielleicht. Der beste Lösungsansatz für solche Momente der Angst und Unsicherheit, ist eine vernünftige Vorsorge und eine ausreichende Wissensbildung über das jeweilige Thema.

Das Wort Blackout – ja, wir alle haben es bereits wahrgenommen – geistert seit geraumer Zeit in all unseren Köpfen herum und wurde nun durch Unsicherheiten und Umbrüche im Gas- und Stromsektor angeheizt. Und auch, wenn uns Expert:innen immer wieder mit beruhigenden Aussagen versorgen, hat nun wirklich jeder das Gefühl, sich der Sache annehmen zu müssen. Aber was bedeutet in diesem Zusammenhang "annehmen"? Sich endlich einen Vorrat an den wichtigsten Grundnahrungsmitteln anzulegen und einen survival Kurs zu belegen? Erst einmal ist es wichtig zu unterscheiden, was ein gewöhnlicher Stromausfall ist, und was genau ein Blackout. Ein Stromausfall ist eine temporäre Netzstörung im Stromnetz. Von einem Blackout hingegen spricht man, wenn die Stromversorgung großflächig und über einen längeren Zeitraum ausfällt bzw. nicht sichergestellt ist.

Fraglicher Trend

Also: haben Sie bereits einen Vorrat angelegt? Unlängst bin ich auf der Seite des Katastrophenschutzes auf eine Liste gestoßen, die alle relevanten Alltagsutensilien beinhaltet, die man im Fall des Falles benötigt, u. a. Mehl, Zucker, Reis und Teigwaren, Haferflocken, Dosen- und Fertiggerichte – und nicht zu vergessen ein ausreichender Wasservorrat. Man kann sich auch mental auf einen Blackout vorbereiten – also so, als wenn wir auf eine 14-tätige Campingtour gehen würden, da dürften dann auch Kerzen, Campingkocher, Kurbelradio und Verbandszeug nicht fehlen. Nicht zu vergessen, dass man weder iPad noch Handy oder Laptop zwischendurch aufladen kann und dass auch alle social media Aktivitäten temporär auf Eis liegen.

Anbieter von Überlebenstrainings und anderen Kursen, die Selbstversorgung und autarke Lebensformen lehren, können sich derzeit nicht über mangelnde Nachfrage beschweren. Das Geschäft boomt und Kurse, angefangen von einem Holzfäller- bis hin zu einem Baggerkurs, sind auf Wochen ausgebucht. In meiner Bundeswehr-Zeit konnte ich mich selbst von der Sinnhaftigkeit eines solchen Überlebenskurses überzeugen. Ich muss gestehen, dass die Absolvierung eines Überlebenstrainings Sicherheit gibt und viele offene Fragen, die man bis dato hinsichtlich Versorgung, Notfall- und Alarmplänen noch gar nicht hatte, lückenlos klärt. Ja, man fühlt sich danach gewappnet für einen Blackout. Und das gibt einem ein sehr gutes Gefühl. Ob wir dies aber jetzt in diesen Zeiten wirklich alle benötigen, halte ich doch für fraglich.

Vorsorge mit Maß und Ziel

Vorsorge ist gut – dies alles jedoch mit Maß und Ziel. Dass dieser Trend zur Vorbereitung auf einen Ausnahmezustand auch zu radikal betrieben werden kann, zeigt uns das Preppertum, welches vor allem in den USA beheimatet ist und zuweilen ausufert. Haben Sie davon bereits gehört? Der Prepper-Kult in den USA bereitet sich nicht nur auf einen klassischen Blackout vor, sondern auf die Apokalypse. Manche versuchen, sich mit ausgeklügelten Fallen vor Plünderern zu schützen, bauen unterirdische Bunker oder trainieren regelmäßig für den Katastrophenfall. Auch maßgeschneiderte Schießübungen werden von dortigen Verbänden angeboten. Hier wird ein großes Geschäft mit der Angst gemacht. Jetzt könnte man meinen, dass dies wieder ein typisch amerikanisches Phänomen des Exzesses sei – jedoch entstehen viele Trends in den USA und schwappen dann zu uns nach Europa über. Also seien wir auf der Hut. Hollywood-ähnliche Szenarien können auch in unseren Köpfen zu Überreaktionen führen.

Ein Blackout dient mir hier aber nur als ein Beispiel von vielen – gerade in letzter Zeit – hochgespielten Situationen. Sei es COVID, sei es Energie generell…wer weiß was als nächstes kommt…?

Panik keine Chance geben

Gerade auch als Unternehmer und Arbeitgeber sind wir gut beraten, vorbereitet zu sein – zum Wohle des Unternehmens und insbesondere unserer Mitarbeiter:innen, für die wir auch verantwortlich sind! Sie sollen Gewissheit haben, dass man sich des Themas bewusst ist, man sich Gedanken gemacht hat und dass es keinen Grund gibt, in Panik zu verfallen.

Geben wir der Panik keine Chance! Panik ist ansteckend und die Auswirkungen der Panikmache führen zu Hamsterkäufen, leeren Regalen und Preiserhöhungen aufgrund der akuten Nachfrage – im schlimmsten Fall auch zu Gewalt. Doch was kann hier die Lösung sein? Mäßigkeit, Gelassenheit und Menschlichkeit. Ein gesunder Hausverstand, der uns sagt, dass wir nicht 2.000 Rollen WC-Papier hamstern müssen, ein Hausverstand der uns menschlich bleiben und uns bei der betagten Nachbarin nachfragen lässt, ob sie etwas benötigt. Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein, aber eine gute Bevorratung und mentale Vorbereitung geben ein gutes Gefühl der Sicherheit. Also, informieren wir uns und bleiben wir Menschen!

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