Das Österreichische Umweltzeichen kennzeichnet seit 30 Jahren umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen am österreichischen Markt. Anlässlich der Jubiläumsveranstaltung am 20. Oktober 2020 im Klimaschutzministerium (BMK) präsentierte das Gallup Institut eine aktuelle Studie zu Bekanntheit und Einfluss des Umweltzeichens auf Kaufentscheidungen.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler verwies auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Handeln und zeichnete 19 heimische Betriebe mit dem Umweltzeichen aus. Öko-Vorreiter aus unterschiedlichen Branchen, des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) sprachen über die Effekte des einzigen umfassend staatlich geprüften Umweltsiegels in Österreich.
"Eine klimafreundliche Zukunft zu schaffen, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Das Österreichische Umweltzeichen unterstützt seit 30 Jahren Unternehmen dabei, ihre Produkte und Dienstleistungen umweltfreundlich zu gestalten. Wir brauchen Nachhaltigkeit im wirtschaftlichen Handeln, um der Klimakrise aktiv gegenzusteuern und gleichzeitig für eine gute Zukunft für uns alle sorgen zu können", betonte Gewessler, die im Rahmen der Veranstaltung das Umweltzeichen an 19 Betriebe verlieh.
Der Weg des Österreichischen Umweltzeichens
Andreas Tschulik, Leiter der Abteilung Betrieblicher Umweltschutz im BMK, zeigte die Meilensteine des Umweltsiegels in den letzten 30 Jahren auf. Konsumentinnen und Konsumenten fiel es aufgrund der rasant wachsenden Produktlandschaft immer schwerer, umweltfreundliche Angebote zu erkennen. Daher wurde das Österreichische Umweltzeichen 1990 vom Umweltministerium ins Leben gerufen – seither hat sich bereits viel getan: "Mit der Einführung des Umweltzeichens für Tourismusbetriebe im Jahr 1996 setzte Österreich als erstes Land weltweit nationale Standards für nachhaltigen Tourismus. Pionierleistungen wurden auch mit neuen Umweltkriterien für den Bildungssektor, für Green Meetings und Events sowie mit Kriterien für Green Producing in Film- und Fernsehproduktionen erbracht. Unser Ziel ist es, den Marktanteil von umweltfreundlichen Alternativen weiter zu steigern und das Bewusstsein für den Umweltschutz verstärkt in Österreichs Unternehmen zu verankern", so Tschulik über die laufende Weiterentwicklung des Gütesiegels.
Konsumentenverhalten in Zeiten von Klimakrise und Pandemie
Aus einer im September 2020 durchgeführten Studie des Österreichischen Gallup Instituts geht hervor, dass 23 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten beim Kauf von Produkten besonders auf Umweltaspekte achten und ihnen Umweltfreundlichkeit dabei sehr wichtig ist. Weitere wichtige Ergebnisse der Studie:
- 45 Prozent der Befragten gaben an, bei gewissen Produkten den Umweltaspekt zu berücksichtigen. Bei knapp einem Drittel (32 Prozent) stehen überwiegend andere Faktoren wie Preis, Qualität und Marke im Vordergrund.
- 59 Prozent der Befragten gaben an, das Österreichische Umweltzeichen zu kennen. Die Bekanntheit des Umweltsiegels steigt mit dem Schul- und Bildungsniveau sowie dem Haushalts-Nettoeinkommen an. Je jünger die Befragten, desto größer ist die Bekanntheit: Das Umweltzeichen ist unter den 14- bis 30-Jährigen (64 Prozent) und 31- bis 50-Jährigen (61 Prozent) bekannter als bei den über 50-Jährigen (55 Prozent).
- 53 Prozent der befragten Personen gaben an, dass das Umweltzeichen ihre Kaufentscheidungen beeinflusst – 14 Prozent davon in stärkerem Ausmaß. Für Frauen spielt mit 59 Prozent die Auszeichnung mit dem Österreichischen Umweltzeichen eine wichtigere Rolle als für Männer mit 48 Prozent.
- Bei den befragten Personen sind Waschmittel, Hygienepapier, Haushaltsreiniger, Geschirrspülmittel und Schreibwaren die bekanntesten Umweltzeichen-Produkte.
- 42 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten haben Produkte mit dem Umweltzeichen im letzten Monat gekauft.
"Coronakrise hat das Bewusstsein für Nachhaltigkeit weiter geschärft"
"Die Corona-Krise hat bei Menschen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit noch weiter geschärft. Nachhaltigkeitssiegel wirken in beide Richtungen: einerseits bieten sie den Konsumentinnen und Konsumenten Orientierung, vereinfachen und verkürzen den Weg zur Entscheidung für nachhaltige bzw. ethisch vertretbare Produkte und Dienstleistungen. Andererseits tragen sie zur Verbesserung des Unternehmensimages bei, dies ist umso wichtiger, als die Erwartungen an das ethische Verhalten von Unternehmen und Organisationen gestiegen sind", erläuterte Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup Instituts.
Der Beitrag des Umweltzeichens für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft wurde im Rahmen der Veranstaltung aus verschiedenen Perspektiven thematisiert: Auf den Aspekt nachhaltige Energieerzeugung für den Klimaschutz ging Ulrich Streibl, Vorstand der oekostrom AG, ein. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, sei der Umstieg auf erneuerbare Energien alternativlos: "Wir werden uns auch in den kommenden Jahren auf den weiteren Ausbau erneuerbarer Energie konzentrieren, neue Projekte entwickeln und diese auch umsetzen. Das Schöne am Umweltzeichen ist, dass es lebendig ist und das Ministerium immer im Austausch mit den Energieversorgern steht – gemeinsam können wir es zum Wohle der Konsumentinnen und Konsumenten sowie des Klimas laufend weiterentwickeln."
Vielfältiger Einsatz und Nutzen des Umweltzeichens
Zu Chemikalien im Umwelt- und Gesundheitsschutz verwies Susanne Stark, Bereich Untersuchungen und Umweltzeichen im VKI, auf die kürzlich veröffentlichte EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit, die auf einen höheren Schutz der Menschen und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien ausgerichtet ist. "Die EU-Kommission hat das Problem erkannt und kündigt in ihrer Chemikalienstrategie vom 14.Oktober 2020 an, dass die schädlichsten Chemikalien in Verbraucherprodukten verboten oder minimiert werden sollen. Das Umweltzeichen ist hier schon lange Vorreiter: Ausgezeichnete Produkte dürfen Schadstoffe gar nicht oder nur in sehr geringen Konzentrationen enthalten."
Aber auch Umweltbewusstsein und Kommunikation lassen sich auf einen Nenner bringen. So betonte John Lueftner, Produzent und geschäftsführender Gesellschafter, dass sich die Superfilm Filmproduktions GmbH schon seit Jahren im Klimaschutz engagiert und für die österreichische Filmbranche die Richtlinien des Umweltzeichens mitentwickelt hat: „Das Thema betrifft uns alle, ist wirklich wichtig und – vor allem – machbar. Anfangs war dies Neuland, doch schon bald wurde ‚Green Producing' für uns selbstverständlich und Bestandteil bei der Planung und Umsetzung aller unserer Produktionen. Jeder soll seinen Beitrag für eine bessere Umwelt leisten!"
In Hinblick auf die Umweltbildung ging Gabriele Eder-Lindinger, Direktorin Bundesrealgymnasium mit musischer Ausbildung Wien III, auf die bedeutende Rolle der Schulen ein: "Nachhaltige Entwicklungsziele müssen gerade auch an jenem Ort verfolgt werden, wo die heranwachsende Generation einen Großteil ihrer Zeit verbringt: in der Schule. Für uns als Umweltzeichenschule ist im pädagogischen, sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Bereich eine Grundhaltung wichtig, welche auf eine positive, zukunftsträchtige Umweltwirkung abzielt."
Umweltschutz im Business
Wolfgang Viehauser, Marktvorstand und Sprecher des Vorstandes der Hypo NOE, ging auf die Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzprojekten ein und bezog sich dabei auf das Potenzial von nachhaltigen Investments: "Im 30. Jahr des Bestehens des Umweltzeichens hat sich der Markt grüner Finanzierungsformen – und damit die Finanzierung von grünen Projekten – vom Nischenmarkt zum Mainstream entwickelt. Green Bonds sind heute ein optimales Finanzinstrument, um die Anpassung an den Klimawandel und den Klimaschutz zu fördern – sie bieten Banken eine gute Möglichkeit ihren Beitrag zu den Umweltzielen im Rahmen des Green Deals der EU zu leisten."
Zum Themenbereich Betrieblicher Umweltschutz und Einsparungen im Betrieb sagte Thomas Hruschka, Leiter des Bereichs Nachhaltige Entwicklung in der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), OekoBusiness Wien (der Stadt Wien) und das Österreichische Umweltzeichen würden in der seit über 20 Jahren bestehenden Partnerschaft beweisen, dass erfolgreiches Wirtschaften und Umweltschutz keine Gegensätze sind. „Besonders stark ist das Umweltzeichen in der Wiener Tourismusbranche vertreten: vom kleinen Café über den Wiener Heurigen bis hin zum luxuriösen Hotel haben sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer bereit erklärt, in ihrem Betrieb die hohen Umweltstandards des Umweltzeichens für Tourismus zu erfüllen und sind damit wichtige Botschafterinnen und Botschafter einer umweltfreundlichen Wiener Gastlichkeit geworden", so Hruschka.
Kampf gegen "Greenwashing": Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft
In einer abschließenden Diskussionsrunde zum Thema "Konsumenten und Betriebe – Verbündete im Umwelt- und Klimaschutz?" zeigte sich Christian Kornherr, Leiter des Bereichs Untersuchung im VKI, bewusst kritisch und verwies auf die Relevanz des staatlichen Umweltsiegels: "Der heute mehr denn je aktuelle Kampf gegen Greenwashing zeigt, dass Konsumentinnen und Konsumenten sowie Betriebe leider keine natürlichen Verbündeten im Umwelt- und Klimaschutz sind. Darum gilt auch nach 30 Jahren – Vertrauen beim nachhaltigen Konsum reicht nicht aus, es braucht immer noch die unabhängige Bestätigung durch das Österreichische Umweltzeichen." Christian Pladerer, Leitung und Vorstand des Österreichischen Ökologie-Instituts, ergänzte: "Das Österreichische Umweltzeichen ist seit 30 Jahren ein Garant und unabhängige Orientierungshilfe für nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Bildungseinrichtungen in Österreich. Mit dem Umweltzeichen erfüllen Hersteller von Papierprodukten, Farben, Lacken, Reinigungsmitteln, Mehrwegverpackungen u. v. m. sowie Tourismusbetriebe, FilmproduzentInnen bis hin zu Schulen und Kindergärten ihren Beitrag zur nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft."
Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup Instituts, ging auf die Ergebnisse der aktuellen Studie zur Bekanntheit des Österreichischen Umweltzeichens ein. Martina Kuso, Kommunikationsleiterin des Kunst Haus Wien, erläuterte abschließend die nachhaltige Ausrichtung des Museums: "Ausgehend von den visionären Ideen Hundertwassers verbindet das Kunst Haus Wien Kunst und Ökologie. Als erstes Museum mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet, möchten wir aktuelle Themen zur Klimakrise in den öffentlichen Diskurs einbringen und Besucherinnen und Besucher zum Handeln anregen."
www.umweltzeichen.at
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