"22 Prozent der Betriebe fühlen sich über die Digitalisierung schlecht informiert"

| 25.04.2018

KSV1870: Kärnten hat den größten Nachholbedarf, Vorarlberg ist Vorreiter.

Im Rahmen der gemütlichen Atmosphäre des Wintergartens im Haas Haus am Wiener Stephansplatz lud der Bonitätsprüfer und Inkasso-Dienstleister KSV1870 zur Präsentation seiner aktuellen Umfrage: Zahlreiche interessierte Gäste folgten der Einladung, um sich zu den neuesten Ergebnissen des "Austrian Business Check" zu informieren.

Die Umfrage liefert stichhaltige Informationen zu den Themen Investitionen, Finanzierung und Digitalisierung bei österreichischen Unternehmen. Dabei stellte man fest dass sich 22 Prozent der Betriebe immer noch schlecht informiert fühlen: Am häufigsten werden aktuell Digitalprojekte im administrativen Bereich umgesetzt, 29 Prozent der heimischen Unternehmen planen für  die Zukunft aber keine weiteren Projekte. 

Der "Austrian Business Check" zur Investitionslage zeige, dass 43 Prozent der Unternehmen 2018 mehr investieren wollen als im Vorjahr. Jedoch halten 48 Prozent eine Kreditaufnahme für schwierig. Von der Bundesregierung erwarte man sich vor allem einen Abbau der Bürokratie, Senkung der Steuern auf Einkommen sowie eine allgemeine Förderung der Wirtschaft.

Großunternehmen besser informiert als Kleinbetriebe

Obwohl die Digitalisierung in aller Munde ist, sind Großunternehmen generell viel besser informiert als Kleinbetriebe: Dabei hat Kärnten den wohl größten Nachholbedarf, Vorarlberg ist dagegen Vorreiter. In der Praxis ist das Wissen in vielen Bereichen noch nicht angekommen, für rund 80 Prozent der Befragten hat die Modernisierung des Produkt- oder Serviceangebots im Digitalbereich momentan keine Priorität. 70 Prozent verzichten gänzlich auf die Digitalisierung von Arbeitsabläufen und Produktionsprozessen. Der Großteil der aktuellen sowie umgesetzten Projekte fokussiere auf die Effizienzsteigerung von Verwaltungsprozessen.

Die am öftesten umgesetzten Digitalprojekte seien im administrativen Bereich angesiedelt. Vor allem die Themen elektronischer Zahlungsverkehr, Bankgeschäfte, Rechnungswesen sowie E-Government stünden im Vordergrund. 84 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über keinen eigenen Webshop und 94 Prozent haben keine Unternehmens-App. 66 Prozent beschäftigen sich aktuell nicht mit Geschäftsanwendungen auf mobilen Geräten. Auch die Modernisierung von Produkt- bzw. Serviceangeboten sei für 80 Prozent nachrangig. 70 Prozent verzichten auf die Digitalisierung von Arbeitsabläufen und Produktionsprozessen. Cloud Computing sei für 73 Prozent irrelevant.

Backoffice statt Digitalisierungsstrategie

"Die Unternehmen versuchen, ihre internen Prozesse effizienter zu gestalten und digitalisieren hauptsächlich Verwaltungsprozesse. Das passt zu den Investitionen, die gerade verstärkt im IT-Bereich getätigt werden. Die Vorteile einer effizienten Verwaltung in Ehren, aber in Österreich wird bei diesem Thema das Pferd von hinten aufgezäumt. Die Digitalisierung nimmt ihren Anfang im Backoffice und nicht beim Kunden. Die vertrieblichen Chancen, die sich durch digitale Lösungen ergeben, bleiben momentan fast ungenutzt", erläutert Ricardo-José Vybiral, Vorstand der KSV1870 Holding.

Vergleichsweise häufig haben die Unternehmen einen eigenen Social Media-Auftritt (41 Prozent). Vorreiter sind dabei die Salzburger mit 59 Prozent, die Steirer sind mit 33 Prozent vertreten. 42 Prozent der Befragten Teilnehmer nutzen firmenexterne soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Xing und co, obwohl sie diese für nicht sehr wichtig in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit halten.

Investitionskurbel bei IT-Bereich und Stabilität

Rund 43 Prozent der befragten Unternehmen werden 2018 mehr investieren als im Vorjahr, 78 Prozent beschreiben die Stimmung in Bezug auf Investitionen in ihrem Unternehmen aktuell als positiv. Was die Investitionsstimmung betrifft, so ist die Einstellung bei mittelgroßen Unternehmen mit 90 Prozent und großen Betrieben mit 86 Prozent am positivsten. Der Schnitt liegt dabei bei 78 Prozent. Jedoch setzen sie bei der Finanzierung ungern auf Bankkredite, zu den Top-3-Motiven für die Investments zählen der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die langfristige Absicherung des Unternehmens sowie die Steigerung von Gewinnen.

Konkrete Investments planen die Unternehmen besonders in den Bereichen IT (31 Prozent), Werbung und PR (28 Prozent), Aus- und Fortbildung von Mitarbeitern (24 Prozent), Steigerung des Personalstandes
(21 Prozent), Fuhrpark (19 Prozent) sowie den Aufbau neuer Produktlinien und Geschäftszweige (15 Prozent): Die wichtigsten Motive sind der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, die langfristige Absicherung des Unternehmens, Gewinne zu steigern, die Markenbekanntheit zu erhöhen und den Marktanteil zu steigern. Finanzieren möchten die Unternehmen ihre Pläne vorrangig durch Eigenkapital (60 Prozent) und den eigenen Cashflow (30 Prozent). Auf Platz drei rangieren die Bankkredite (28 Prozent), gefolgt von Leasing (20 Prozent) und Förderungen (17 Prozent).

Angst vor dem Risiko

Investitionshürden stellen dagegen Bürokratie, Steuergesetze, Fachkräftemangel, fehlendes Kapital, steigende Lohnkosten und ungewisse Zukunftsrisiken dar, jedes fünfte Unternehmen möchte lieber im sicheren Hafen verankert sein. Dadurch erschwert sich allerdings der Wachstum, auch lassen sich nicht alle Investments durch Eigenmittel finanzieren.

Die Wünsche an die Bundesregierung in diesem Fall sind deutlich: Der Abbau der Bürokratie wird von 76 Prozent gefordert, die Senkung der Steuern auf Einkommen von 67 Prozent und die Förderung der Wirtschaft im Allgemeinen von 56 Prozent. Aus Sicht der Unternehmen ist eine Kreditaufnahme in Österreich nämlich kein einfaches Projekt: 48 Prozent halten den Prozess für schwierig, deutlich weniger halten diese hinsichtlich Vergabe, Zeit und Höhe für angemessen oder gar einfach. 52 Prozent stufen die Konditionen akzeptabel ein, 15 Prozent sprechen sogar von guten Konditionen und geringen Kosten. 65 Prozent wollen heuer keinen Kredit beantragen.

"Bei diesem Thema sind die Befragten seit Jahren gespalten. Einerseits halten sie eine Kreditaufnahme für schwierig, die Konditionen und Kosten sind für sie aber großteils akzeptabel. Der Bankkredit hat aus unserer Sicht ein Imageproblem und ist gleichzeitig für Investitionen im mittleren bis größeren Rahmen unverzichtbar. Das wären typischerweise die Gründung neuer Standorte, Expansionen, die Entwicklung weiterer Geschäftsfelder, die Anschaffung von Produktionsmitteln oder auch Forschung und Entwicklung", erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. (jr)

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