„Moral und Empathie spielen in der Wirtschaft eine besonders wichtige Rolle"

| 27.10.2016

Symposium der Strategie Austria in Wien. 

„Wenn wir als Unternehmen und Kommunikationsprofis um die Aufmerksamkeit von Menschen buhlen, muss uns klar sein, dass wir Lebenszeit von ihnen haben wollen“, so Watchado-Gründer Ali Mahlodji in seinem Eröffnungsstatement beim Symposium der Strategie Austria in Wien. Er führte als Moderator durch das Programm, das unter dem Motto „Empathie – Open up!“ stand.  Ein Motto das Sonja Prem, Präsidentin von Strategie Austria, so erklärt: „Die Perspektive anderer verstehen zu können ist eine unverzichtbare Business-Fähigkeit, wenn es darum geht, wirklich relevante (Marken-)Strategien zu entwickeln. Voraussetzung für Empathie sind Neugier, Interesse und Offenheit – daher haben wir den Zusatz Open up hinzugefügt.“

Leitgedanke für turbulente Zeiten

Ute Frevert, Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut, hat die Geschichte der Gefühle als Forschungsgebiet. „In Zeiten mit großen gesellschaftlichen Veränderungen spielen Dimensionen wie Moral und Empathie in der Wirtschaft eine besonders wichtige Rolle. Heute befinden wir uns in einem ähnlich starken Umbruch wie zu Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert“, so Frevert. „Damals schrieb der Moralphilosoph – Adam Smith – das berühmteste Buch der Welt über Wirtschaft“.  „Wir möchten alle unsere Kunden bestmöglich verstehen, aber dabei vergessen wir oft auf das richtige Zuhören“, so Larissa Pohl, Vorstandsmitglied von Jung von Matt, Deutschland. „Wer gut zuhört, stellt gute Fragen. Pitches – oder Aufträge – gewinnt man nicht durch Plaudern“. Das gilt insbesondere für Führungskräfte. „Es ist leider ein Faktum, dass je mächtiger man wird, desto weniger hört man genau hin, wenn andere sprechen“, so Pohl.

„In fast allen Verfassungen weltweit steht, dass Unternehmen im Sinne des Gemeinwohls agieren sollen. Doch wir wissen alle, wie wenig das auch tatsächlich passiert“, so Christian Felber, Initiator der „Gemeinwohl-Ökonomie“ und des Projekts „Bank für Gemeinwohl“. „Wir alle haben ein Recht auf Transparenz und klare Fakten. Unser Ziel ist es, dass immer mehr Unternehmen Gemeinwohl-Berichte veröffentlichen, damit wir Konsumenten erkennen können, inwiefern das Wohl aller tatsächlich berücksichtig wird.“

Empathie im Netz?

Ingrid Brodnig, Autorin und Journalistin setzt sich intensiv mit dem Thema Hass im Internet auseinander. „Vor allem auf Facebook ist die Anzahl rassistischer, frauenfeindlicher oder sonst menschenverächtlicher Kommentare extrem hoch. Aber Facebook ist keine Hass-Maschine. Facebook ist eine Drama-Maschine“, so Brodnig. Und es gibt bereits einige technologische Entwicklungen, die Hassposter zum Reflektieren lenken sollen. „Zum Glück sehen wir auch immer häufiger Initiativen, die sich gegen die Hetze und die Hetzer richten. Empathie im Netzt ist also kein Ding der Unmöglichkeit.“  „Hinhören, hinschauen, hineinfühlen können – Empathie oder auch emotionale Intelligenz – wird immer wichtiger. Nicht umsonst bezeichnen Organisations- und Leadership-Experten sogenannte Soft Skills oft als Hard Skills. Mit unserem Jahressymposium haben wir dieses Trend-Thema in den Mittelpunkt gesetzt und aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen beleuchtet“, resümiert Sonja Prem die Veranstaltung.

www.strategieaustria.at

leadersnet.TV