Marketagent-Studie
Top 10 Nachrichten-Themen, die vermieden werden

| Redaktion 
| 27.02.2024

Eine aktuelle Studie zeigt, welchen Themen die Österreicher:innen bewusst ausweichen, welche Motive hinter der Verweigerung stehen und wie das Publikum wieder zurückgewonnen werden könnte.

In den letzten Jahren mangelt es nicht an negativen Schlagzeilen. In Zeiten globaler und politischer Unsicherheiten hat es den Anschein, dass in der Berichterstattung eine Krise die andere jagt. Vor diesem Hintergrund kommt es immer häufiger zu Nachrichtenmüdigkeit oder sogar zur kompletten Verweigerung gegenüber News und Co. Das griff das digitale Research Institut Marketagent auf und befragte zwischen dem 28. Juni 2023 und dem 3. Juli 2023 1.001 Personen im Alter zwischen 14 und 75 Jahren. Das sind die Ergebnisse.

Pragmatismus beim Nachrichtenkonsum

Die Online-Umfrage ging dabei folgenden Fragen auf den Grund: Welchen Themen die Bürger:innen hierzulande bewusst ausweichen, welche Motive hinter der Nachrichtenverweigerung stehen und wie man das verlorene Publikum zurückgewinnen könnte.

Zwei von fünf Österreicher:innen bezeichnen sich selbst als Nachrichten-Pragmatiker:innen. Diese Gruppe informiert sich in einem Ausmaß, das ihnen ein Basiswissen über alles Wesentliche gibt, erspart sich aber die genauen Details. Jede:r Sechste sieht in sich einen Nachrichten-Junkie, der es liebt, sich mit aktuellen News zu beschäftigen und überall am aktuellsten Stand zu sein. In etwa gleich groß ist der Anteil der heimischen Nachrichten-Muffel (15 Prozent), die zwar gerne informiert wären, aber zu faul dafür sind. In die Gruppe der Nachrichten-Verweigerer ordnen sich 5,5 Prozent der Befragten aktiv ein.

82 Prozent gaben an, sich generell für das aktuelle Geschehen zu interessieren. Doch bereits hier wird ein heterogenes Bild der Bevölkerung deutlich: Während die selbsternannten Nachrichten-Junkies überdurchschnittlich interessiert an täglichen News sind, zeigen sich die Nachrichten-Muffel und -Verweigerer:innen merklich weniger engagiert. Bei der Studie offenbart sich aber auch ein Generations-Effekt. Je jünger die befragten Personen, umso geringer ist ihre Anteilnahme am aktuellen Nachrichtengeschehen ausgeprägt. Dieser Trend setzt sich beim bewussten Nachrichtenkonsum fort. Fast 6 von 10 Babyboomer:innen geben an, sich mehrmals täglich aktiv mit den News des Tages zu beschäftigen. Dem gegenüber stehen nur 17 Prozent der Mitglieder der GenZ, die in dieser Häufigkeit bewusst Nachrichten konsumieren. Neben den evidenten Unterschieden im Mediennutzungsverhalten zwischen den Generationen zeigen sich hier auch Umbrüche im Informations- und Newskonsum.

Gezielte Verweigerung

Neben Themen, mit denen sich die Österreicher:innen bewusst beschäftigen, wie der Gesundheit, Chronik, Regional-Politik und Ernährung, gibt es auch Nachrichteninhalte, die bewusst vermieden werden. "Hier zeigen die Daten, dass die Verweigerungshaltung gegenüber bestimmten Themen nicht nur die konsequenten Nachrichtenverweigerer betrifft, sondern sich dieses Phänomen in der Mitte der Gesellschaft wiederfindet. Es scheint sich also weniger um eine generelle Nachrichtenverdrossenheit zu handeln, sondern um eine bewusste und gezielte Abkehr von bestimmten Inhalten", sagt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.

Top 10 Nachrichten-Themen, die vermieden werden © Marketagent

Im Speziellen sind die Themen Krieg und Corona besonders unbeliebt bei den Österreicher:innen. Beim Thema Corona zeigt sich die mehrjährige Dauerbeschallung, die nicht nur bei den Nachrichten-Verweiger:innen durch ist, sondern sich in der Breite der Bevölkerung eine Covid-Verdrossenheit zeigt. Die Kriegsberichterstattung verdeutlicht dagegen, dass die bewusste Vermeidung eines Themas auch eine Form des Selbstschutzes sein kann. Drei Viertel der Nachrichten-Verweigerer:innen geben an, sich nicht mit Meldungen in Zusammenhang mit Kriegen beschäftigen zu wollen.
In der Fraktion der Nachrichten-Pragmatiker:innen, die in Österreich die größte Gruppe bilden, berichten ebenfalls zwei von fünf Befragten eine aktive Verweigerungshaltung gegenüber diesen Inhalten. Das Hauptmotiv für die Abkehr liegt mi 32 Prozent in den negativen Emotionen, die die Kriegsberichterstattung auslöst.

Gründe für die Vermeidung

Die Motive, sich von bestimmten Themen abzuwenden, sind so vielfältig wie die Nachrichten selbst. Dabei spielt vor allem das persönliche Interesse eine entscheidende Rolle. Speziell werden Soft News wie Kultur, Sport und Prominente aus diesem Grund häufig nicht konsumiert. Aber auch die politische Berichterstattung wird von mehr als einem Drittel der Befragten vermieden, weil sie kein oder zu wenig Interesse dafür aufbringen.

Vor allem bei politisch aufgeladenen Themen spielt auch ein Vertrauensverlust in die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Medien eine wichtige Rolle. Rund ein Viertel der Vermeider:innen von innen- oder außenpolitischen Nachrichten tut dies aus Zweifeln am Wahrheitsgehalt der Berichterstattung. Bei den Themen Klimakrise und Umwelt ist das Misstrauen sogar noch stärker ausgeprägt. Für mehr als ein Drittel ist Skepsis gegenüber den Nachrichtenquellen der Grund für den Boykott der Ökothematiken.

Wege zurück zum Publikum

Bei Themen, die vor allem aufgrund des grundsätzlich fehlenden Interesses abgelehnt werden, zeigen sich wenige Ansatzmöglichkeiten, um das Publikum zurück bzw. abzuholen. Hier wird von den Befragten mehrheitlich angegeben, dass es nichts gibt, dass sie zu einer Beschäftigung mit diesen Inhalten bewegen würde. Auch bei innen- und weltpolitischen Themen und Krisen sieht es ähnlich aus. Die Resultate legen einen dauerhaften Verlust von rund 50 Prozent der Verweiger:innen nahe. Die stärksten Hebel für eine Rückeroberung liegen hier in der Qualität und Objektivität der Berichterstattung. Insgesamt wünschen sich die Themenverweigerer:innen Nachrichten, die qualitativ hochwertiger, weniger manipulativ und weniger repetitiv sind.

Aktuelle Trends im Medienkonsum weisen allerdings in eine Richtung, die dies erschweren könnte. Gerade das Nachrichtenverhalten der jüngeren Generationen (Generation Z und Millennials), die mit kostenlosen Medienangeboten aufgewachsen sind, ist stark von Social Media Plattformen und gratis Online-Nachrichtenportalen geprägt. Hier wird es vor allem für seriöse Medienunternehmen ökonomisch immer schwieriger, qualitativ hochwertige Informationen bereit zu stellen.

www.marketagent.com

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