"Wein muss gelebt werden"

| 31.10.2013

Diplom-Sommelier Christian Zögernitz im Luxury News Interview über die neuesten Trends, welche Weine immer passen, und wie man Blender auffliegen lässt.

Im Keller des Trofana Royal in Ischgl lagern und reifen übers Jahr rund 25.000 edle Tropfen, die die Hausherren in den vergangenen Jahren gemeinsam mit dem Team um Diplom-Sommelier Christian Zögernitz aus den besten Weinbaugebieten der Welt zusammengetragen haben. Rund 60 Prozent stammen davon aus Österreich. Nicht jeder Wein schafft es auf die Karte, circa 8.000 bis 10.000 Flaschen werden für die nächsten Saisonen gelagert – manche Rotweine müssen sogar zwei bis drei Jahre im Keller bleiben. Luxury News hat den gebürtigen Niederösterreicher  zum Gespräch getroffen.

Luxury News: In Ihren Kellern lagern 25.000 Flaschen Wein. Wie schafften Sie es, diese Köstlichkeiten in Ihren Degustationskeller zu bringen?

Zögernitz: Vor etwa fünf Jahren haben wir über die Stränge geschlagen und um das Lager nachzurüsten irrtümlicherweise mehr bestellt als geplant. Unser Chef hat das in weiterer Folge aber sehr unterstützt. Im Keller befinden sich so viele Flaschen, da ja beispielsweise Rotweine erst nach zwei bis drei Jahren vom Keller auf die Karte kommen.

Luxury News: Woher kommen die edlen Tropfen? Kann man es wagen, einen als "den besten Wein" zu bezeichnen?

Zögernitz: Rund 60 Prozent stammen aus Österreich, der Rest aus Italien, Frankreich, Spanien usw. Gerade in schwierigen Jahren wie beispielsweise 2010 kann man sich ruhig auf die Topwinzer verlassen. Sie stehen nicht zu Unrecht an der Spitze der Pyramide.

Luxury News: Wie steht es bei dem großen Angebot um die Preise? Was kostet bei Ihnen die teuerste Flasche?

Zögernitz: Bei Weißweinen ist man ab 30 Euro gut dabei, bei Rotweinen ab 35 Euro. Der Großteil bewegt sich ca. bei 70 Euro. Der Montrachet Domaine Romanee Conti liegt bei 2.000 Euro, der La Romanée bei 12.000. Von Letzterem haben wir aber nur eine Flasche lagernd.

Luxury News: Welcher Wein passt immer?

Zögernitz: Mit einem Chardonnay aus dem Burgund kann man nicht viel falsch machen. Auch ein Großer aus Österreich, z. B Velich oder Kollwentz, kommt immer gut an.

Luxury News: Was trinken Sie am liebsten?

Zögernitz:  Im Moment schmeckt mir Bordeaux am besten, ebenso Riesling aus den Weinbaugebieten Wachau, Kremstal oder Kamptal sowie Große Gewächse Deutschland.

Luxury News: Wohin geht der Trend?

Zögernitz:  In letzter Zeit wurden in der Regel auch die großen Weine aus Spitzenlagen viel zu jung getrunken. Zugegeben: Sie schmecken durch ihre Frische auch im ersten Jahr köstlich, aber ihnen deswegen schon bei Ankunft des Folgejahrgangs kaum mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ist ein großer Fehler. Gereifte erleben geradezu eine Renaissance und sind stark im Kommen. Ich denke da an Kabinett Weine, Federspiel etc. Die Zeit der Junker ist definitiv vorbei.

Luxury News: Viele Laien halten sich für Experten. Zieht sich das durch alle Nationen?

Zögernitz: Allen Vorurteilen zum Trotz kennen sich Russen sehr gut aus – Hirzberger, Pöckl etc. sind ihnen meist ein Begriff. Einen "schlechten"  Wein kann man ihnen schon lange nicht mehr verkaufen, sie lassen sich auch sehr gerne leiten und beraten. Der typische Wiener hingegen ist eher beratungsresistent.

Luxury News: Woran erkennen Sie Angeber und Blender?

Zögernitz: Mein Beruf erfordert nicht nur ein enormes Fachwissen sondern auch eine profunde Menschenkenntnis. Wenn ein Gast im Jänner nach Smaragd-Weinen fragt, die ja erst Mitte Mai gefüllt werden, ist er definitiv kein Weinkenner. Auch Leute, die keinen reifen Wein trinken wollen, sollten das lieber für sich behalten.

www.trofana-royal.at