Festakt
Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge in St. Pölten

Nach der Sanierung soll die Kulturstätte zu einem Ort des Gedenkens, Lernens und des Miteinanders werden. Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft, Politik und Religion nahmen an dem Festakt in der Landeshauptstadt teil. 

Am Donnerstagabend fand in St. Pölten die Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge statt. Gäste aus Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft, Politik und Religion – darunter Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bundesminister Gerhard Karner, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bürgermeister Matthias Stadler, Erster Landtagspräsident Karl Wilfing, Dritte Landtagspräsidentin Eva Prischl, der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wien Oskar Deutsch, Oberrabiner Jaron Engelmayer, der Botschafter des Staates Israel David Roet, sowie Angehörige der einstigen jüdischen Gemeinde St. Pölten nahmen am Festakt teil. 

Erinnerung wachhalten

"Die Geschichte Niederösterreichs ist untrennbar mit jüdischem Leben verbunden", sagte Johanna Mikl-Leitner in ihrer Eröffnungsrede. In Niederösterreich habe es österreichweit die meisten, nämlich 15 israelitische Kultusgemeinden gegeben, daher sehe man es als Aufgabe und Verantwortung, "die Erinnerung an das jüdische Leben von damals und vor allem die Erinnerung an die furchtbaren Gräueltaten, die Jüdinnen und Juden bei uns erfahren mussten, wachzuhalten." Die ehemalige Synagoge werde mit ihrer Wiedereröffnung "zu einem zentralen Ort des Erinnerns, Gedenkens und des Lernens und auch zu einem lebendigen Ort der Kultur, der Begegnung und des Miteinanders", so die Landeshauptfrau.

"Ich denke auch, dass es gerade im Zuge der Wiedereröffnung der ehemaligen Synagoge wichtig ist, das Versprechen abzugeben, dass der Kampf gegen den Antisemitismus als Staatsräson in unserem Land immer Geltung und Wirkung hat"- denn die Synagoge werde in einer besonders schwierigen Zeit vor allem für jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wiedereröffnet. Mikl-Leitner sprach dabei vom Angriff der Hamas auf Israel und die zunehmenden antisemitischen Angriffe in ganz Europa, auch in Österreich. Die Landeshauptfrau betonte: "Da gibt es Null Toleranz." Auch in der Landeshauptleute-Konferenz unter dem Vorsitz Mikl-Leitners habe man es sich zum zentralen Anliegen gemacht, die Erinnerung an diese Zeit aufrecht zu erhalten und sowohl junge Menschen als auch Zuwanderer zu "Verbündeten im Kampf gegen den Antisemitismus" zu machen.

Kampf gegen Antisemitismus

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Vorsitzender des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, sagte: "Die ehemalige Synagoge ist heute nicht nur ein Ort der Erinnerungskultur und des Gedenkens, sie ist vor allem ein Ort des Forschens, des Entwickelns und des Bezugs zu heute, denn sie erzählt uns im Blick auf die Vergangenheit, was wir heute zu tun haben." Bundesminister Gerhard Karner betonte, dass es wichtig sei "als Gesellschaft und als Polizei die Verantwortung zu übernehmen und das jüdische Leben sichtbar nach außen zu tragen." Karner nannte hier das Mauthausen Memorial, "wo wir danach trachten, dass Schüler:innen, auch der Polizei, diese Anlagen besuchen", denn "so setzen wir Akzente im Kampf gegen Antisemitismus und im Kampf dafür, dass jüdisches Leben in der Öffentlichkeit sicher stattfinden kann."

Die wiedereröffnete ehemalige Synagoge sei nach Sanierung "ein besonderes Gebäude und eine Zierde für die Stadt", sagte Bürgermeister Matthias Stadler. Er hob besonders das installierte Lichtsymbol hervor: "Der Lichtstrahl ist ein Stachel, der uns erinnern soll an die aufstrebende jüdische Gemeinde in St. Pölten, aber auch an die Vernichtung dieser Gemeinde und die finsterste Zeit unserer Geschichte."

Kulturstätte, die alle Menschen einlädt, einander auf vielfältige Weise zu begegnen

Als einstiges Gotteshaus der Kultusgemeinde St. Pölten sei diese Synagoge ein Teil des sogenannten jüdischen Kulturerbes, zu dessen Erhalt und Förderung sich die Regierung des Landes Niederösterreich verpflichtet habe. Die Wiedereröffnung sei aus drei Gründen bedeutsam, betonte Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin der Ehemaligen Synagoge St. Pölten: "Ihr materielles Fundament, das Gebäude, wird geschützt und dauerhaft erhalten. Damit wird aber auch die Geschichte ihrer vernichteten jüdischen Gemeinde vor dem Vergessen bewahrt. Und schließlich wird eine Kulturstätte geschaffen, die Menschen, gleich welcher Herkunft und Religion, einlädt, einander auf vielfältige Weise zu begegnen und kennenzulernen."

Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch nannte die wiedereröffnete ehemalige Synagoge "einen Baustein im Kampf gegen den Antisemitismus", denn sie eröffne die Möglichkeit, "Menschen positiv mit dem Judentum zu konfrontieren und es ein wenig mehr zu verstehen." Oberrabiner Jaron Engelmayer unterstrich die Bedeutung der Synagoge als "fixen Bezugspunkt, ein Zuhause und ein Stück Heiligkeit für jüdische Menschen."

Musikalische Untermalung

Die musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier wurde mit dem Gebet "Mah Tovu", gesungen von Kantor Paul Heller Nachkomme der jüdischen Familien Glaser und Heller, eingeleitet. Das Intermezzo gestaltete Cellistin Monica Scott Urenkelin des Architekten der Synagoge Theodor Schreier, mit der Eigenkomposition "17 Generations". Zum Abschluss spielte das Beethoven Frühling Kammerorchester unter der Leitung von Dorothy Khadem-Missagh das "Adagietto" von Gustav Mahler.

Das Kulturzentrum mit der Dauerpräsentation "Die Synagoge und ihre Gemeinde" sowie das Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm sind Teil des Jahresschwerpunktes 'Kultur St. Pölten 2024'.

www.ehemalige-synagoge.at

Anmeldung zum LEADERSNET-ART Newsletter

In den "Daily Business News" von Opinion Leaders Network berichten wir ab sofort täglich auch über die Themen Kunst, Design und Kultur.
Alle 14 Tage erscheint LEADERSNET-ART und bringt die Highlights der Branche.

Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

Anmeldung zum LEADERSNET-ART Newsletter

In den "Daily Business News" von Opinion Leaders Network berichten wir ab sofort täglich auch über die Themen Kunst, Design und Kultur.
Alle 14 Tage erscheint LEADERSNET-ART und bringt die Highlights der Branche.

Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

leadersnet.TV