"Eine Idee ist wenig wert, wenn man sie nicht konsequent umsetzt und gegebenenfalls anpasst"

| Bernhard Führer 
| 22.12.2023

Johannes Braith, CEO und Mitbegründer von Storebox, erklärt im LEADERSNET-Interview u.a. wie aus dem Start-up das am schnellsten wachsende Franchisesystem in Europa wurde, weshalb das Angebot bei Privat- als auch bei Gewerbekund:innen auf Anklang stößt und warum es für ihn ein Glücksfall war, dass er kurz vor der Matura vom Gymnasium verwiesen wurde. Zudem spricht er über weitere Expansionspläne und das Thema Nachhaltigkeit.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Braith, erzählen Sie Ihren Hintergrund. Wie sind Sie aufgewachsen? Wie haben Ihre Kindheit und Ihr Aufwachsen Ihren Weg als Entrepreneur und Unternehmer beeinflusst?

Johannes Braith: Ich bin in Kaumberg, einem kleinen Ort in Niederösterreich, aufgewachsen. Dort besuchte ich auch die Volksschule und in der Nähe dann das Gymnasium. Bereits im Volksschulalter begann ich, "unternehmerisch" tätig zu sein, indem ich parkende Autos ungefragt wusch oder selbstgebastelte Gegenstände auf der Straße verkaufte. Anscheinend fand ich recht früh Freude am unternehmerischen Handeln. Mit 17 Jahren wurde ich kurz vor der Matura vom Gymnasium verwiesen, da ich Themen abseits des Unterrichts spannender fand. Das war ein einschneidendes Erlebnis, da ich daraufhin eine Lehre als Speditionskaufmann begann, die mir den Weg in die Logistik eröffnete.

LEADERSNET: Können Sie uns einen Überblick über die Entstehungsgeschichte von Storebox und Ihre Motivation, dieses Unternehmen zu gründen, geben?

Braith: Storebox war zu Beginn die größte Lagerplatzbörse im deutschsprachigen Raum. Allerdings gab es als Two-Side-Marketplace einige Herausforderungen wie etwa doppelte Marketingkosten und eine geringe Contribution. Das heutige Produkt hat mit der damaligen Idee nicht mehr viel zu tun. Heute ist Storebox die erste komplett digitalisierte Selfstorage-Lösung in Europa mit über 300 Standorten in sechs Ländern: Österreich, Deutschland, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz. Das Unternehmen hat sich auf Lager- und Logistiklösungen im urbanen Raum spezialisiert. Das Angebot der zentral gelegenen Standorte wird sowohl von Privat- als auch von Gewerbekunden genutzt. Die Standorte können rund um die Uhr betreten werden, verfügen über smarte Sensorik, sind versichert, und der Buchungsprozess läuft komplett digital ab. Das Business-Angebot von Storebox umfasst individuelle Lager- und Logistiklösungen wie Click & Collect oder Micro-Hubs. Das Franchise-System ist dabei ein weiterer wichtiger Motor, der unsere rasch voranschreitende Expansion ermöglicht. Storebox bietet mit seinen Lagerflächen Lösungen für unterschiedliche Herausforderungen, wie die zunehmende Urbanisierung und die damit einhergehende Verkleinerung von Wohnraum. Genau das beschreibt eine meiner größten Motivationen: Lösungen für reale Probleme zu finden.

LEADERSNET: Was unterscheidet Storebox von herkömmlichen Self-Storage-Anbietern und welche Innovationen bringen Sie in diesen Markt ein?

Braith: Besonders das dichte, innerstädtische Standortnetzwerk bietet einen Mehrwert für ganze Nachbarschaften. Mit unseren Lagern schaffen wir Lösungen für reale Herausforderungen wie Platzmangel. Zusätzlich ermöglichen wir mit unserem innovativen System eine unkomplizierte Buchung, die in wenigen Schritten digital abgeschlossen werden kann. Mit unseren zentral gelegenen Standorten kann Stauraum rasch und flexibel erweitert werden. Darüber hinaus können Storebox-Standorte rund um die Uhr betreten werden, verfügen über smarte Sensorik und eingelagerte Gegenstände sind versichert. Wir bieten jedoch nicht nur Lösungen für Privatpersonen, sondern auch Logistiklösungen wie Micro Hubs, Click & Collect oder Paketwände für Unternehmen. Beispielsweise setzt unser Geschäftspartner IKEA auf Storebox als Click & Collect Abholmöglichkeit und steigert damit die Effizienz auf der letzten Meile. Durch die laufende Anpassung an sich verändernde Bedürfnisse und die Optimierung unserer Produkte schaffen wir es, zu den europäischen Marktführern für Selfstorage zu zählen. Unsere Vision ist es, die Logistik von morgen zu gestalten.

LEADERSNET: Kann Storebox seinen Mitbewerbern einen Schritt vorausbleiben und was sind die größten Risiken in der Zukunft?

Braith: Storebox hat früh erkannt, dass besonders in Städten der Wohnraum immer knapper wird und durch die zunehmende Urbanisierung Lagermöglichkeiten in der direkten Nachbarschaft gesucht werden. Besonders durch unser dichtes Filialnetz ist es möglich, der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Kurze Wege zum Lager sind dabei einer der Erfolgsfaktoren. Zusätzlich sind die Geschäftslösungen für Unternehmen relevanter denn je, da die letzte Meile in der Logistikkette besonders viel Optimierungspotenzial aufweist. Durch das Angebot des Click & Collect Services in Storebox-Standorten können Unternehmen ihren Bestellservice verbessern. Mit der Integration von Paketwänden an den Standorten können Kurier-, Express- und Paketdienste ihren Kundenservice optimieren und Ressourcen sparen.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen soziale Medien und Influencer-Marketing für Storebox bei der Kundenakquise und Markenbildung?

Braith: Storebox setzt bei seinen Marketingaktivitäten auf einen breiten Mix an unterschiedlichen Kanälen. Dabei wird der Erfolg laufend evaluiert und auch neue Möglichkeiten getestet. Soziale Medien spielen für uns eine entscheidende Rolle bei der Steigerung der Markenbekanntheit sowie der Kund:innenakquise. Der Schwerpunkt des Marketings liegt zudem auf Suchmaschinenmarketing, welches das Schalten bezahlter Anzeigen (SEA) sowie die organische Optimierung (SEO) umfasst.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Geschäftsphilosophie von Storebox und wie setzen Sie diese in der Praxis um?

Braith: Durch die Nutzung unserer Micro-Hubs, Click & Collect Abteile sowie unserer Paketwände ermöglichen wir die Verkürzung von Fahrtwegen und somit eine Einsparung von bis 40 Prozent CO2-Emissionen. Auf diese Weise gelingt es uns, mit unserem innerstädtischen und dezentralen Lagernetzwerk die Logistik nachhaltig zu verändern. Zudem haben wir uns dazu entschieden, unsere CO2-Emissionen zu kompensieren, um auch auf diesem Weg einen Beitrag zu leisten.

In Bezug auf die soziale Verantwortung verfolgt Storebox eine klare Diversitätsstrategie, denn für uns sind die Menschen der Schlüssel zum Erfolg. Wir setzen auf einen diversen Arbeitsplatz mit einem offenen und toleranten Umgang, um Vielfalt in jeder Form zu fördern. Wir sind stolz auf eine Genderquote von über 50 Prozent weiblich besetzten Management-Positionen, sowie auf die Integration von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten. Mit 17 Nationalitäten und der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung leben wir Diversität und feiern unsere Vielfalt.

LEADERSNET: Was ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die es Ihnen ermöglicht hat, dieses Geschäft aufzubauen? Waren Sie schlauer als andere oder arbeiteten Sie härter?

Braith: Häufig, wenn ich auf den Erfolg von Storebox angesprochen werde, begegnet mir die Aussage, dass man doch nur eine gute Idee benötigt. Die Wahrheit ist, dass eine Idee wenig wert ist, wenn man sie nicht konsequent umsetzt und gegebenenfalls anpasst. Ich denke, dass harte Arbeit mit Handschlagqualität, Geradlinigkeit und Klarheit in der Sache Eigenschaften sind, mit denen ich mich identifizieren kann. Resilienz und der eiserne Wille helfen beim Zug zum Tor.

LEADERSNET: Was ist der beste Ratschlag, den Sie für ihre berufliche Laufbahn und Ihr Leben je erhalten haben? Was ist die wichtigste Lektion, die Sie aus all dem gelernt haben? Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, was würden Sie sagen, war Ihr größtes Glück?

Braith: Ich halte es für entscheidend, sich stetig zu hinterfragen und gleichzeitig selbstbewusst zu agieren. Das ist auf den ersten Blick eine konträre Angelegenheit. Hilft allerdings dabei, zu reflektieren und bei Bedarf für Themen Menschen einzusetzen, die in einem gewissen Bereich fähiger sind als man selbst.

LEADERSNET: Was machen Sie als Privatmensch, wenn Sie Ihr Unternehmen nicht gerade leiten?

Braith: Mein beruflicher Alltag ist sehr fordernd und dominiert demnach auch meinen Alltag. Wenn es die Zeit zulässt, reise ich gerne, spiele Schach, gehe Angeln und bin im Gym.

www.yourstorebox.com

Der Geist der Vergangenheit
Wie plötzlich der Schulabbruch, zum Schulverweis wurde.
So sieht man, wie die eigene Vergangenheit nicht mehr gut genug ist für den jetzigen Erfolg...

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV