So viel kosten Meisterprüfungen in Österreich

| Tobias Seifried 
| 19.03.2023

Je nach Branche muss man mit Kosten von knapp 3.000 bis weit über 10.000 Euro kalkulieren, um Meister:in zu werden. Aufgrund des Fachkräftemangels könnte die Ausbildung künftig der Staat bezahlen.

Für sein im internationalen Vergleich einzigartiges (duales) Ausbildungssystem – das Modell der Lehre – bekommt Österreich weltweit Anerkennung. Die Meisterprüfung ist dabei die wichtigste Qualifikationsform für handwerkliche Berufe und ein Befähigungsnachweis für die selbständige gewerbliche Berufsausübung. Mit diesem Abschluss sind Fachkräfte zudem befähigt, einen Betrieb zu führen und Lehrlinge auszubilden. Doch vielen ist die Ausbildung zum:r Meister:in zu teuer, was in Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Problem darstellt. Doch wie teuer ist es eigentlich, Meister:in zu werden?

Vorbereitungskurse treiben Kosten

Die Gesamtkosten sind von einigen Faktoren abhängig. So ist der Besuch von vorbereitenden Kursmaßnahmen für eine Meister- oder Befähigungsprüfung nicht verpflichtend, für die meisten Kaditat:innen aber dennoch ein Muss. Anbieter:innen von solchen vorbereitenden Kursmaßnahmen sind keine staatlichen, sondern privatrechtliche Institutionen (z.B. WiFi, bfi). Viele Kurse sind mit hohen Kosten verbunden, für die es es aktuell keine bundesweite Unterstützung gibt. Zum Teil gibt es einzelne Länderförderungen. Für die Befähigungsprüfung zum:r Baumeister:in belaufen sich die Kosten für die Vorbereitungskurse beispielsweise auf 11.450 Euro - zuzüglich 1.906 Euro Prüfungsgebühr kommt man auf Gesamtkosten von 13.356 Euro. Die Meisterprüfung für Elektrotechniker:innen kommt insgesamt auf 6.281 Euro, jene für Frisör:innen auf 2.918 Euro.

Künftig kostenlos?

Im Gegensatz zu akademischen oder schulischen Abschlussprüfungen müssen Kanditat:innen die Gebühren zur Meister- oder Befähigungsprüfung sowie die Vorbereitungskurse derzeit selbst bezahlen. In einige Fällen werden diese Kosten auch von den Arbeitgeber:innen übernommen. "Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs der kommenden Jahre ist es wichtig, dass wir die duale Ausbildung noch attraktiver machen. Genauso wie bei einem Studium soll auch die Prüfung zur Meister:in kostenlos sein", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Für diesen Vorschlag bekommt der Minister Lob von diversen Seiten. So meint etwa Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich: "Die kostenlose Meister- und Befähigungsprüfung bedeutet eine maßgebliche Stärkung der Berufsbildung und ist ein wesentlicher Beitrag zur Fachkräftesicherung. Gleichzeitig ist sie auch Teil der so wichtigen höheren Berufsbildung. Die internationalen Erfahrungen etwa aus der Schweiz zeigen, dass ein öffentlicher Finanzierungsbeitrag die Attraktivität der Ausbildung steigert und dadurch zu höheren Zahlen von Absolvent:innen beiträgt".

Ähnlich sieht es Mario Derntl, Geschäftsführer der branchenübergreifenden Lehrlingsinitiative zukunft.lehre.österreich. (z.l.ö.): "Wir bei z.l.ö. begrüßen den Vorschlag zur kostenlosen Meister- und Befähigungsprüfung seitens der österreichischen Bundesregierung. Ein weiterer wichtiger Schritt um das Ansehen und Image der Lehre zu verbessern und so die dringend notwendigen qualifizierten Fachkräfte für unsere Unternehmen zu gewinnen".

Nichts Konkretes

Wie die Maßnahme umgesetzt und finanziert werden soll, ließ Kocher bei der Ankündigung völlig offen. Es könnte also noch einige Zeit dauern, bis man in Österreich kostenlos zum Meister:innentitel kommen kann. Möglicherweise kommt es auch gar nicht dazu. Die Meisterprüfung ist am nationalen Qualifikationsrahmen auf derselben Stufe wie der Bachelorabschluss, auf Stufe sechs, eingeordnet.

www.bmaw.gv.at

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