"Die Art Innsbruck ist seit jeher anders als andere Kunstmessen"

Johanna Penz, Veranstalterin der Art Innsbruck, im Interview über die Highlights der Messe im Jubiläumsjahr, welche Werke man in Sachen Investition im Auge behalten sollte, die Entwicklungen am Kunstmarkt und ob sich nur "Mutige" an digitale Kunst herantrauen sollen.

Die Art Innsbruck feiert heuer ihr 25-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr will die internationale Messe für zeitgenössische Kunst, klassische Moderne, Pop Art und weitere Strömungen des 19. - 21. Jahrhunderts mit ihrem hochkarätigen Messeprogramm ein selbstbewusstes Statement setzen. Worauf heuer der Fokus gelegt wird, auf welche Highlights sich die Besucher freuen dürfen und  wo es einen verlässlichem Wertzuwachs gibt, verrät 
Johanna Penz, Veranstalterin der Art Innsbruck, im Interview.

Luxury News: Die Art Innsbruck feiert heuer ihr 25-jähriges Jubiläum. Auf welche Highlights darf man sich freuen?

Penz: Das absolute Highlight stellt die große Sonderpräsentation Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000), einem der bedeutendsten Künstler der internationalen Avantgarde und Nachkriegsmoderne dar. Hundertwassers Arbeiten sind am freien Markt kaum mehr verfügbar, sondern nur mehr in Museen zu bewundern oder in Privatsammlungen gebunkert. In Zeiten der Klimakrise ist der ökologische Aktivist und "Gegner der geraden Linie" Friedensreich Hundertwasser auch mehr als 20 Jahre nach seinem Tod nicht nur durch seine herausragenden Kunstwerke, sondern auch durch seine kompromisslosen Aktionen zum Schutz des Wassers und des Regenwaldes, sowie durch seinen Kampf für eine abfallfreie Gesellschaft weltweit bekannt und einmal mehr voll im Trend. Die Galerie WOS Zürich konnte es durch ihre exzellenten Kontakte ermöglichen, dass 50 zum Teil noch nie veröffentlichte Unikate und Probedrucke aus einer Privatsammlung auf der Art Innsbruck käuflich erworben werden können. Und natürlich bringen auch alle anderen Aussteller:innen die herausragendsten Exponate aus ihrem Galerieprogramm auf die Art Innsbruck mit.

Luxury News: Wie kam es eigentlich dazu, die Art Innsbruck ins Leben zu rufen?

Penz: Meine Vorliebe galt und gilt nach wie vor der Organisation von großen Projekten und Initiativen. Ich komme aus der Wirtschaft und plante damals an sich mit einem Businesspartner eine Tourismusmesse in Tirol zu installieren. Im Zuge des Sondierens bahnte sich meine Liebe zur Kunst ihren Weg und die Erkenntnis, dass es damals in einem Radius von 500 km keine namhafte Kunstmesse gab, gab schließlich den Ausschlag, so eine Messe auf internationaler Basis ins Leben zu rufen. Das Gründungskonzept sah unter anderem vor, Kunst aus anderen Nationen mit dem regionalen Kunstgeschehen zu verknüpfen und zu präsentieren. Wir wurden anfangs belächelt, aber diese Synergie war sofort erfolgreich und hat in den Jahren zu zahlreichen weiteren kleineren Kunstinitiaven im Land inspiriert. Getreu dem Motto „never change a running system“ werden nach wie vor überwiegend Galerien aus dem Ausland zur Teilnahme eingeladen

Luxury News: Was unterscheidet die Messe von anderen Kunstmessen? An wen richtet Sie sich?

Penz :Die Art Innsbruck ist seit jeher anders als andere Kunstmessen, bunter, vielfältiger, glamouröser – das polarisiert. Und es hat sich bewiesen, dass es genau das ist, dieses "glow and tingle" auf einer soliden Basis an Qualität, was unser Publikum schätzt und liebt. Die Art Innsbruck richtet sich sowohl an versierte Kunstsammler:innen, welche hiebei voll auf ihre Kosten kommen, als auch an Einsteiger:innen unter den Kunstliebhaber:innen. Die Kunstmesse ist vor allem eine hervorragende Gelegenheit, sich regional und international mit Kunstschaffenden und Interessierten zu vernetzen.
Das Angebot ist breit gefächert und geht von einem breiten Mittelpreissegment mit Exponaten von Künstler:innen, welche schon einen guten Weg hinter sich haben und fest im Kunstgeschehen etabliert sind, bis zum High-Endbereich, also den international renommierten Künstler:innen wie bspw. Andy Warhol, Friedensreich Hundertwasser, Pablo Picasso, Hans Staudacher uvm.

Luxury News: Was waren die wichtigsten Meilensteine und größten Herausforderungen?

Penz: Die größte Herausforderung war und ist es noch immer, die Liebe zur Kunst und deren Protagonisten, also den eher ideellen, geisteswissenschaftlich angesiedelten Teil in mir mit dem ebenso wichtigen Part Business und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Das ist wie Feuer und Wasser, aber es gelingt mit einer gesunden Portion an Flexibilität und Realitätsbewusstsein.

Zu den wichtigsten Meilensteinen zählt, dass ich damals vor Gründung eine intensive Recherche um Kunstmessenparkett gemacht habe und mich über die, teilweise ungeschriebenen, Gepflogenheiten schlau gemacht habe. Die Vernetzung mit den Verantwortlichen einer großen deutschen Kunstmesse, die mir kollegial mit Tipps und Tricks entgegengekommen sind, haben mir sehr geholfen, meinem Wunsch, sofort professionell und nach internationalen Standards zu starten, nachzukommen. Das Bestreben nach Qualität und Perfektion prägt nach wie vor meine Arbeit.

Luxury News: Ist die Kunstbranche noch immer von Männern dominiert?

Penz: Ja. Kunst von Künstlerinnen wird generell viel weniger wahrgenommen und angekauft, als die von männlichen Kollegen. Man kann das auch beim Gang durch unsere Museen erkennen. Da hängt ein männliches Werk neben dem nächsten. Aber die Zeiten ändern sich langsam, die Frau als Künstlerin ist seit einigen Jahrzehnten massiv auf dem Vormarsch und die Preise weiblicher Kunst steigen unaufhörlich. Das hat auch mit der steigenden Anzahl von gutverdienenden weiblichen Sammlern zu tun, die gezielt weibliche Kunst kaufen. Das teuerste Werk einer noch lebenden Künstlerin ist übrigens "Propped" von der Britin Jenny Saville, deren Gemälde 2018 bei Sotheby’s um 10,8 Millionen Euro versteigert wurde.

Luxury News: Apropos Herausforderungen: Welchen Einfluss hat Corona eigentlich auf den Kunstmarkt?

Penz: Corona hat dem Kunstmarkt sehr geschadet. Es wird Jahre brauchen, diese Einbrüche wieder wett zu machen. Manche Galerien haben zwischen den Lockdowns gar nicht aufgemacht, da in dieser gedrückten Weltuntergangsstimmung, die gerade in den ersten Monaten der Pandemie geherrscht hatte, der Bereich Kunst im täglichen Leben eher in den Hintergrund gerückt ist. Es hat zwar hektische Initiativen der Digitalisierung von Kunstpräsentation und Messen gegeben. Aber neben zugegeben unschlagbaren Vorteilen hat sich herausgestellt, dass das analoge Messegeschehen gerade im Bereich Kunst nicht befriedigend substituiert werden kann. Darin sind sich Sammler:innen und Galerien einig. Nicht nur wegen der fehlenden Aura realer Objekte im Raum, sondern auch wegen der digital nicht ersatzbaren Verdichtung der Kommunikation und dem wiedererwachenden Fun- und Distinktionsbedürfnis des internationalen Kunst-Jetsets. Es geht aber spürbar wieder aufwärts. Die Menschen sehnen sich nach Kunst und Begegnung. Ich bin sicher, die 25. Art Innsbruck vom 28. – 31. Oktober 2021 wird von vielen Kunstfreund:innen schon heiß erwartet.

Luxury News: Welche Gattungen sind derzeit besonders begehrt?

Penz: Trotz temporärer "Modeerscheinungen" bzw. zeitgeistiger Entwicklungen wie Kunstvideos oder Performances ist und bleibt das Tafelbild in Form von Malerei, Originalgraphik oder Fotografie der unschlagbare Renner, gefolgt von Skulpturen und Objekten.

Luxury News: Wo sollte man in Sachen Investition zuschlagen?

Penz: Bekannte Namen in der Kunstwelt sind immer eine sichere Option mit verlässlichem Wertzuwachs. Unter den Österreichern wären beispielsweise Exponate von Hans Staudacher, Martha Jungwirth, Deborah Sengl, Maria Lassnig, Markus Prachensky, Erwin Wurm als noch leistbare Blue Chips zu nennen, deren Preise sich sicher permanent nach oben entwickeln werden, aber auch internationale Größen wie Markus Lüpertz, Cindy Sherman, John Kiki.

Luxury News: Welche neuen Entwicklungen gibt es, die man im Augen behalten sollte?

Penz: Für "Mutige" empfielt sich ein Investment in NFTs – non fungible tokens. Digitale Kunstwerke, die verschlüsselt, also nicht reproduzierbar gesichert sind. Dadurch wird eine Verknappung erzeugt. Sie werden online gekauft und verkauft, meist in Kryptowährung bezahlt. Der Digital-Künstler Beeple verkaufte eine Collage aus 5000 Zeichnungen über Christies um 69,3 Mio. Dollar. Es gibt natürlich auch Beispiele zu Einsteigerpreisen, z.B. über das NFT-Auktionshaus aréQ in Wien.

Luxury News: Was bedeutet Kunst für Sie persönlich?

Penz: Kunst sehe ich als einen unverzichtbaren Teil unseres Lebens. Sie kann uns herausheben aus dem Alltag und unsere Sinne öffnen für die Schönheit des Universums. Ich möchte hier eines meiner Lieblingszitate von Novalis anführen: "Und hätten die Nüchternen einmal gekostet – alles verließen sie und setzten sich mit uns an den Tisch der Sehnsucht, der niemals leer wird". (jw)

www.art-innsbruck.com

Öffnungszeiten der 25. Art Innsbruck

27. Oktober 2021: 17.30 VIP-Preview | 19.30 – 21.30 soft opening – ausschließlich für geladene Gäste
Alle Gäste müssen bei der Eröffnung am 27.10.2021 einen Antigentest (das schließt auch Geimpfte und Genesene mit ein) vorweisen können.

28. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)
29. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)
30. Oktober 2021: ab 11.00 - 20.00 (es gilt die 3-G-Regel)
31. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)

Öffnungszeiten der 25. Art Innsbruck

27. Oktober 2021: 17.30 VIP-Preview | 19.30 – 21.30 soft opening – ausschließlich für geladene Gäste
Alle Gäste müssen bei der Eröffnung am 27.10.2021 einen Antigentest (das schließt auch Geimpfte und Genesene mit ein) vorweisen können.

28. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)
29. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)
30. Oktober 2021: ab 11.00 - 20.00 (es gilt die 3-G-Regel)
31. Oktober 2021: ab 11.00 - 19.00 (es gilt die 3-G-Regel)