Von der Frauen- zur Performerquote

Gastkommentar von Monika Racek, Vorstandsvorsitzende der Admiral Casinos & Entertainment AG.

In Österreich jährt sich der internationale Frauentag zum mittlerweile 109. Mal. Globale Bedeutung erlangte der 8. März aber erst durch einen Beschluss der Vereinten Nationen im Jahr 1977. Seit damals soll dieser Tag Mut machen, gegen Diskriminierung sowie Ausbeutung von Frauen und Mädchen in aller Welt aufzutreten.

Ein Blick auf die globale Situation bestätigt, dass durch Tradition und Religion beeinflusste Gesetze einer Gleichstellung der Geschlechter auch heute noch immer im Weg stehen. Der Frauentag soll wachrütteln, Initiativen zur Verbesserung der Situation von Frauen aufzeigen, die Forderung nach Gleichstellung hinsichtlich ihrer rechtlichen Position einzumahnen und entschieden für eine Verschärfung der Gesetze gegen geschlechterspezifischer Gewalt aufzutreten. Ein großes Problem stellt insbesondere die gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt gegenüber Frauen, verbunden mit laschen gesetzlichen Regelungen dar, wie etwa in Indien.

Österreich im Jahr 2020. Das Land feiert sich als modernen und fortschrittlichen Wirtschaftsstandort. Die Rollenverteilung von Frauen und Männern ist jedoch erzkonservativ. Nichts verdeutlicht das mehr als eine - im Vergleich mit anderen europäischen Ländern - der größten Einkommensscheren und in Folge Altersarmut von Frauen.

Seit der Familienrechtsreform, die 1975 endlich Frauen und Männer rechtlich gleichstellte, leben tradierte konservative Rollenbilder fort. Bis zum Zeitpunkt der Familienplanung leben junge Frauen und Männer ein durchaus gleichberechtigtes Dasein. Arbeitsteilung, beispielsweise im Haushalt, wird gegenseitig vorausgesetzt. Mit der Geburt des gemeinsamen Kindes scheint es so zu sein, dass sich viele Frauen fast reflexartig in das Rollenbild einer Mutter einfügen und der Mann die Rolle des „Familienversorgers“ einnimmt.

Die Wissenschaft zeigt zudem, dass Frauen weniger Führungskompetenzen zugetraut werden. Primär weil sie anders aussehen, kommunizieren und auftreten, als es ein Chef traditionell immer tat. Man kennt dieses Phänomen als „unconscious bias“ – also unbewusste Vorurteile und Rollenbildfallen. Diese verzerren unsere Wahrnehmung. Guter Wille hilft da nicht, denn 80 bis 90 Prozent unserer Entscheidungen treffen wir unbewusst. Dementsprechend wenig wirksam sind Achtsamkeitstrainings für Führungskräfte und Mentoringprogramme für Frauen.

Vielmehr sollte das Können im Vordergrund stehen. Ein vielzitiertes Beispiel ist das in den 70er Jahren in den USA durchgeführte blinde Evaluationsverfahren. Damals gingen einige US-amerikanische Orchester dazu über, sich bewerbende Musiker und Musikerinnen hinter Vorhängen spielen zu lassen. Das ließ den Frauenanteil von fünf auf knapp 40 Prozent steigen. In Orchestern bei denen nicht ausschließlich nach musikalischer Leistung gecastet wird, spielen nach wie vor rund 90 Prozent Männer. Es wäre also an der Zeit, statt auf eine Frauen- auf eine Performerquote zu setzen. Soviel Selbstvertrauen sollten wir Frauen haben.


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