Geld schießt Tore, auch fürs Klima

| Redaktion 
| 13.07.2023

Gastkommentar von Martin Schiefer, Partner von Schiefer Rechtsanwälte.

Geld schießt keine Tore, heißt es im Fußball immer dann, wenn ein Verein hundert Millionen für einen neuen Star ausgibt. Der Satz klingt sympathisch, beinhaltet aber viel Fan-Romantik, wenn man an die Dauer-Erfolgsserie von RB Salzburg denkt. Der Verein ist von seinem Eigentümer Red Bull finanziell überaus gut ausgestattet – und gerade zum zehnten Mal in Folge österreichischer Fußballmeister geworden.

Eindeutig ist: Geld ist ein Hebel, um Dinge zu bewegen, um Dinge zu verändern. Und genau diesen Hebel müssen wir ansetzen, um den Klimaschutz voranzutreiben. Nachhaltiges Wirtschaften und die grüne Transformation der Wirtschaft sind die entscheidenden Herausforderungen, vor denen Gesellschaft und Wirtschaft stehen. Es sind die Tore, die wir erzielen müssen, wenn auch die nächsten Generationen noch in einer lebenswerten Zukunft leben sollen.

Kreislauf statt Müllberge

Bis zur Bewusstlosigkeit konsumieren und dann den Rest auf den Müll – dieses Verhalten hat sich längst als folgenschweres Eigentor herausgestellt. Gefragt sind neue Geschäftsmodelle, die auf Nachhaltigkeit beruhen und sich rechnen. Die Kreislaufwirtschaft ist ein Schlüssel dafür. Und sie bedeutet mehr, als nur möglichst viel mit dem Rad zu fahren und die Standby-Funktionen des Fernsehgerätes auszuschalten.

Sich wegzubewegen vom Besitzen, Verbrauchen und dem einfachen Entsorgen – das ist die Herausforderung für jeden Einzelnen. Das ist aber auch eine Herausforderung für den Staat. Denn dieser muss die entsprechenden Rahmenbedingungen für Ressourcenschonung und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft schaffen – Themen, deren Umsetzung leider oft durch bürokratische Hürden erschwert werden. Was möglich ist, hat gerade die deutsche Bundesregierung vorgezeigt: Ausgerechnet unter dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck wurden die Auflagen für Umweltverträglichkeitsprüfungen gelockert, um Windkraftanlagen schneller genehmigen zu können.

Doch der Staat hat selbst noch einen weiteren Hebel in der Hand: Geld! Bund, Länder und Gemeinden geben jährlich mehr als 60 Milliarden Euro für Schulen und Straßen, Krankenhäuser, Kindergärten und Kanalisation aus. Diese öffentlichen Infrastruktur-Investitionen sind ein wichtiger Treiber der heimischen Wirtschaft. Und sie sollten, nein, sie müssen auch die grüne Transformation vorantreiben.

Vergaberecht neu denken

Dafür muss das Vergaberecht neu gedacht werden. Eine Aufgabe, an der wir als Rechtsanwaltskanzlei, die sich schwerpunktmäßig auf öffentliche Ausschreibungen und Beschaffungen spezialisiert hat, aktiv mitarbeiten. Dass der Billigstbieter selten die beste, weil ökologisch sinnvollste Lösung bietet, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Doch das kann nur ein Anfang sein. Das klingt komplex, kann aber mit entsprechendem Fachwissen absolut transparent gestaltet werden.

Vergaberecht neu zu denken, bedeutet, Ausschreibungen zukunftsorientiert, sozial gerecht, grün und nachhaltig zu gestalten. Bedeutet, zu verstehen, dass mit öffentlichen Aufträgen Zukunft gestaltet wird.

Leistung muss sich lohnen. Auf diesem Verständnis beruht unsere Gesellschaft. Auch Nachhaltigkeit muss belohnt werden – das ist eine Einsicht, die wir noch mehr fördern müssen. Aus Überzeugung haben in unserer Kanzlei Gleichbehandlung, Diversität, Familienfreundlichkeit und Regionalität einen hohen Stellenwert, was aber bei Auftragsvergaben nur selten berücksichtigt wird. Der Umbau der Wirtschaft in Richtung Zukunft kann aber nur gelingen, wenn sich Nachhaltigkeit lohnt. Also müssen Unternehmen, die ESG- und CSR-Kriterien ernst nehmen, entsprechend belohnt und gefördert werden. Sonst gibt es statt Kreislaufwirtschaft nur ein sich im Kreis drehen.

Vergaberecht neu zu denken, bedeutet also auch, die Muster im Kopf zu ändern. Der Weg zum Ziel führt nicht mehr linear von A nach B, sondern im Kreis wieder zu A. Dort steht das Tor.

www.schiefer.at


Kommentare auf LEADERSNET geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion. Im Sinne der Pluralität versuchen wir unterschiedlichen Standpunkten Raum zu geben – nur so kann eine konstruktive Diskussion entstehen. Kommentare können einseitig, polemisch und bissig sein, sie erheben jedoch nicht den Anspruch auf Objektivität.

leadersnet.TV