Die Studie "Jugend in Österreich Sommer 2022" untersucht die aktuelle Stimmungslage der Österreicher:innen zwischen 14 und 29 Jahren.
Geld, Krieg und Klimawandel
Diese zeigt, dass die größten Sorgen der Befragten Geld, die Gefahr eines Krieges in Europa, der Klimawandel, schlechte berufliche Aussichten und die eigene psychische Gesundheit sind.
Die Ergebnisse zeigen nun, dass nur 66 Prozent angeben, mit ihrer momentanen Lebenssituation zufrieden zu sein. Den Grund für die, in Kooperation mit Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann, durchgeführte Studie erklärt Studien-Initiator Heinz Herczeg folgendermaßen: "Mit meiner neuen Studie möchte ich das Scheinwerferlicht auf die Sorgen und Bedürfnisse unserer jungen Generation werfen. Während Corona standen verständlicherweise die Kranken und Alten im Mittelpunkt der Gesellschaft und Politik, aber jetzt ist es höchste Zeit, unsere Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewusst zu unterstützen", meint er.
Frauen gestresster als Männer
Nach eigenen Angaben zählen zu den größten Belastungen der 14-29-jährigen Österreicher:innen Stress, Erschöpfung, Selbstzweifel und Antriebslosigkeit. Bei den jungen Frauen liegen diese Werte zwischen 15 und 20 Prozentpunkten höher als bei den Männern. Rund 22 Prozent der befragten Männer gaben an keine Belastung zu fühlen, gleichzeitig gaben lediglich circa 15 Prozent der befragten Frauen dasselbe an.
Martina Leibovici-Mühlberger erklärt die Gründe für die stärkere Sorgenlast der Frauen unter anderem so: "Frauen werden immer noch gesellschaftlich stark über ihre Körperlichkeit definiert. Die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen haben sich vor allem für die Gruppe der jungen Mädchen besonders belastend im Hinblick auf die Ausbildung von Körperbildstörungen und Essstörungen ausgewirkt", meint sie. Im Falle von psychischen Problemen gaben 31 Prozent der Jugendlichen an, sich in Form von Gesprächen innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis Unterstützung zu holen, gefolgt von psychischer Behandlung durch Ärzte oder Therapeuten mit 19 Prozent und Yoga/Meditation mit 14 Prozent.
Die Möglichkeit der schulische Betreuungsangebote oder Telefonberatung nehmen hingegen nur 6 bis 7 Prozent wahr. Martina Leibovici-Mühlberger meint hierzu: "Diese Zahlen zeigen einmal mehr die Wichtigkeit des Gesprächs mit Familie und Freund:innen, etwa bei einem gemeinsamen Essen oder Spaziergang. Hier finden junge Menschen Sicherheit, Akzeptanz und Zugehörigkeit, was maßgeblich für die psychische Gesundheit und das Zufriedenheitsempfinden ist".
Teilzeit könnte problematisch werden
Auch Doris Palz, CEO von Great Place to Work Österreich, sieht in den Studienergebnissen klare Ansagen für Unternehmer:innen Österreichs: "Die Sorgen der Jugend über die hohe Inflation, Angst vor Armut gepaart mit Zukunftsängsten wie Klimawandel hinterlassen ihre Spuren. Erwartungen an Arbeitgeber:innen lauten daher: faire Gehälter, gutes Betriebsklima und verantwortungsvolle, ökologische Unternehmensführung. Diese klare Priorisierung des Einkommens war vor und während Corona anders. Jetzt erfahren wir, dass sich die Bezahlung unmittelbar auf die Motivation für gute Leistung der jungen Menschen auswirkt: 48 Prozent nennen Geld an erster Stelle, danach kommt Spaß mit 32 Prozent".
AMS Vorstand, Johannes Kopf, meint zu den Ergebnissen folgendes: "Arbeitgeber:innen sind gefordert, in Zukunft individualisierte Angebote bei der Mitarbeiter:innengewinnung und Mitarbeiter:innenbindung anzubieten. Es geht darum, die Motive der jungen Menschen ernst zu nehmen und entsprechend zu reagieren: Ein:e Teilzeit-Angestellte:r, der aufgrund der aktuellen Teuerungsrate mehr Geld benötigt, wird das Unternehmen verlassen, wenn die/der Arbeitgeber:in die Stundenerhöhung nicht ermöglicht. Die Teuerungen und hohe Inflation sind in der Tat besorgniserregend und ich verstehe die Sorgen der Jugend sehr gut. Teilzeit zu arbeiten, wird sich für viele in Zukunft nicht mehr ausgehen“, führt er aus.
Unterstützung auf allen Gesellschaftsebenen
Anhand der Ergebnisse kann gesagt werden, dass die jungen Österreicher:innen momentan ihre Lebenspläne als durchkreuzt betrachten. So legen etwa 57 Prozent beispielsweise ihre Pläne für eine eigene oder größere Wohnung auf Eis und auch größere Reisepläne werden vorerst gestrichen. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass rund 60 Prozent der befragten Frauen die Entscheidung über den Kinderwunsch kritisch betrachten.
Den größten Handlungsbedarf sehen die jungen Österreicher:innen, laut den Ergebnissen der Studie, bei "der Milderung der Auswirkungen durch die steigende Inflation" mit rund 56 Prozent der Befragten. Weiters wünschen sich 43 Prozent, dass dem Klimawandel entgegengesteuert wird. Für rund 40 Prozent der Jugendlichen in Österreich sind die Wirtschaftskrise, die Armut sowie der Wohlstandsverlust und die Auswirkungen des Ukraine-Kriege, wichtige Handlungsfelder die verbessert werden sollten. Außerdem will mehr als die Hälfte der Befragten jetzt Taten sehen, statt nur Beschwichtigungen zu hören.
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