„Es ziehen nicht alle an einem Strang“

T-Mobile CCO Thomas Kicker im Interview über Qualität und Preis, die Fehler der Politik und das Image der Mobilfunker.

Nachdem er Anfang 2013 den Bereich Geschäftskunden übernommen hat, leitet Thomas Kicker seit Beginn dieses Jahres auch die Sparte Privatkunden bei T-Mobile Austria. leadersnet.at hat den erfolgreichen Manager zu einem Gespräch über die kontrovers diskutierte LTE-Frequenz-Auktion, den Wegfall der Roaminggebühren, potentielle Wachstumsfelder und die Zukunft von Telering getroffen.

leadersnet.at: Die Branche scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Nach den Diskussionen rund um die hohen Kosten der LTE-Frequenz-Auktion, kommt durch den Wegfall der Roaminggebühren der nächste große Brocken auf Sie zu.

Kicker: In welcher Branche gibt es das, dass ein kompletter Einkommenszweig weggeschnitten wird, ohne die gesamte Entstehung oder die Wertschöpfung eines Businessmodells zu verstehen? Da wird das Pferd wirklich völlig falsch aufgezäumt und bringt uns nachhaltig in Bedrängnis. Österreich ist ein Visitorenland und wir profitieren natürlich davon, wenn die Leute zu uns kommen und roamen. Davon finanzieren wir nicht zuletzt den Netzausbau in den Tourismusgebieten. Wir sind, vom Standpunkt der Netzwerkplanung aus, topographisch kein einfaches Land. Wenn jetzt die Roamingeinnahmen wegfallen, frage ich mich, wie wir gewisse Investitionen tätigen sollen.

leadersnet.at: Es scheint auch eine der wenigen Branchen zu sein, wo so aktiv eingegriffen wird.

Kicker: Das Datenvolumen verdoppelt sich jedes Jahr und entsprechend müssen wir die Investitionsfähigkeit sicherstellen. Das wird aber von der Politik teilweise nicht erkannt und führt zum Absinken der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Es braucht einen langfristigen Plan in Punkto Breitbandförderung und -ausbau. Das können wir als sehr stark regulierte Industrie selbst kaum tragen. Deswegen muss gemeinsam mit der Regierung festgelegt werden, wohin die Reise sowohl national als auch international gehen soll. Und dann müssen die Fördersysteme entsprechend ausgestattet sein, um das auch zu gewährleisten. Hier wird viel zu kurzfristig gedacht. Die Fehler die jetzt gemacht werden, werden wir erst viel später spüren.

leadersnet.at: Wie hoch ist der finanzielle Druck durch die Ausgaben für die Frequenzauktion?

Kicker: Die Abschreibungen sind nächstes Jahr bei uns entsprechend hoch. Wir haben einen enormen Einsatz geleistet, um einen Dienst und die entsprechende Infrastruktur anzubieten. Ein Teil der Problematik ist, dass nicht alle an einem Strang ziehen. Am Ende wird damit auch die Arbeitsplatzsicherheit angegriffen.

leadersnet.at: Warum ist es hier nicht gelungen auf EU-Ebene einzuwirken? Wurde zu wenig Lobbying betrieben?

Kicker: Meiner Meinung nach gibt es einfach ein grundsätzlich falsches Verständnis, was die richtigen Maßnahmen sind, um der Bevölkerung nachhaltig Breitband zur Verfügung zu stellen. Der erste Impuls scheint zu sein, dass erst mal alles billiger werden muss. Die Datenmengen in unserem Netz verdoppeln sich jedes Jahr und deswegen muss zuerst die Kapazität gesteigert werden.

leadersnet.at: Gibt es schon einen Plan von Ihrer Seite, wie Sie das refinanzieren wollen?

Kicker: Einerseits müssen wir an der Kostenschraube drehen und andererseits müssen wir sehr wohl schauen, dass sich das Preis- mit dem Leistungsniveau entwickelt.

leadersnet.at: Das heißt, es wird Tariferhöhungen geben?

Kicker: Bisher sind in Österreich die Tarife gesunken und die inkludierte Leistung immer gestiegen. Die Qualitätsanforderungen und der Datenverbrauch unserer Kunden steigt stetig. Was wir erreichen wollen und müssen ist, dass ein Mehr an Leistung, wie in jeder anderen Branche, auch bezahlt wird. Außerdem haben wir seitens T-Mobile bereits begonnen uns schlanker aufzustellen und Overheadkosten zu reduzieren. Wir schauen, dass wir überall dort Einsparungen erreichen, wo es nicht die Bereiche Netz, Service und Kunden betrifft.

leadersnet.at: Die österreichischen Mobilfunker haben sich über Jahre auch durch Dumpingpreise gegenseitig die Marktanteile weggenommen. Wird es da nicht schwer, dem Kunden klar zu machen, dass Qualität etwas kostet?

Kicker: Wir müssen alle dafür kämpfen, dass diese Industrie, die so zentral im Leben von allen ist, ein gutes Image bekommt. Leider wird gern übersehen, wie viel Leistung dahinter steckt und wir müssen sicherlich noch viel Aufklärungsarbeit leisten. Vielen ist gar nicht bewusst wie gut die Netzleistung hier in Österreich, verglichen mit anderen europäischen Ländern, ist. Wir haben Drop Rates, also unterbrochene Gespräche, von nur knapp einem Prozent. Das gibt es sonst nirgends in Europa.

leadersnet.at: Es gibt im B2B-Bereich einige Wachstumsfelder. Eines der zentralsten davon ist Machine to Machine. Was darf man sich von Ihnen in diesem Bereich in nächster Zeit erwarten?

Kicker: Ein großer Bereich bei Machine-to-Machine-Kommunikation ist Connectivity, wo kurz gesagt Maschinen über Mobilfunk miteinander „sprechen". Das können Kopierer sein, die rechtzeitig einen Service-Techniker anfordern, um Verschleißteile zu tauschen, oder neuartige Mietwagenkonzepte wie car2go in Wien, die ohne M2M-Kommunikation nicht möglich wären. Ein neuer Bereich ist das Lösungsgeschäft in dem wir sehr stark mit Partnern zusammenarbeiten. Hier werden schlüsselfertige Lösungen angeboten, mit Connectivity im Kern und den entsprechenden Serviceleistungen rundherum. Zusätzlich hat T-Mobile Austria eine Hub-Funktion für M2M im Konzernverbund. Ein anderer wichtiger Bereich ist das Thema Unified Communication. Mit All Inclusive Communication haben wir ein Produkt geschaffen, mit dem Festnetz und Mobilfunk für Unternehmen nahtlos verschmilzt. Jeder Mitarbeiter eines Unternehmens ist damit unter einer Festnetzdurchwahl oder Mobilfunknummer erreichbar und hat eine zentrale Sprachbox. Der Unternehmer hat dafür einen Pool an Gesprächsminuten, SMS und Daten. Für alle Fragen der Telekommunikation hat dieser nur einen Ansprechpartner. Und der heißt T-Mobile.

leadersnet.at: Sie haben letztes Jahr stark auf das Thema Business gesetzt. Können Sie schon sagen, ob sich dieser Einsatz ausgezahlt hat?

Kicker: Wir haben ein starkes Setup vor allem für Klein- und Mittelbetriebe an den Start gebracht und da war es wichtig zu sagen, dass T-Mobile auch eine starke Businessmarke ist. Die Response, die wir darauf bekommen haben, ist sehr gut. Der österreichische Mittelstand ist ein sehr wichtiger Markt für uns. Wir konnten mittlerweile aber auch über 30 der Top 100 Unternehmen Österreichs als Kunden gewinnen. Zudem haben wir einen starken internationalen Background, da die Deutsche Telekom im Businessbereich extrem stark ist. Hier in Österreich sind wir noch nicht in der vollen Ausbaustufe. Da sehe ich auch noch viel Potential und gute Wachstumsmöglichkeiten für uns.

leadersnet.at: Sie sind seit kurzem auch Geschäftsführer für den Bereich Privatkunden. In dieser Sparte versucht T-Mobile das mobile Internet zu forcieren und sich als Alternative zu UPC und A1 zu etablieren. Wie ist hier die Entwicklung und welches Potential gibt es da Ihrer Meinung nach?

Kicker: Home Net, unser Internet-Produkt für zuhause und kleine Unternehmen, wurde letztes Jahr sehr erfolgreich gestartet. Es gibt dafür noch viel Potential in Österreich, wo man vor allem mit LTE und HSPA Plus, der schnellsten UMTS-Technologie, noch einiges erreichen kann.

leadersnet.at: Wie sehen die Pläne für Telering aus?

Kicker: Telering ist eine sehr effiziente Marke. Das Schöne ist, dass man bei Telering nicht viel Geld für Werbung ausgeben muss, sie aber dennoch stark wahrgenommen wird.

leadersnet.at: Es gibt also keine Pläne, die Marke Telering aufzugeben?

Kicker: Nein, wir haben heute zwei sich sehr gut ergänzende Marken, mit denen wir verschiedene Kundensegmente ansprechen können. Wir haben Telering intern so schlank aufgestellt und die Marke bedient ein sehr wichtiges Segment äußerst effizient.

www.t-mobile.at

www.telering.at

Thomas Kicker

Thomas Kicker stieg 2003 als Manager Strategy bei T-Mobile Austria ein. 2005 übernahm er die Leitung der Abteilung Business Development & New Channels. Von 2007 bis 2010 war der gebürtige Steirer Bereichsleiter Telering. Von Jänner 2010 bis Februar 2011 war er als Bereichsleiter Privatkundenvertrieb für knapp 100 Shops, den Webshop und den Händlervertrieb für die Marken T-Mobile und Telering verantwortlich. Im März 2011 übernahm er die Gesamtleitung für den Privatkundenbereich von T-Mobile Austria.

Von 1. Mai bis 31. Dezember 2012 war Thomas Kicker in der Geschäftsleitung von T-Mobile Austria für den Privatkundenbereich verantwortlich, Anfang 2013 übernahm er die Rolle Geschäftsführer Geschäftskunden. Seit 1. Jänner 2014 verantwortet Kicker als CCO (Chief Commercial Officer) sowohl den Privat- als auch Geschäftskundenbereich innerhalb der Geschäftsführung.

Thomas Kicker

Thomas Kicker stieg 2003 als Manager Strategy bei T-Mobile Austria ein. 2005 übernahm er die Leitung der Abteilung Business Development & New Channels. Von 2007 bis 2010 war der gebürtige Steirer Bereichsleiter Telering. Von Jänner 2010 bis Februar 2011 war er als Bereichsleiter Privatkundenvertrieb für knapp 100 Shops, den Webshop und den Händlervertrieb für die Marken T-Mobile und Telering verantwortlich. Im März 2011 übernahm er die Gesamtleitung für den Privatkundenbereich von T-Mobile Austria.

Von 1. Mai bis 31. Dezember 2012 war Thomas Kicker in der Geschäftsleitung von T-Mobile Austria für den Privatkundenbereich verantwortlich, Anfang 2013 übernahm er die Rolle Geschäftsführer Geschäftskunden. Seit 1. Jänner 2014 verantwortet Kicker als CCO (Chief Commercial Officer) sowohl den Privat- als auch Geschäftskundenbereich innerhalb der Geschäftsführung.

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