Streik wegen Tarifstreit
AUA streicht vorm Osterwochenende 400 Flüge

Das Scheitern der Kollektivvertragsverhandlungen für das Bordpersonal sorgt nun tatsächlich für Hunderte Flugausfälle in den Osterferien. Den rund 50.000 betroffenen Passagier:innen werden von Austrian Airlines kostenlose Stornos und Umbuchungen angeboten.

Was sich Ende letzter Woche bereits abgezeichnet hat, ist nun fix. Bei der AUA fallen am Gründonnerstag und Karfreitag Hunderte Flüge aus. Grund ist das Scheitern der Kollektivvertragsverhandlungen für das Bordpersonal von Austrian Airlines, das am Freitag zu einem offiziellen Streikbeschluss der Gewerkschaft vida führte (LEADERSNET berichtete). 

Zwar gab Daniel Liebhart, Vorsitzender des Bereichs Luftfahrt bei der vida, den Verantwortlichen der Fluglinie bis Mittwoch (27. März) Zeit, um doch noch eine Einigung zu erzielen, doch da ein 36-stündiger Flugausfall natürlich eine gewisse Vorlaufzeit braucht, hat die AUA am Dienstag beschlossen, dass an den beiden Tagen und somit in den Osterferien rund 400 Flüge prophylaktisch gestrichen werden. Davon sind rund 50.000 Passagiere betroffen. Ihnen bietet Austrian Airlines kostenlose Stornos und Umbuchungen an. Letztere dürften laut Luftfahrtexpert:innen aber schwierig werden, da andere Fluglinien rund um Ostern stark gebucht sind. Laut der AUA sind Flüge betroffen, die im Zeitraum von Donnerstag um 0.01 Uhr bis Freitag um 12.00 Uhr geplant waren. "Alle Fluggäste werden zum nächstmöglichen Flug umgebucht. Der Gast kann sich gegen eine Flugumbuchung entscheiden, den Flug stornieren und refundieren lassen", so die heimische Lufthansa-Tochter.

Kurz nachdem die AUA die Flugstreichungen verkündete, hat die Gewerkschaft dann auch offiziell zum Streik aufgerufen. Zunächst wurde die Maßnahme aufgrund der Vorlaufzeit proyhylaktisch beschlossen.

Verhärtete Fronten

Wie sehr die Fronten zwischen AUA-Management und Gewerkschaft bzw. Bordbetriebsrat verhärtet sind, zeigt die Tatsache, dass es bei den Kollektivvertragsverhandlungen trotz drohendem Streiks in den letzten Tagen keine Bewegung gab. 

Die vida fordert einen Gehaltsabschluss über der Inflationsrate. Laut der Gewerkschaft beziehe sich das von der Fluglinie vorgelegte Angebot von bis zu 18 Prozent Gehaltsplus für Flugbegleiter:innen und Pilot:innen sowie bis zu 28 Prozent für Kopilot:innen auf zwei Jahre und bestehe aus Einmalzahlungen, die nicht nachhaltig seien. Vonseiten der AUA heißt es wiederum, dass das Unternehmen für zwei Jahre den vollen Lohnausgleich plus einen Erfolgsbonus anbiete. Letzterer ist an die Bilanzzahlen der kommenden Jahre geknüpft.

Harsche Kritik

Wenig Verständnis für das Vorgehen der Gewerkschaft hat Günther Ofner, Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt in der WKÖ. Laut ihm seien die Forderungen der vida nach bis zu 40 Prozent Gehaltsplus maßlos überzogen. "Damit würde die gerade erst wieder aus einer Existenzkrise gesundete wirtschaftliche Basis der AUA und somit auch 6.200 Arbeitsplätze der AUA-Beschäftigten massiv gefährdet", teilte Ofner bereits am Sonntag in einer Aussendung mit. 

Laut ihm sei es höchste Zeit, die "Krawallaktionen gegen die AUA und ihre Passagiere" zu beenden und einen Kompromiss zu schließen. "Bereits jetzt wurde die Reputation einer der besten Airlines Europas und des Luftfahrtstandorts Wien bewusst nachhaltig geschädigt, jede weitere Störaktion ist auch für die AUA-Belegschaft ein 'Schuss ins eigene Knie'", so Ofner. 

AUA nach Corona im Höhenflug

Während Austrian Airlines wie viele Mitbewerber in den Corona-Jahren wirtschaftlich ordentlich gebeutelt wurde, ist das Unternehmen im Vorjahr wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. 2023 erhöhte sich der Jahresumsatz der heimischen Lufthansa-Tochter von 1,871 Milliarden Euro (2022) auf 2,346 Milliarden Euro (+25 Prozent). Die Gesamterlöse lagen mit 2,406 Milliarden Euro um 23 Prozent und die Gesamtaufwendungen mit 2,279 Milliarden Euro um 17 Prozent über dem Vorjahr. Das Adjusted EBIT der AUA betrug damit 127 Millionen Euro, im Jahr 2022 waren es drei Millionen Euro.

"Wir haben als Team hart gearbeitet, konnten Spitzenwerte bei Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit erreichen und die Nachfrage war hoch. Das sehr gute Jahresergebnis löst eine Ausschüttung von einer Erfolgsbeteiligung in Höhe von insgesamt mehr als 30 Millionen Euro an alle Mitarbeitenden aus und honoriert damit, dass dieser Erfolg natürlich gemeinsam als Team erreicht wurde", sagte Austrian Airlines CEO Annette Mann Anfang März bei der Bilanzpräsentation des Geschäftsjahres 2023.

Gleichzeitig verwies sie darauf, dass die Rahmenbedingungen in der Flugbranche und am Standort Wien durch geopolitische Unsicherheiten und diverse politische Entscheidungen herausfordernd blieben. "Wir waren in Summe sehr zufrieden mit dem Jahr 2023, aber wir werden viel dafür tun müssen, dass dieser Erfolg kein One-Hit-Wonder bleibt", so Mann.

AUA-Chefin stellt Gewerkschaft Rute ins Fenster

Am Dienstagabend in der ZIB2 sagte die AUA-Chefin, je höher die Lohnabschlüsse ausfallen, umso mehr Strecken könnten von Austrian Airlines nicht mehr gewinnbringend bedient werden und müssten dann eventuell auf andere Fluglinien des Lufthansa-Konzerns, die eine günstigere Kostenstruktur aufweisen, ausgelagert werden. "Das, was aktuell gefordert ist, ist absolut unrealistisch. Und weit über wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit der AUA", so Mann im Interview mit ORF-Anchor Armin Wolf und fügte hinzu, dass wenn sich die Gewerkschaft mit ihren Forderungen durchsetzen sollte, werde die AUA in ihrer aktuellen Form keine Zukunft mehr haben.

Ausblick

Wie lange es noch dauern wird, bis eine Einigung bei den Kollektivvertragsverhandlungen erzielt wird, ist aktuell nicht absehbar. Für das Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Passagiere wäre eine rasche Beilegung des Streits jedenfalls wünschenswert.

www.austrian.com

www.vida.at

Selbst bis 18% bzw. bis 28% sind überzogen, wenn man bedenkt, dass die durchschnittlichen Lohnverhandlungen Ende letzten Jahres bei etwa 10% lagen. Zusätzliche bekommen alle Mitarbeiter auch noch einen Erfolsbonus (für 2023 sind das zusammen 30 Milionen Euro) ausbezahlt. Somit wären das für jeden Mitarbeiter (wenn gleich hoch ausbezahlt wird) zusätzlich noch rund EUR 4.800,--).
Bei allen was man liest hören sich die Forderungen der vida realitätsfremd an - die mitarbeiter sollten froh sein dass sie die unternehmen langsam erholen und auch rücklagen haben - die leute wollen keine steuergelder mehr für marode unternehmen ausgeben und die nächste krise kommt bestimmt…
Irgendwann kann es sich die Gewerkschaft auch nicht mehr leisten, da sie die Gehälter während des Streiks bezahlen müssen. Unverantwortlich.

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