"'Krone' und 'Kurier' sind zwei mächtige Titel“

| 12.02.2014

Mediaprint-Geschäftsführer Riedler im Interview über Print, Online, falsche Rahmenbedingungen und fairen Wettbewerb.

Gerhard Riedler ist seit rund einem Jahr der Chef des größten Österreichischen Zeitungs- und Zeitschriftenverlags. leadersnet.at hat den Mediaprint-Geschäftsführer zum Interview getroffen und mit ihm über den gemeinsamen Verkauf von Print und Online, Pläne für die Zukunft, die Reformierung der Presseförderung und die Relevanz von Bewegtbild gesprochen.

leadersnet.at: Vermarktungschefin Sabine Harnach hat kürzlich das Unternehmen verlassen. Wird Sie nachbesetzt?

Riedler: Wir haben diese Lücke firmenintern geschlossen. Ihre Agenden wurden von den vier Branchenleitern übernommen und wo es nötig ist, bin auch ich jederzeit zur Stelle.

leadersnet.at: Ebenfalls das Unternehmen verlassen hat Krone Multimedia-Geschäftsführer Peter Rathmayr. Sie und Sepp Niedermeier haben seine Agenden übernommen. Was sind ihre Pläne?

Riedler: Wir sind das zweitgrößte Medienportal in Österreich und haben sehr gute Zugriffszahlen. Aber wir wollen die Krone Multimedia noch besser am Markt positionieren. Gerade im Onlinebereich gibt es noch sehr viel zu tun. Wir investieren beispielsweise sehr viel in zusätzliche Inhalte, Sport und Bewegtbild, um die Zugriffszahlen weiter zu steigern und die Attraktivität für Werbekunden zu erhöhen.

leadersnet.at: Die Kronen Zeitung und krone.at treten derzeit sehr unabhängig voneinander auf. Wird hier die Zusammenarbeit intensiviert?

Riedler: Ja, wir sind im Moment dabei, die beiden Produkte sehr eng ineinander zu verschränken. Der Verkauf geht bereits seit einem halben Jahr Hand in Hand und die redaktionelle Zusammenarbeit wird immer enger.

leadersnet.at: Wie kann man sich das vorstellen, gehen der Print- und der Onlineverkäufer gemeinsam zum Kunden?

Riedler: Ja, sie evaluieren dann gemeinsam mit dem Kunden, was für sein Produkt und seinen Markenauftritt das Beste ist. Darüber hinaus schulen wir die Printverkäufer gezielt Richtung Online, damit die beiden Bereiche noch enger zusammenwachsen.

leadersnet.at: Gibt es auch Pläne Kronehit hier miteinzubeziehen?

Riedler: Im Verkauf gibt es dieses Package schon seit gut zwei Jahren. Wir überlegen uns dabei individuell abgestimmte Crossmedia-Lösungen für unsere Kunden. Unser Vorteil ist, dass wir nahezu das gesamte Medienspektrum anbieten können, aber Crossmedia ist kein Allheilmittel und nicht immer sinnvoll.

leadersnet.at: Wie waren Sie mit den Umsätzen im letzten Jahr zufrieden?

Riedler: Wir haben ein abweichendes Wirtschaftsjahr, sprich es läuft von 1. Juli bis 30. Juni. Im ersten halben Jahr liegen wir weit über unseren Plänen. Dazu hat natürlich auch der Wahlkampf beigetragen. Es ist ja kein Geheimnis, dass das ein wesentliches Geschäft für uns ist. Aber wir sind auch bei unseren anderen Kunden sehr gut unterwegs und sehen, dass sich Print unverändert in einer starken Position am Werbemarkt befindet. Wir haben mit der Krone und dem Kurier zwei mächtige Titel am Markt und ich denke, dass sich dieser Trend auch im ersten Halbjahr 2014 fortsetzen wird. Darüber hinaus ist der Handel ein sehr wichtiger Partner für uns und der investiert im Moment sehr viel in die Printwerbung – weil es ausgezeichnet funktioniert.

leadersnet.at: Welche großen Schwerpunkte haben Sie sich für heuer vorgenommen?

Riedler: Neben der Etablierung des gemeinsamen Verkaufs für Online und Print, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Stabilisierung der Reichweite unserer Printprodukte innerhalb der Media-Analyse sowie der Stärkung unserer Onlineplattformen.

leadersnet.at: Sie haben letztes Jahr die Journale ge-relauncht. Wie entwickelt sich hier das Geschäft?

Riedler: Die Journale werden sehr gut angenommen, da sie sowohl bundesweit als auch regional gebucht werden können, sind wir sehr flexibel, was Kundenwünsche angeht. Für uns hat es den Vorteil, dass wir Printkampagnen in Hochglanzqualität in Verbindung mit den Tageszeitungen anbieten können und zusätzlich die Tageszeitung mit einer hochwertigen Beilage veredeln.

leadersnet.at: Ein vieldiskutiertes Thema im Bereich Online ist Google, da der Konzern einen großen Teil des österreichischen Budgets für Onlinewerbung abschöpft. Sollte dagegen etwas unternommen werden?

Riedler: Google selbst kann man keinen Vorwurf machen, aber die Rahmenbedingungen sind falsch. Jeder, der die Möglichkeit hätte so wenig Steuern zu zahlen, wäre blöd, es nicht zu tun.  Andere internationale Konzerne machen das genauso. Deswegen ist es Sache der Politik, gesetzliche Bedingen zu schaffen, die einen fairen Wettbewerb garantieren. Aber daran fehlt mir derzeit der Glaube.

leadersnet.at: Neue Regierung, alte Themen: Wie muss eine Presseförderung neu Ihrer Meinung nach aussehen und wie realistisch ist es, bis sie tatsächlich umgesetzt wird?

Riedler: Ich denke, dass mit Kanzleramtsminister Josef Ostermayer jetzt der richtige Mann an der richtigen Stelle sitzt. Er hat das Thema Medien jahrelang begleitet und weiß dadurch was zu tun ist. Deswegen ist die Hoffnung auch groß, dass die Presseförderung sinnvoll reformiert wird. Wir vom VÖZ wünschen uns, dass es zur sinnvollen und fairen Gleichstellung  innerhalb der Printtitel und vor allem innerhalb der Mediengattungen kommt. Auch beim Thema Online gibt es immer noch eine Schieflage  und wir hoffen, dass die Regierung hier die richtigen Maßnahmen setzt.

www.mediaprint.at

Gerhard Riedler

Nach seinem Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien startete Gerhard Riedler seine berufliche Karriere 1988 bei der Österreichsche Revision und Treuhand GmbH. Mitte 1989 wechselte er als Assistent des damaligen kaufmänischen ORF Direktors Peter Radel auf den Küniglberg. Ab 1991 verantwortete Riedler die finanziellen Agenden bei der Dr. Puttner Bates Werbeagentur. Sechs Jahre später übernahm er die Position des kaufmännischen Geschäftsführers bei Lowe GKK. Ab Juni 2006 fungierte der gebürtige Wiener als Geschäftsführer der IP Österreich. Seit Anfang 2013 ist Riedler Geschäftsführer der Mediaprint.

Gerhard Riedler

Nach seinem Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien startete Gerhard Riedler seine berufliche Karriere 1988 bei der Österreichsche Revision und Treuhand GmbH. Mitte 1989 wechselte er als Assistent des damaligen kaufmänischen ORF Direktors Peter Radel auf den Küniglberg. Ab 1991 verantwortete Riedler die finanziellen Agenden bei der Dr. Puttner Bates Werbeagentur. Sechs Jahre später übernahm er die Position des kaufmännischen Geschäftsführers bei Lowe GKK. Ab Juni 2006 fungierte der gebürtige Wiener als Geschäftsführer der IP Österreich. Seit Anfang 2013 ist Riedler Geschäftsführer der Mediaprint.

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