Financial Times startet harte Sparpolitik

| 05.11.2012

Verluste beim Mutterkonzern und schwächelnder Werbemarkt.  

Die Wirtschaftszeitung will den wirtschaftlichen Gürtel ab sofort deutlich enger schnallen. Wie britische Medien unter Verweis auf eine intern verschickte E-Mail von CEO John Ridding berichten, sollen FT-Mitarbeiter vor allem im Bereich von Personal- und Reisekosten zu drastischen Ausgabenkürzungen verdonnert worden sein. So sollen etwa bis auf Weiteres keine neuen Arbeitskräfte mehr eingestellt werden. Dienstreisen werden nur mehr dann bewilligt, wenn sie unbedingt erforderlich sind. Als Hintergrund für die beinharte Sparpolitik wird der zunehmend schwächelnde Werbemarkt genannt.

"Der Werbemarkt zeigt im Prinzip schon seit 2001 eine Auf- und Abbewegung, die mit der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung einhergeht", erklärt Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft. Für die Zeitungsverlage bedeute das eine verschärfte Wettbewerbssituation. "Das schwankende Investitionsniveau für Werbeausgaben und der neue Faktor Internet haben den Druck auf die Zeitungen erhöht", stellt Nickel klar. Dieser Trend werde sich wohl noch weiter fortsetzen. "Die Verlage suchen derzeit intensiv nach neuen Geschäftsmodellen, um Print und Online unter einen Hut zu bringen. Man muss sehen, wohin diese Reise führen wird - auch im Fall der Financial Times", so der ZAW-Sprecher.

Zielvorgaben und -profite

"Wie ihr vielleicht schon an den aktuellen Publikationsergebnissen und Statements von Werbeagenturen gemerkt habt, hat der Werbemarkt zu einem weiteren Sinkflug nach unten angesetzt", zitiert der Guardian aus der internen E-Mail von FT-CEO John Ridding, die mit dem Betreff "Cost control/profit protection" an alle Mitarbeiter verschickt worden ist. Man habe es einerseits zwar geschafft, die Marktanteile zu erhöhen, müsse aber andererseits mit einem härteren Umfeld zurechtkommen. "Um sicherzustellen, dass wir unsere Zielvorgaben für dieses Jahr erreichen und unsere Profite schützen können, müssen wir auf Kostenseite sehr streng agieren", betont Ridding.
Als konkrete Maßnahmen zur Kostenreduktion setzt der FT-Geschäftsführer einen sofortigen Aufnahmestopp neuer Mitarbeiter und striktere Regeln im Umgang mit dem Dienstreisebudget in Kraft. "Solange daraus kein klarer kommerzieller Vorteil für uns entsteht oder es sich um eine unbedingt erforderliche redaktionelle Reise handelt, sollten wir unser globales Netzwerk die Arbeit erledigen lassen", argumentiert Ridding.

Verluste bei Pearson PLC

Mitverantwortlich für die rigorosen neuen Sparrichtlinien bei der britischen FT sind neben dem schwachen Werbeumfeld aber wohl auch die schlechten Quartalsergebnisse des Mutterkonzerns Pearson PLC. Dieser hatte erst einen Tag vor Bekanntwerden der internen Mail-Anweisungen öffentlich zugegeben, in den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres einen Verlust von fünf Prozent beim operativen Gewinn eingefahren zu haben. (pte)

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