"Ein Entwicklungsschub im Sportsponsoring ist unumgänglich"

Bundesliga-Vorstand Pangl über Markenentwicklung, Fußball als Werbeträger und warum Spanien die EM gewinnen wird. 

Seit 1911 werden in Österreich offizielle Fußballmeisterschaften ausgetragen. Bis Sommer 1949 ermittelten in der höchsten Spielklasse ausschließlich Wiener Vereine ihre Meister. Im Zuge eines Streits zwischen den Vertretern des Amateurwesens und des "Geschäftssports" kam es zum Auszug der Wiener Liga aus dem Fußballverband und zur Gründung einer eigenen Vereinigung. Kurz darauf erfolgte bei der Ordentlichen Bundesversammlung des ÖFB die überraschende Wende: Auf Antrag Niederösterreichs wurde einstimmig die Einführung einer gesamtösterreichischen Staatsliga beschlossen.

Die Bundesliga trägt heute die Verantwortung für die Meisterschaften der beiden höchsten Spielklassen in Österreich (bezahlter Fußball in der tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile und "Heute für Morgen" Erste Liga) und ist für die Umsetzung der Toto-Jugendliga mitverantwortlich. In Zusammenarbeit mit den Klubs vertritt sie den Berufsfußball in Österreich. Regelmäßige Marktanteile von 30% bei den Livespielen im ORF, ein TV-Werbewert von 120 Mio. Euro und ein zweistelliges Plus in Sachen Print- und TV-Berichterstattung in der Saison 2010/11 sprechen für sich. leadersnet.at plauderte mit dem Vorstand der österreichischen Fußball-Bundesliga, Georg Pangl, über die Ziele der Bundesliga, zurückgegangene Werbeetats und das neue Projekt "Barrierefreiheit im Stadion".

leadersnet.at: Schaut man sich die  Entwicklung der Österreichischen Fußball-Bundesliga in den letzten Jahren an, stehen die Zeichen klar auf Wachstum. Was sind die nächsten Ziele, wo will man mit der Bundesliga hin?

Georg Pangl: Wir arbeiten weiter intensiv an der Markenentwicklung der Bundesliga. Ein weiteres Thema ist die Ausverhandlung des nächsten TV-Vertrages. Darüber hinaus widmen wir uns verstärkt der Partnerschaft mit unseren Sponsoren.

leadersnet.at: In der Publikation zum 100-jährigen Bestehen der Fußball-Meisterschaft in Österreich schreiben Sie in Ihrem Vorwort über die Intensivierung der Positionierung der Marke Bundesliga. Was wurde bis dato in diese Richtung unternommen, was steht noch für die Zukunft auf dem Plan?

Georg Pangl: Wir haben im letzten Jahr zahlreiche Projekte realisiert, sei es nun der EPFL-Kongress (Verband europäischer professioneller Fußballligen), welchen wir in Wien abgehalten haben oder soziale und kulturelle Projekte wie Bundesliga ON EAR bzw. die Bundesliga Art Challenge um nur einige zu nennen. Des Weiteren haben wir mit der Saisoneröffnung sowie der Meisterfeier einen weiteren Schritt in Richtung internationales Format gesetzt. In Zukunft werden wir verstärkt die Markenbildung unserer Trophäen forcieren.

leadersnet.at: Stichwort Sportsponsoring  - laut Studien setzen 88% der österreichischen Sponsoringentscheider auf Sport. Spitzenreiter innerhalb dieses Feldes ist Fußball, rund 58% aller Sponsoringgelder entfallen auf das runde Leder. Was macht Fußball zu einem so attraktiven Werbeträger?

Georg Pangl: Fußball ist Weltsportart Nummer 1. Auch in Österreich ist Fußball gemessen an den aktiven Sportlern, die Volkssportart schlechthin. In kaum einer anderen Sportart gibt es so spannende Duelle David gegen Goliath wie im Fußball. Darüber hinaus ist eine ganzjährige Medienresonanz garantiert.

leadersnet.at: Welche Sponsoringmöglichkeiten bietet die Bundesliga? Von welchem Sponsoringvolumen sprechen wir?

Georg Pangl: Wir schnüren individuell angepasste und attraktive Pakete für unsere Partner, vom klassischen Namenssponsoring der beiden höchsten Ligen, bis zum innovativen bewerbsübergreifenden Sponsoring der Schiedsrichter. Die gleichen Studien adjustieren auch, dass Sponsoringabteilungen innerhalb von Unternehmen am wachsen sind. Während 2008 nur 22% aller Unternehmen eine professionelle Unit dafür hatten, wuchs die Zahl bis 2010 auf 35% an. Trotz positivem Aufwärtstrend haben 65% noch keine eigene Abteilung. Resümee der Studien: in Österreich fehlt es noch an einem Entwicklungsschub auf diesem Gebiet.

leadersnet.at: Wie beurteilen Sie die Situation? Ist eine weitere Professionalisierung auf diesem Feld notwendig?

Georg Pangl: Sportsponsoring ist eine vergleichsweise junge Kommunikationsform, die gegenüber der klassischen Werbung noch immer um Anerkennung ringt. Wenn man über die Ländergrenzen hinausschaut kann man zum Beispiel bei Gazprom erkennen, welche Möglichkeiten das Sportsponsoring bietet.

leadersnet.at: Im Zuge der Wirtschaftskrise gingen vor allem die Werbe- und Sponsoringetats zurück. Wie stark spürte die Bundesliga die wirtschaftlich angespannte Situation? Hat sich die Situation aus Ihrer Sicht wieder erholt?

Georg Pangl: Wie auch in den meisten anderen Branchen, hat die Wirtschaftskrise auch vor dem Fußball nicht halt gemacht. In solchen Zeiten muss man einfach etwas kleinere Brötchen backen, doch dank der stringenten Lizenzierungsverfahren der letzten Jahre, wurden unsere Klubs stets zu einer sorgfältigen Finanzpolitik angehalten. Dies erwies sich spätestens in finanziell schwierigen Zeiten, wie wir sie hatten, als überaus hilfreich und sorgte dafür, dass unsere Klubs die Wirtschaftskrise ohne größere Probleme überstanden haben. Schön langsam ist Erholung in Sicht.

leadersnet.at: Mit "Bundesliga ON EAR" setzte man ein weiteres Zeichen bzgl. Barrierefreiheit im Stadion. Wie kam es zu dem Schritt? Wie wird das Angebot angenommen?

Georg Pangl: Nach der Euro 2008 bekamen wir von der UEFA eine Grundausrüstung an technischem Equipment zur Verfügung gestellt, das wir noch ein wenig aufrüsteten und 4 Klubs (FK Austria Wien, SK Rapid Wien, FC Red Bull Salzburg und SK Puntigamer Sturm Graz) zur Verfügung gestellt haben, die sich bereit erklärten, an dieser Aktion mitzumachen. In diesen Stadien werden die Spiele audiokommentiert, die Nutzer können sich diese Audiodeskription entweder über eine Rundfunkfrequenz live im Stadion oder via Livestream im Internet anhören. Wie viele Zuhörer wir im Stadion haben, kann man schwer messen, aber bei den Livestreams haben wir zwischen 400-500 Zuhörer pro Spiel, beim SK Puntigamer Sturm Graz sogar regelmäßig 900. Wir hoffen natürlich dieses Projekt auch über die nächsten Jahre weiter führen zu können und sind auch in Gesprächen mit weiteren Klubs um das Service über die 4 derzeitigen Stadien hinaus auszubauen

leadersnet.at: Wer ist Ihr persönlicher EM-Favorit?

Georg Pangl: Welt- und Europameister Spanien. Ich traue der del Bosque-Elf durchaus zu, dass sie das Kunststück schafft, als erste Mannschaft in der EM-Geschichte den Titel erfolgreich zu verteidigen, selbst wenn mit Puyol und Villa zwei Schlüsselspieler verletzungsbedingt fehlen.

www.bundesliga.at

Georg Pangl

1986 - 2002: Nachwuchssekretär bzw. Team-Manager der A-National-mannschaft sowie Verantwortlicher für Ticketing und Sicherheit bei Länderspielen im Österreichischen Fußball-Bund 1996:  Turnierdirektor der UEFA Unter-16-EM-Endrunde in Österreich
1997 – 2002: UEFA Venue Director (in der Champions-League)
2002 - 2004: UEFA-Eventmanager in Nyon/Schweiz (als Projektmanager für die Champions League- und Super Cup- Finali 2003 und 2004 verantwortlich)

Seit September 2004:
Vorstand der Österreichischen Fußball-Bundesliga (ÖFBL)

UEFA-Delegierter
-    bei Champions- und Europa League- sowie
-    EURO 2008 und 2012-Qualifikationsspielen

FIFA-Delegierter
-    bei FIFA 2006 und 2010-WM-Qualifikationsspielen

Stellvertretender Vorsitzender des Medien- & Marketing- Komitees der Europäischen Profi-Ligen Vereinigung (EPFL)

Georg Pangl

1986 - 2002: Nachwuchssekretär bzw. Team-Manager der A-National-mannschaft sowie Verantwortlicher für Ticketing und Sicherheit bei Länderspielen im Österreichischen Fußball-Bund 1996:  Turnierdirektor der UEFA Unter-16-EM-Endrunde in Österreich
1997 – 2002: UEFA Venue Director (in der Champions-League)
2002 - 2004: UEFA-Eventmanager in Nyon/Schweiz (als Projektmanager für die Champions League- und Super Cup- Finali 2003 und 2004 verantwortlich)

Seit September 2004:
Vorstand der Österreichischen Fußball-Bundesliga (ÖFBL)

UEFA-Delegierter
-    bei Champions- und Europa League- sowie
-    EURO 2008 und 2012-Qualifikationsspielen

FIFA-Delegierter
-    bei FIFA 2006 und 2010-WM-Qualifikationsspielen

Stellvertretender Vorsitzender des Medien- & Marketing- Komitees der Europäischen Profi-Ligen Vereinigung (EPFL)

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