„Digitalisierung ist der Megatrend"

Startschuss für Medientage 2014: Netflix für Zeitschriften, angemessene Regulierung und Abrechnung mit Österreichs Medienpolitik.

Natürlich sehe sich die Branche einer “sehr anstrengenden, aber auch hochspannenden Zeit” gegenüber, in der Kreativität und Innovation absolut essenziell seien, so Thomas Rabe, Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender, in der Keynote zur Eröffnung der Medientage 2014. Bis Donnerstag, 18. September, trifft sich die Medienbranche zum Gedankenaustausch im "Learning Center" der WU Wien. Rabe weiß aus erster Hand, vor welchen Herausforderungen Unternehmen stehen, die sich einem digitalen Strukturwandel unterziehen. „Die Digitalisierung ist der weltweite Trend schlechthin – das gilt für alle Branchen“, sagte der Experte.

Das Thema Vielfalt dürfe ebenfalls nicht unterschätzt werden. So empfahl Rabe Verlagen, „ein breites Management mit einem entsprechenden Frauenanteil". „Wir erleben eine hochspannende Zeit im Medienbereich und die einmalige Chance, an der Neuordnung unserer Branche teilzuhaben“,zeigt sich Rabe optimistisch.

Kritik an Kostenlos-Kultur

Entgegen aller Vermutungen gebe es kein Reichweitenproblem, rechne man Print und Digital zusammen. "Wir haben nur das Problem, das auch angemessen zu monetarisieren." Der Aufbau einer "Kostenlos-Kultur" sei ein Fehler gewesen. Diesbezüglich kann sich Rabe durchaus "eine Art Netflix" für Zeitschriften vorstellen. "Das ist aber nur als Aktion aller Verlage möglich." “Journalismus bleibt wichtig und kann weiterhin auf kommerzieller Grundlage betrieben werden. Die Leser werden auch in zehn Jahren bereit sein, für nutzwertige Inhalte zu bezahlen.” Gleichzeitig müsse man sich mit “Kostenstrukturen intensiv auseinandersetzen”, wie es jüngst das zu Bertelsmann gehörende Verlagshaus Gruner + Jahr getan habe, das in den kommenden drei Jahren 75 Mio. Euro einsparen will.

Verschiedene Arten, sich mit Google auseinanderzusetzen

Mit Blick auf Google meinte Rabe, dass Bertelsmann “nur in der Öffentlichkeit zurückhaltend” gegenüber dem Internetgiganten auftritt. “Es gibt aber unterschiedliche Arten, sich mit Google auseinanderzusetzen.” Das US-Unternehmen verfüge definitiv über gute Produkte, “aber wenn man eine derartige Marktposition erlangt, muss man sich im Zweifel nach bestimmten Spielregeln richten”. “Fair search” sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema.

"Äpfel statt Apple"

Im ersten Diskussions-Panel der Medientage ging es um das Spannungsfeld Regulierung und Medienförderung. Dabei hagelte es Kritik an der Expertise in der Regierungspolitik. Man habe die Digitalisierung nicht im richtigen Ausmaß erkannt. Ein hochwertiger Medienmarkt brauche aber Investment und Commitment, um seine Rolle als vierte Gewalt gewährleisten zu können.

Momentan gelte laut ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in der Politik immer noch "Äpfel sind wichtiger als Apple." Die Lage der Äpfelbauern sei demnach wichtiger als Veränderungen in der digitalen Welt. Dies führe zum Problem asymmetrischer Regulierung. Thomas Kralinger und Wrabetz griffen darüber hinaus Peter Lammerhubers, Chef der Mediaagentur Group M, Vorschlag zur Neuordnung der Medienförderung auf. (jw)

www.medientage.at

Österreichische Medientage 2014 - Fotos C.Mikes

Österreichische Medientage 2014 - Fotos C.Mikes
2014-09-16
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