Inflation, Rezession, Streiks – Wer soll das bezahlen?

| Redaktion 
| 22.11.2023

Gastkommentar von Manuela Lindlbauer, Eigentümerin von Lindlpower und Gründerin & Geschäftsführerin von LP Experts.

Aktuell wird die Arbeitswelt stark vom Konflikt zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen geprägt, New Work ist kurzfristig in den Hintergrund getreten. Wer trägt die Verantwortung und Kosten für die Teuerung und die Last dieser Probleme?

Lebenserhaltungskosten, Arbeitsplatzsicherung, mögliche Rezession und hohe Inflation haben dem Obstkorb, der 4-Tages-Woche und dem Yoga im Meetingraum den Rang abgelaufen. In Zeiten der wirtschaftlichen Instabilität und Unsicherheit verschieben sich die Prioritäten.

Unternehmer:innen sind gerade dabei zu realisieren, dass die Zeit von "immer höher, immer weiter und immer schneller" ausgedient hat. Nun heißt es wieder die unternehmerische Verantwortung und das Finanz-Know-how in den Vordergrund zu stellen und sich mit Risikomanagement und Kostenrechnung zu beschäftigen, um Stabilität und Kontinuität sicherzustellen.

Viele Arbeitnehmer:innen machen sich Sorgen wie sie ihren Lebensstandard die nächsten Jahre aufrechterhalten können, die goldenen Zeiten scheinen auch hier mal vorbei zu sein. Die Zeiten hoher Forderungen und Ansprüche werden durch die laufend steigenden Arbeitslosenzahlen und Personalabbaumeldungen hinterfragt – 11,5 Prozent sind die Forderungen der Gewerkschaften.

Aber wie sollen Arbeitgeber:innen und Unternehmer:innen das finanzieren, ohne es über Preissteigerungen letztendlich wieder an den Endkonsument:innen weiterzugeben? Die Gefahr besteht, dass es zu Kündigungen kommen könnte oder einfach die Wirtschaftsleistung reduziert wird, was letztendlich wieder zu einer geringeren Steuerleistung führt. Es heißt Zusammenrücken, Verständnis haben und das Miteinander in den Vordergrund stellen.

Natürlich ist das Angebot einer 2,5-prozentigen Lohnerhöhung eine Provokation, die die Fronten nur verhärtet und den Missmut erhöht und genau das brauchen wir aktuell gerade gar nicht.

Die Interessen von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen sind oft gegensätzlich, insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Arbeitgeber:innen versuchen, ihre Kosten zu minimieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Gewinne zu erzielen, während Arbeitnehmer:innen fairere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen anstreben, um ihren Lebensstandard zu erhalten oder zu verbessern – fair enough.

Was kann die Lösung sein?

Verhandlungsgeschick und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten – Kommunikation, Transparenz und der Wille zur Zusammenarbeit. Regulierende Maßnahmen der Regierung. Anzuerkennen, dass wir uns alle ein wenig einschränken müssen. Nachhaltiger leben und mit Ressourcen schonender umgehen. Selbstverantwortung übernehmen. Zu akzeptieren, dass wir wirtschaftlich ein paar schwierigere Monate vor uns haben, aber dafür in einem sicheren, stark sozialen und lebenswerten Land leben dürfen.

Es wird spannend, wie es unter diesen Umständen mit der 4-Tages-Woche bei gleichem Lohnausgleich noch weitergehen wird...

Und nicht zu vergessen die Generation "Erbe", die gar nicht mehr so viel arbeiten will, die Sandra Baierl unlängst im Kurier geschrieben hat.

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Schönes Kommentar: ... wir uns alle ein wenig einschränken müssen..." ist das, was in vielen anderen Diskussionen fehlt. Zusammenrücken, jene, die schon viel haben, weniger mehr bekommen als jene, die am unteren Ende der Einkommensskala sind, Gewinne fairer verteilen.

Aus meiner Sicht gehört dazu auch, Leistungen nach gesellschaftsrelevanten und nicht ausschließlich monetären Kriterien zu bewerten, Produkte, Dienstleistungen, Unternehmen, Organisationen und Personen in den Vordergrund zu rücken, die echten Mehrwert für die Gesellschaft leisten, die eine gesellschaftliche Verantwortung verspüren, in allem was sie tun und den Anspruch haben, mit ihrem Tun nicht nur ihren Lebensunterhalt zu sichern, sondern auch die Welt ein Stück besser zu machen.

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