Interview mit Paul Grassel
"Wir sehen Nachhaltigkeitsinvestitionen nicht nur als Verpflichtung, sondern als Chance"

| Redaktion 
| 20.05.2024

Im LEADERSNET-Interview spricht Paul Grassel, Geschäftsführer IG Immobilien, u.a. über das breit gestreute Portfolio der Unternehmensgruppe und die Vorreiterrolle bei der Entwicklung innerstädtischer Einkaufzentren. Zudem verrät er, was es mit dem Kulturkompass auf sich hat und wieso für die Werterhaltung des Immobilienvermögens von rund 1,1 Milliarde Euro ein intensives Engagement im Bereich Nachhaltigkeit unerlässlich ist.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Grassel, Sie sind Geschäftsführer der IG Immobilien – was verbirgt sich hinter dieser Marke? Wem gehört das Unternehmen?

Paul Grassel: Die IG Immobilien Unternehmensgruppe – langfristig agierender Anbieter bei Errichtung, Betrieb und Betreuung von Immobilien – managt mit rund 120 Mitarbeiter:innen über 50 Objekte, die sich in Österreich, Amsterdam, Budapest und Brüssel befinden. Mit einer vermietbaren Nutzfläche von rund 300.000 Quadratmetern gehört die IG Immobilien Unternehmensgruppe zu den führenden Full-Service-Dienstleistern am österreichischen Immobilien-Sektor. Das Leistungsspektrum umfasst Immobilienvermittlung, Immobilienverwaltung, Shopping Center Management, Asset Management, kaufmännisches und technisches Facility Management sowie Projektmanagement und Projektentwicklung. Als Tochter der Oesterreichischen Nationalbank stehen bei uns langfristige Wertbeständigkeit und Stabilität im Fokus.

LEADERSNET: Wie setzt sich das Immobilien Portfolio der IG Immobilien zusammen? Wie ist die strategische Ausrichtung?

Grassel: Die IG Immobilien Unternehmensgruppe verfügt über ein breit gestreutes Portfolio an hochwertigen Wohnimmobilien und Büroobjekten, innerstädtischen Einkaufszentren, Hotels sowie attraktiven Gewerbe- und Geschäftsobjekten mit einem Immobilienvermögen von mehr als einer Milliarde Euro.

IG Immobilien legt Wert auf langfristige Anlagehorizonte und eine konservative Risikostrategie. Zur Werterhaltung ist daher ein intensives Engagement im Bereich Nachhaltigkeit unerlässlich. Wir sehen somit Nachhaltigkeitsinvestitionen nicht nur als Verpflichtung gegenüber zukünftigen Generationen, sondern als Chance, langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

LEADERSNET: In Ihrem Immobilien-Portfolio betreiben Sie auch Retail-Flächen – auf welche Einzigartigkeit kann IG Immobilien beim Betreiben von Shopping-Centern zurückblicken?

Grassel: Mit dem Kauf eines bestehenden kleinen Shopping Centers im Jahr 1999 und der Neueröffnung als City Center Amstetten im Jahr 2001 sowie der Erweiterung im Jahr 2003 übernahm IG Immobilien in Österreich eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung innerstädtischer Einkaufzentren und hat diese in den letzten Jahren kontinuierlich fortgeführt. Seit 2008 gehört neben dem City Center Amstetten mit 25.000 Quadratmeter Verkaufsfläche auch die Rosenarcarde Tulln mit 16.000 Quadratmeter Verkaufsfläche zum Portfolio des Unternehmens. Beide Center zeichnet die innerstädtische Lage und der regionale Schulterschluss mit allen wichtigen Stakeholdern, der ausgewogenen Branchen-Mix und die stabile Geschäftsentwicklung aus. Besonders wichtig ist uns dabei die stete Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit der Shopping-Center, die Optimierung des Retail-Mixes und der Aufenthaltsqualität für unsere Kund:innen. Zusätzlich befinden sich Objekte mit attraktiven Retail-Flächen auf der Mariahilfer Straße im Besitz der IG Immobilien. Mit dem Kauf der Mariahilfer Straße 17 zum Jahreswechsel 2023 haben wir erst unlängst unser Portfolio erweitert. Durch die Kombination regionaler Shopping Center Flächen und zentraler High Street Flächen können wir Trends in der Einzelhandelsbranche besser verstehen und darauf reagieren.

LEADERSNET: Sie selbst sind seit 2021 in der Geschäftsführung – worauf sind Sie bei Ihrer Unternehmenskultur besonders stolz?

Grassel: Nach meinem Wechsel zu IG Immobilien habe ich gemeinsam mit allen Mitarbeiter:innen einen Kulturwandel eingeleitet und einen Kulturkompass entwickelt. Führung bedeutet für mich, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und nicht hierarchisch von oben nach unten zu delegieren. Es ist wichtig, dass man die Mitarbeiter:innen mitnimmt und ihnen auch Gestaltungs- und Verantwortungsspielraum für ihre Tätigkeiten lässt. Das ist gerade in Zeiten von Homeoffice und New Work ein Muss. Besonders stolz bin ich, dass unsere gemeinsame Arbeit am IG-Kulturkompass auch messbare Erfolge zeigt und die IG Immobilien erst unlängst als Top-Arbeitgeber im KMU-Bereich vom Magazin trend ausgezeichnet wurde.

LEADERSNET: Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie bei der Immobilien-Entwicklung Ihres Portfolios?

Grassel: Nachhaltigkeit ist bei uns ein zentraler Grundsatz, der unser hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschen und Umwelt zum Ausdruck bringt. Wir sind fest davon überzeugt, dass sich die Investitionen in die Nachhaltigkeit und die Kreislaufwirtschaftsfähigkeit langfristig lohnen und den Gebäudewert dauerhaft absichern. Das garantiert die langfristige Wertsteigerung und Wettbewerbsfähigkeit unseres Immobilienportfolios. Unser Team betreut Immobilien in vielen Fällen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Beim Thema Nachhaltigkeit erfordert das einen scharfen Weitblick. Bereits beim Bau oder einer Sanierung bedenken unsere Mitarbeiter:innen etwa, dass einmal der Tag kommen wird, an dem die eingesetzten Materialien wieder recycelt werden müssen. Sie sorgen auch dafür, dass die Nachhaltigkeit des gesamten Immobilienbestandes Schritt für Schritt durch zukunftsorientierte Investitionen immer weiter optimiert wird.

LEADERSNET: Die Immobilienbranche ist gerade in den letzten Monaten durch eine Hochzins-Politik, aber auch durch zu geringes Eigenkapital in eine Krise geraten. Was bedeutet dies für IG Immobilien?

Grassel: Wir bei IG Immobilien verfolgen eine konservative Risikostrategie und legen Wert auf langfristige Anlagehorizonte. In einem durch gestiegene Zinsen und Baukosten herausfordernden konjunkturellem Umfeld ist es uns gelungen, durch eine umsichtige Unternehmenssteuerung sowie konservative Risiko- und Finanzierungsstrategien ein sehr gutes Unternehmensergebnis zu erwirtschaften. Durch eine vorausschauende Unternehmensplanung, gestützt auf intensive Marktanalysen, konnte durch die umsichtige Kapital- und Liquiditätssteuerung die gesamte Unternehmensgruppe durch Zukäufe ihr Portfolio auf rund 1,1 Milliarden Euro erweitern. Damit sehen wir uns gut gerüstet, um möglichst antizyklisch wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können.

LEADERSNET: Darf man sich auf die Zukunft freuen oder muss man diese mit großem Respekt erwarten?

Grassel: Auch wenn jetzt sicher noch eine schwierigere immobilien- und finanzwirtschaftliche Periode vor uns liegt, versuche ich optimistisch in die Zukunft zu blicken und mich auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen ich einen positiven Beitrag leisten kann.

www.ig-immobilien.com

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