"Einfacher wäre es aufzuzählen, was nicht machbar ist"

Michael Taschauer, Geschäftsführer von AdditiveXperts, im Interview über die Zukunft des 3D-Druck, warum die Additive Fertigung auch für kleine Unternehmen erschwinglich ist und was das Potenzial der zukunftsträchtigen Technologie ausmacht.

LEADERSNET: Sie gelten als Experten für additive Fertigung. Was ist damit gemeint?

Taschauer: Vereinfacht gesagt, ist damit 3D-Druck gemeint. Additive Fertigung ist die umfassende Bezeichnung für alle Fertigungsverfahren, bei denen Material Schicht für Schicht aufgetragen und so dreidimensionale Gegenstände erzeugt werden.

Wir sehen uns im Speziellen als Experten für metalladditive Fertigung. Im Metallbereich können wir unsere Leistungen über die gesamte Wertschöpfungskette anbieten.

LEADERSNET: Warum haben Sie sich für dieses Fachgebiet entschieden?

Taschauer: Bereits auf der Universität haben Alexander Aigner und ich, beide unabhängig voneinander, uns intensiv mit dem Thema 3D-Druck beschäftigt. Als wir dann gemeinsam die Chance bekamen, federführend eine Abteilung für Metalldruck bei einem österreichischen Industrieunternehmen, welches in diesem Bereich auch international zu den technologisch Besten gehört, aufzubazen, war es für uns klar, dass wir dieses spannende Thema auch in unserem neuen Projekt AdditiveXperts weiter verfolgen möchten. Die Additive Fertigung stellt eine der zukunftsträchtigsten und disruptivsten Technologien unserer Zeit dar.

LEADERSNET: Welche Leistungen bieten Sie konkret an?

Taschauer: Wir bieten umfangreiche Beratung von A bis Z an. Das reicht von Engineering Dienstleistungen wie "Design for additive", der Entwicklung neuer Legierungen – vom Legierungskonzept bis hin zu den benötigten Druckparametern – für und mit Herstellern von Metallpulvern, bis zu allgemeiner Expertise rund um werkstofftechnische Fragestellungen.

LEADERSNET: Von der ersten Idee bis zum fertig gedruckten Bauteil ist es ein weiter Weg. Wie finden Sie die ideale Lösung für jeden Kunden?

Taschauer: Zuerst machen wir uns einmal ein Bild davon, was der Kunde eigentlich mittels additiver Fertigung erreichen möchte. Meist steckt hinter der Überlegung das Ziel des Kunden, Kosten zu senken, Lieferzeiten zu verkürzen oder Gewicht einzusparen. Wenn wir einen Eindruck davon gewonnen haben, klären wir werkstofftechnische Fragestellungen und geometrische Randbedingungen und nähern uns so, in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden, an eine ideale Lösung an. Ökonomische Aspekte müssen im Zuge dessen natürlich immer mit berücksichtigt werden.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen dabei unterschiedliche Softwarelösungen?

Taschauer: Software Tools sind natürlich ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit, sei es zur Konstruktion, Simulation oder für die Prozesstechnik. Trotz vieler zukunftsweisender Softwarelösungen sehen wir den Ingenieur jedoch nach wie vor als unverzichtbaren Bestandteil in der Prozesskette an. Auch wenn viele Programme und gute Werbung teilweise genau das Gegenteil suggerieren. Es ist aber klar, dass jemand über das Prozess Know-How verfügen muss, um beispielsweise die Programme überhaupt erst schreiben zu können.

LEADERSNET: Sie stehen Ihren Kunden mit ihrem Know-How bei der Erarbeitung eines Business Cases und der Auswahl der geeignetsten Fertigungstechnologie für den jeweiligen Anwendungsbereich zur Seite. Können Sie uns dies anhand eines konkreten Projektes kurz skizzieren?

Taschauer: Ein Oberösterreichisches Unternehmen beschäftigt sich seit langem mit dem Gedanken, Additive Fertigung "in-house" zu holen. Diese Firma haben wir dahingehend unterstützt, sämtliche Kosten für Infrastruktur, Software, Anlagen, Personal und so weiter zu beleuchten und ein Bild gezeichnet, wie sich der Business-Case von konventioneller Fertigung, zu externen additiver bis hin zu interner additiver Fertigung entwickeln kann. Diese Perspektive haben wir auch zeitlich mit belastbaren Zahlen untermauert, welche dem Management als Entscheidungsgrundlage dienen. Mittlerweile wurde eine Anlage angeschafft.

LEADERSNET: Was macht dieses Projekt so speziell?

Taschauer: Bei vielen Unternehmen wird in additive Fertigung aus zwei Gründen investiert: Die Angst, etwas zu verpassen und nicht am Puls der Zeit zu sein und das Bauchgefühl des Management. Oftmals wird diese "Wunderwaffe" der Fertigung der Erwartungshaltung nicht gerecht bzw. verschiebt sich der Return on Investment in die Zukunft. Bei diesem Projekt einer mittelständischen Firma wurde konsequent analysiert, ob und unter welchen Rahmenbedingungen diese Technologie sinnvoll einsetzbar ist. Dieses Projekt zeigt, dass metalladditive Fertigung nicht nur für große Konzerne erschwinglich ist.

LEADERSNET: Wo liegen die Herausforderungen?

Taschauer: Die größte Herausforderung liegt oftmals darin, vorhandene Denkmuster aufzubrechen und den Kunden für neue Lösungswege zu begeistern, obwohl oft bestehende Lösungen gut funktionieren. Mittelfristig kann dieser Prozess aber dazu führen, entscheidende Entwicklungen zu verschlafen und technologisch abgehängt zu werden. Beispiele hierfür sind Nokia und Kodak.

LEADERSNET: Wie wird die Zukunft des 3D-Druck aussehen?

Taschauer: Der relative Marktanteil wird in den nächsten Jahrzehnten sicherlich signifikant steigen, die Produktionskosten deutlich sinken und 3D-Druck ein fester Bestandteil in vielen produzierenden Unternehmen werden. Trotz aller Begeisterung für die Thematik wird die Additive Fertigung andere Technologien dennoch nie zur Gänze ersetzen, sondern ein ergänzender Bestandteil in einem Werkzeugkoffer unterschiedlichster Fertigungsmethoden sein.

LEADERSNET: Was ist jetzt schon alles machbar?

Taschauer: Einfacher wäre es aufzuzählen, was nicht machbar ist. Die Grenzen des Verfahrens liegen viel eher im Vorstellungsvermögen der Ingenieure, als in der Technologie an sich.

LEADERSNET: Additive Fertigung ist eine junge Technologie. Viele Vorhaben und Entwicklungen in diesem Bereich lassen sich auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene fördern. Wie unterstützen Sie ihre Kunden im Hinblick auf das Förderwesen?

Taschauer: Additive Fertigung ist sicherlich eines der Schlagwörter, das bei Fördergebern die Ohren spitzen lässt. Wir haben schon Projektanträge zu diesem Thema verfasst. Daher unterstützen wir Firmen bei der Entwicklung von Projekten und Ausarbeitung der Anträge, um möglichst große Chancen auf Bewilligung zu bekommen. Dies erfolgt auf Erfolgsbasis. (jw)

www.additivexperts.at

www.ingenieurbueros.at


 

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