Sind Sie gut vorbereitet und wenn ja, worauf?

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Corona? Das war einmal. Es wurde von der Bundesregierung, aber auch von den meisten von uns, in den Urlaub geschickt. Das ist mehr als verdient, denken Sie jetzt wahrscheinlich, denn wir haben uns bereits sehr lange damit mühevoll herumgeschlagen. Testen? Nein, danke! Masken? Nur dann, wenn es unbedingt sein muss. Zielgruppengerechte Impfkampagnen? Wofür? Denn diese sind ja nicht mehr notwendig. Die Corona-Pandemie hat sich ja selbst bekämpft. Und wie war das noch mal, dass das österreichische Gesundheitssystem langfristig geschützt und das medizinische Personal, das nun schon mehr als zwei Jahre rund um die Uhr im Einsatz war, entlastet werden soll?

Trügerische Sicherheit

Mit den frühlingshaften Temperaturen scheint das kollektive Vergessen eingesetzt zu haben. Dies nicht nur beim Coronavirus, aber lassen Sie uns erst einmal bei diesem Thema bleiben. Das Virus ist mit den ersten Sonnenstrahlen aus dem Bewusstsein verschwunden und hat sich in die Kategorie "Es war einmal" eingefügt. Diesen Anschein hat es jedenfalls auch, wenn man die nicht vorhandene oder zumindest mir nicht ersichtliche Strategie der Regierung verfolgen möchte.

Wir wähnen uns in trügerischer Sicherheit – das wissen wir alle, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Spätestens im Herbst könnte die Situation wieder kippen. Jede:r von uns sehnt sich nach Normalität, einem unbeschwerten Leben ohne Krisen, einen "Sommer wie damals", wie er uns des Öfteren bereits versprochen wurde. Es ist natürlich wichtig, dass Krisen nicht unser Leben bestimmen und wir wieder Schritt für Schritt in allen Lebensbereichen in die Normalität zurückfinden.

Aber, und das ist der springende Punkt, die Regierung sollte für Krisenzeiten auf das Schlimmste vorbereitet sein und Notfallpläne in der Schublade haben, um die Bevölkerung bestmöglich zu schützen. Die Regierung sollte sich dabei auch nicht scheuen, unangenehme Wahrheiten auf den Tisch zu legen. Gute, ehrliche und rechtzeitige Kommunikation ist das A und O. Wir haben als Bürger:innen auch eine Eigenverantwortung, dafür müssen wir aber auch rechtzeitig informiert werden. Denn Covid ist zum Beispiel nicht vorbei, in Europa herrscht Krieg mit vehementem Explosionspotential. Und auch Black Outs drohen, wovor Expert:innen bereits seit Jahren unabhängig vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine warnen.

Nicht wirklich auf Krisen vorbereitet

Was uns die vergangenen 26 Monate gezeigt haben ist, dass vor allem die Politik, die Staaten, aber auch viele Unternehmen nicht wirklich auf Krisen vorbereitet waren und es aktuell auch nicht sind. Die Staaten weder auf militärischer Seite, um uns Bürger:innen wirkungsvoll zu verteidigen noch im Bereich der Pandemie-Notfallpläne. Und wie sieht es eigentlich mit den Energievorräten aus? Sind Sie persönlich auf ein drohendes Black Out vorbereitet? Wissen Sie, wie viel Strom Ihre Geräte benötigen? Haben Sie für den Ernstfall Trinkwasser, Vorräte und ein wenig Bargeld gebunkert, um sich wenigstens zwei Tage lange versorgen zu können? Eher nicht! Für viele von uns ist solch ein Drohszenario unvorstellbar, ebenso wenig, wie dass ein Virus die Welt über einen so langen Zeitraum in Atem halten könnte, obwohl dies nicht das erste Mal in der Geschichte so ist.

Diese Einstellung muss sich ändern, allerdings ohne sofort in Panik zu verfallen. Eine gewisse Vorsorge ist gut und wichtig. Dafür bedarf es keiner Hamsterkäufe oder einem ständigen Gefühl der Angst. Mit etwas Hausverstand und Überlegung bekommt man das hin. Natürlich ist, wie in jedem Bereich, die Eigenverantwortung ein zentrales Thema. Aber bedeutender ist in diesen Fällen, dass der Staat seine Hausaufgaben macht, für die Sicherheit der Bevölkerung sorgt und dies auch kommunikativ glaubhaft mitteilt. Das würde ein gutes Gefühl vermitteln. Ein gutes Gefühl der Sicherheit, an dem es aber derzeit an allen Ecken und Enden mangelt.

Aus unserer 238-jährigen Unternehmensgeschichte kann ich nur die Schlussfolgerungen ziehen, dass alles Extreme, d. h. in diesem Fall übermäßige Gelassenheit auf der einen Seite oder panische Angst auf der anderen Seite, kontraproduktiv wäre und in der Krise schädlich. Deshalb lassen Sie uns umsichtig und vorbereitet sein, ohne in Angst oder Panik zu verfallen.

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