Nachhaltigkeit mit Leben erfüllen

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Nachhaltigkeit ist das Schlagwort der jüngeren Vergangenheit, nachhaltig zu sein und zu handeln ist groß in Mode. "Sustainability" wohin man blickt, Unternehmen, Vereine, Menschen, Events, Staaten und Regierungen – auf niemandes Agenda scheint sie derzeit zu fehlen.

Nun ist aber Nachhaltigkeit an sich nichts Neues, denn ressourcenschonendes Wirtschaften kennen gerade produzierende Unternehmen schon länger. Ohne dieses Prinzip gäbe es viele Firmen, darunter auch JTI Austria / Austria Tabak mit 237-jähriger Unternehmensgeschichte, wohl nicht mehr.

Doch was bedeutet dieses so viel strapazierte Wort eigentlich oder wo liegt das Neue, weshalb es aus dem aktuellen Sprachgebrauch so gar nicht mehr wegzudenken ist? Es ist die Ganzheitlichkeit, die in diesem großen Begriff mitschwingt. Nachhaltigkeit ist umfassender geworden. Dachte man früher in erster Linie an das Klima, so muss der oder die nachhaltig Handelnde heutzutage schon viel mehr mit einbeziehen. Nebst der Verpflichtung zum Umweltschutz trägt das nachhaltige Unternehmen auch soziale und gesellschaftliche Verantwortung. Das heißt, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein guter Arbeitgeber zu sein, indem ideale Rahmenbedingungen für eine ausgeglichene Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen werden, wobei natürlich penibelst auf die Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu achten ist und auch Diversität ihren fixen Platz haben muss.

Nachhaltigkeit muss also alle Eigenschaften der sprichwörtlichen "eierlegenden Wollmilchsau" erfüllen. Das erschwert eine objektive Beurteilung, ob etwas nur auf den ersten Blick nachhaltig ist, oder ob es auch einer näheren Betrachtung standhält – und das ist dann meistens der Punkt, an dem sich die Geister zu scheiden beginnen.

Nachhaltigkeit ist kein Kuchen, aus dem man sich die Rosinen herauspicken kann

Etwa am Beispiel "Einsparungen von CO2-Emissionen" lässt sich dies trefflich veranschaulichen und diskutieren. Zu Monatsanfang verkündete das Verteidigungsministerium, künftig auf klimagerechte Fahrzeuge zu setzen, um damit ein weiteres Zeichen auf dem Weg Richtung Klimaneutralität zu setzen. In Hinblick auf den CO2-Ausstoß beim Fahren durchaus relevant, muss jedoch die Frage erlaubt bleiben, welchen Impact die Produktion immer leistungsstärkerer Akkus für die Fahrzeuge und deren Entsorgung auch künftig auf Umwelt, Ressourcen und Klima haben werden. Auch ein Atomkraftwerk produziert weniger CO2 als ein Kohlekraftwerk – ist es deshalb nachhaltiger? Auch hier gilt: die Gesamtschau ist entscheidend, nicht einzelne Teile davon.

Nachhaltigkeit ist kein Kuchen, aus dem man sich die Rosinen herauspicken kann. Wir greifen als Unternehmen auf das wichtige Instrument externer und unabhängiger Evaluierungen zurück, um das Big Picture nicht aus den Augen zu verlieren. Zertifizierungen wie Top Employer oder der Leadership Status A in Bezug auf Klima- und Wasserschutz im Rahmen des Carbon Disclosure Projects geben uns nicht nur Recht, sondern helfen uns auch in der Planung, wo die Reise weiter hingehen muss.

Daran, also an objektiven Beurteilungskriterien, müssen und sollen sich jene, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, orientieren, damit sie eben NICHT zum Schlagwort, sondern mit Leben erfüllt wird.

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