Bye Bye, Barbie – ein Abschiedsbrief

Keine "famous last words", aber dennoch die letzten "expressis verbis" von Raffaela Bartik als Redakteurin bei LEADERSNET.

Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich die nächste, so sagt man. Nun hat sich aber seit über einem Jahr keine Tür, sondern eine veritable Büchse der Pandora geöffnet, und wir alle leben in einer "neuen Realität", von der keiner je wollte, dass sie zur "neuen Normalität" wird. Keine Sorge – diese Kolumne dreht sich nicht um die allgegenwärtige pandemische Krise, die uns alle im Bann hält, aber sie hat doch irgendwo auch etwas damit zu tun, dass die "Redaktions-Barbie" von LEADERSNET plötzlich zwischen zwei Türen steht. Und die, die sich schließt, ist die des größten Online-Business-Portals des Landes, für das sie fast drei Jahre lang gebrannt, geschrieben, berichtet, Events besucht und sogar moderiert hat.

Aber diese Ära geht nun zu Ende. Wenn Sie, meine geschätzten Leserinnen und Leser diese Zeilen lesen, widme ich mich bereits einer neuen Aufgabe. In einer Zeit die bedrückt, zu (Selbst-)Reflexion und Re-Evaluierung anregt, Unsicherheit schürt und in einen schier endlosen Nebel der Ungewissheit hüllt, habe ich mich entschlossen zu wachsen – vielleicht sogar über mich selbst hinaus, wie ich hoffe. Ich habe bemerkt, dass ich es mir in einer Schublade gemütlich gemacht hatte, die nicht auf Dauer für mich bestimmt war. Vor allem, weil ich es mir seit jeher zur Aufgabe gemacht habe, den Horizont von mir selbst und allen um mich herum über das Schubladendenken hinaus zu erweitern und zu zeigen, dass hinter der sehr "pinken" Person, als die ich oft auffalle, noch sehr viel mehr steckt als man auf den ersten Blick meinen mag.

Barbie, Frauenbilder und Selbstfindung

Vor einigen Wochen habe ich in einem Artikel des US-amerikanischen Mediums The Drum, das sich auf News aus der Welt von Marketing, Design und Medien spezialisiert hat und das auch ich immer wieder gerne als Inspiration für LEADERSNET-Artikel hergenommen habe, gelesen, wie Barbie – eine Marke, die wohl wie wenige andere extrem starke Assoziationen und Bilder in unseren Köpfen erzeugt und mit der ich selbst eine Art "Hassliebe" verbinde, die in letzten Jahren wieder mehr zu einer Liebe wurde – von der Coronakrise profitiert hat. Die legendäre Kult-Plastik-Anziehpuppe, die schon mit vielen Stigmata, Sexismus und Body-Shaming-Vorwürfen zu kämpfen hatte, hat sich dem Feedback angenommen, sich stetig weiter entwickelt und eine digitale Online-Marketing-Strategie entwickelt, durch die Verkäufe inmitten der wohl größten Wirtschaftskrise der letzten Jahre durch die Decke gehen. Pretty amazing für ein blondes Kinderspielzeug aus dem letzten Jahrhundert, und nicht zuletzt ein Zeugnis von Wagnis und Wachstum. Zwei Dinge, die ich bei mir selbst vermisst habe, und das, obwohl ich selbst schon ab und an liebevoll als "Barbie" bezeichnet wurde. 

Wie so viele andere auch, habe ich in den vergangenen Monaten meine Highs and Lows, meine Ups and Downs durchlebt – und, wie ich das oft so mache, nicht groß darüber gesprochen sondern einfach weitergemacht wie bisher. Mich in die Arbeit verbissen, den Gang für Leistung höher geschalten, viele Warnsignale und Sinneskrisen – erfolgreich – "übertaucht", aber irgendwann musste auch ich innehalten. Ich habe die Nacht des Terroranschlags in Wien allein im Büro verbracht – sicher und in engem Kontakt zu wichtigen Menschen und auch von meinen geschätzten Kollegen virtuell umsorgt –, habe auf der Corona-konformen Hochzeit meiner Mutter gefeiert und auf einem Begräbnis getrauert, Beziehungen mit Männern und zu mir selbst nachgeweint, Freundschaften in Extremen gepflegt und vernachlässigt – wie auch mich selbst und meine Wünsche, Bedürfnisse und Karriere. Ich bin ein hypersensibler Mensch der nach dem Herzen und dem Bauch entscheidet, und seine Gefühle aus keinem Bereich des Lebens heraushalten kann und will, sich für alles und jeden einsetzt. Aber ich wurde gezwungen, innezuhalten und zu erkennen, dass ich mich selbst irgendwo along the way verloren hatte. Also habe ich mich auf den Weg gemacht, mich wiederzufinden. Ich bin noch lange nicht am Ziel angelangt, aber eines war schnell klar: Veränderung muss her. 

Wer bin ich?

Als leistungsorientiertes Wesen, das ich nun mal bin, kam da auch schnell der Punkt "Karriere" auf den Plan. "Blonde Ambition" hat nicht nur Barbie, sondern auch ich. Auch ich bin keine junge 21-jährige Puppe mehr, ich bin eine 31-jährige Frau. Niemanden hat das mehr gewundert als mich, als ich meinen Lebenslauf aufgefrischt habe und entdeckt habe, was ich eigentlich schon alles erreicht und gemacht habe, aber auch was ich eigentlich immer machen wollte.

Und die Raffaela, die in den letzten Monaten für LEADERSNET geschrieben hat, war mehr Arbeiterin als kreative Macherin, war ein grauer Wirtschafts-Singvogel im goldenen Käfig und nicht der bunte Kolibri, der frei flattert, Kraft aus neuen Blüten zieht, neue Wege erschließt und sich und andere mit ihren Ideen befruchtet – kurzum: Sie hat nicht ihr volles Potenzial gelebt, war nicht, wer sie eigentlich ist. Diese Raffaela hat ihre Karriere-Ambitionen genauso ruhen lassen wie den ewigen Traum, eigene (Kinder-)Bücher zu schreiben und zu illustrieren und in ein paar Jahren "Teilzeit" nach Südfrankreich auszuwandern und dort im Barbie-Badeanzug mit einem Gläschen Rosé in der Hand am Pool zu arbeiten. Ach ja und einen "Impact" wollte sie auch noch machen und lernen, wie man etwas aufbaut, die Möglichkeit haben, etwas aktiv mit zu gestalten...so viele Pläne, so viel meiner Essenz, so viel ICH das aus dem Fokus geraten ist. Nicht dass ich mich selbst so wichtig nehme, aber wo etwas wachsen soll, muss entsprechende Fürsorge geleistet werden. Ich will wachsen. Und das hätte ich nicht tun können, wäre ich jetzt geblieben. Ich habe lernen müssen, mich um mich selbst zu kümmern, auch wenn es unangenehm ist, und auch ein wenig traurig. Denn LEADERSNET wird mir fehlen. 

Ich habe meine Hand gehoben

Zugegeben, es hat eine Weile in mir gelodert und auch gedauert, und auch den ein oder anderen gepflegten "Arschtritt" hat es von mir selbst und ja, auch von mir wohlgesonnenen Personen, hat es gebraucht. Aber dann kam der Tag, an dem eine Entscheidung gefallen ist. Und ich war bereit. Eine Chance hat sich aufgetan, und plötzlich noch eine und noch eine – und eine war meine, und dann habe ich nicht anders gekonnt: Ich habe die Hand gehoben. Für mich.

Hier öffnet sich nun diese neue Tür, aber es schließt sich auch ein erzählerischer Kreis: Denn ich habe den Rat angenommen, den Barbie-Ladyboss Lisa McKnight ( ihr richtiger Titel ist Senior Vice President und Global Head des Barbie und Puppen-Portfolios von Mattel, aber you get it – sie rockt, Oida! ) ihrem jüngeren Ich geben würde: Ich habe meine Hand gehoben. Für mich selbst. Ebenfalls gegenüber The Drum sagte sie nämlich folgendes: "Erhebe deine Hand. Ich finde es so so wichtig – ganz besonders als Frau – dass man für sich selbst einsteht und sich dafür auch in Situationen bringt, die für einen unangenehm sein könnten. Hebe deine Hand, handle, nimm aktiv an deinem Leben teil, melde dich freiwillig." (Unangenehm – check!) Ich bin ein "Beziehungsmensch", und auch das Trennen von meinem Arbeitgeber und meinen mir so ans Herz gewachsenen Kolleginnen und Kollegen bei LEADERSNET fiel mir nicht leicht. Aber Knight hat recht, auch wenn sie weiter sagt: "Was ich früh im Laufe meiner Karriere gelernt habe ist, dass es das Minimum ist, gut in dem zu sein, was du tust (kurzer Selbsttest – okay, das bin ich, check), aber es sind die Extrameilen, die man geht und die zusätzlichen Projekte für die man sich engagiert wie auch der Mehrwert den man seinem Team, seinem Arbeitgeber und seinem Boss liefert, die unbezahlbar sind. Also hebe deine Hand."

Bumm. Tatsächlich bin ich immer die erste, die die Hand für alles gehoben hat und hebt, was ANDEREN einen Mehrwert bietet. Aber für mich? Not so much. Nachdem keine Sorge besteht, dass ich andere so schnell vernachlässigen werde, aber noch großes growth potential für "moi", also mich, besteht, hab ich es getan. Ich habe die Hand gehoben. Die Hand für mich, für den nächsten Schritt in meiner Karriere, für neue Chancen, neue Aufgaben, ein spannendes Start-up Projekt in dem ich weiterhin schreiben darf, ein Office mit Hund, mit neuen Kollegen aber nicht weit entfernt von meinen "alten". 

Time to say goodbye

Darum: So long, LEADERSNET. Es ging jetzt schneller als gedacht, und ich werde dich und euch vermissen: Alex, Aleks, Bella, Carina, Carry, Chris, Isabella, Jenny, Julia, Karin, Paul, Rafi und Tanja – und Caro, Dominik, Fabian, Lisa und Liz. Danke euch allen für die gemeinsame Zeit. Für eure Unterstützung, euren Teamgeist, alles was wir ihr mir und wir uns gegenseitig gelehrt haben. Und danke Ihnen liebe LEADERSNET-Leserinnen und Leser: Fürs treue Lesen meiner Zeilen, für ihr Feedback, Plauderrunden bei Events, Hilfestellungen bei Recherchen, gemeinsame Projekte und alles was meinem müden und wehmütigen Hirn gerade entfleucht. Aber: Das hier ist Österreich, und die Branche, in der ich bleibe ist ja bekanntermaßen ebenso ein "Dorf" wie das heimische Wirtschafts- und Society-Parkett, dem ich beruflich wie privat eng verbunden bleibe. Darum sage ich nicht Adieu, sondern: Bis bald! 

Alles Liebe,

Eure Raffaela

Das Trio Infernale, und die schönste LEADERSNET-Redaktion die es je gab: Julia Emma Weninger, Alexander Schöpf und Raffaela Bartik bei der 10-Jahres-Feier von LEADERSNET anno 2019 © LEADERSNET

Isabella Krumhuber
Du bist nicht Barbie - Du bist Wonderwoman, wenn Du das willst! Weil Dus kannst! Take care and see you soon!
Danke für die gute Zusammenarbeit und viel Erfolg beim weiteren „Handheben“ für Dich. GLG, Peter Dobcak
Gerhard Kunit
Danke
Katharina Schiffl
I will miss you !!!

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