Bank Austria-Mutterkonzern braucht einen neuen "Big Boss"

Unicredit sucht Führung: Vorstandsvorsitzender Jean Pierre Mustier legt mit April 2021 sein Amt nieder, Bank will im neuen Jahr mit neuer Strategie an den Start gehen.

Unicredit braucht mit dem nahenden neuen Jahr einen neuen Chef: Der amtierende Vorstandsvorsitzende der italienischen Großbank und Bank-Austria-Mutter Jean Pierre Mustier wird mit Ablauf seines Mandats im April 2021 die Tätigkeit des Vorstandsvorsitzenden beenden, wie die Bank am späten Montagabend bekanntgab. Sollte ein Nachfolger früher zur Verfügung stehen, werde Mustier bereits dann seinen Posten räumen.

Interne Zerwürfnisse

Zwischen Mustier und dem Verwaltungsrat soll es einem Insider zufolge Unstimmigkeiten über die künftige Strategie des Kreditinstituts geben, die Fronten sollen sich zunehmend verhärten – so wurde es der Nachrichtenagentur Reuters zugetragen. Im Zentrum des Konflikts stünden dabei ein mögliches Gebot für die verstaatlichte Bank Monte dei Paschi di Siena und der Plan, das Italien-Geschäft und das Auslandsgeschäft der UniCredit zu trennen.

Unicredit lehnte diesbezüglich eine Stellungnahme ab. Jean Pierre Mustier ist seit 2016 Vorstandsvorsitzender der Großbank mit Hauptsitz in Mailand und brachte die Bank mit einem radikalen Sparprogramm wieder auf Kurs.  Seit seinem Amtsantritt hat der Franzose mehr als 20.000 Jobs gestrichen, einen Berg an faulen Krediten abgetragen und sich von Geschäften getrennt. Finanziert hat er das unter anderem mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung. Sein Plan, nach dem Umbau vorhandenes überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben, konnte durch die Coronakrise und das Dividendenverbot der europäischen Bankenwächter nicht umgesetzt werden.

Der mögliche Abgang des 2018 zu Banker des Jahres gekrönten Mustier ließ am Montag die UniCredit-Aktien um mehr als vier Prozent sinken. Der bestehende Vertrag des französischen Noch-Unicredit-Chefs läuft im Frühjahr aus. 

Hot Topic Monte-Paschi-Kauf

Mustier, der die Unicredit generell aus unnötigen und potenziell belastenden Käufen heraushalten will, ist auch gegen den Kauf der ältesten Bank der Welt, Monte Paschi, auf den die italienische Politik jedoch drängt. Die Unicredit soll ein Gebot für Monte Paschi, die von faulen Krediten und teuren Rechtsstreitigkeiten belastet wird, abgeben, denn die Bank muss nach den Vorgaben der EU-Kommission wieder privatisiert werden.

Insidern zufolge soll Mustier strenge Bedingungen für jeden möglichen Deal aufgestellt haben. Das italienische Finanzministerium arbeite an Anreizen für die Übernahme von Monte Paschi. Erst Anfang November hat Mustier die Pläne für eine Abspaltung des Auslandsgeschäfts der Unicredit Group, darunter die Bank Austria in Österreich und die deutsche HypoVereinsbank, offiziell aufgegeben. Als Grund dafür wird angegeben, dass dieses (stark umstrittene) Vorhaben aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds und der EZB-Ankaufsprogramme nicht mehr relevant sei, so Mustier. 

Neue Strategie für 2021

Angesichts der anstehenden Umbrüche will die Unicredit nun im zweiten Quartal 2021 eine neue Strategie präsentieren und auch im Verwaltungsrat der Bank stehen Änderungen bevor. Pier Carlo Padoan soll der neue Chef des Kontrollgremiums werden. Jener Padoan, der zum Zeitpunkt der Monte-Paschi-Verstaatlichung italienischer Wirtschaftsminister war. (red)

www.unicreditgroup.eu

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