So skurril macht der einzige "Putin-Konkurrent" Wahlkampf in Wien

Russischer Lugner? Aktivist Alexandr Romanov lud zur Pressekonferenz in den Österreichischen Journalistenclub.

Es war kein alltäglicher Pressetermin, zu dem der gebürtige Russe Alexandr Romanov vergangene Woche Donnerstag in den Österreichischen Journalisten Club (ÖJC) lud. Wenig ist über den russischen Aktivisten mit dem klingenden Nachnamen bekannt: außer dass kein direktes Verwandschaftsverhältnis zum berühmten russichen Adelsgeschlecht besteht.

Keine politische Relevanz in Russland

Romanov will aber dennoch per 2024 Ansprüche auf eine gewisse Machtposition in Russland erheben könnte. Denn Alexandr Romanov hat am Donnerstag in Wien dem langjährigen russischen Staatschef Wladimir Putin den Kampf angesagt.

Denn: auch wenn Romanov nicht mit der Zarenfamilie verwandt ist und laut Experten auch keine politische Relevanz in Russland hat – de facto findet man bei einer Recherche im Internet nicht einmal das Konterfei des solariumgebräunten blonden Russen mit der Staatschef-Frisur, für die er sich offenbar Boris Johnson und Donald Trump inspirieren hat lassen. Selbstsicher präsentierte er mit weiblicher Unterstützung im ÖJC Dokumente, die belegen sollen, dass er der "derzeit einzige registrierte Kandidat für die russische Präsidentenwahl 2024" sei.

Romanov: Kampf dem "Putinismus"

Dass er gegen das politische Schwergewicht eines Putin, der sein Antreten bei der Wahl 2024 als "möglich" bezeichnet hat, wenig Chance haben könnte, steht für Romanov nicht zur Sache. Wichtig ist Romanov, dass der ihm zufolge in Russland vorherrschende "Putinismus" ein Ende findet. Und tatsächlich hat Putin "sein" Land schon lange fest im Griff: die Voraussetzungen für seine Wiederwahl sind in Vorbereitung: sowohl das russische Volk als auch das Verfassungsgericht müssen der umstrittenen Verfassungsänderung zustimmen.

Das Parlament hat die Änderung, die Putins bisherige Amtszeiten auf Null setzt und ihm damit ein neuerliches Antreten erlaubt, bereits abgesegnet, nun fehlt noch die Abstimmung durch das Volk. Wenn dieses zustimmt, könnte Putin erneut zum Präsidenten gewählt werden. Mit diesen Maßnahmen steht Putin scharf in der Kritik und Romanov schließt sich dieser an.

Da Romanov ein Auftreten in Russland selbst nicht möglich ist, wurde die Pressekonferenz via Social Media nach Russland übertragen. Darin rief Romanov die Russen zur Teilnahme am Verfassungsreferendum auf und zeigte, untermalt von einer bebilderten Präsentation, wie der von ihm kritisierte "Putinismus" die Armen weiter ausbeute und den Reichen ihr Luxusleben weiter finanziere. Die Wähler sollten am 22. April also gegen die Verfassungsänderung stimmen. Die Stimmzettel sollten sie aber nicht in die Urnen werfen, weil sie nur "verfälscht" würden, sondern mitnehmen und öffentlich zeigen, forderte er. Dass die Stimmen damit ungültig würden, sieht der Aktivist nicht so.

Flashmobs und Che Guevara auf der Visitenkarte

Außerdem rief der exzentrische Romanow, dessen Visitenkarte übrigens das Konterfei von Che Guevara zeigt, zu Flashmobs gegen den von ihm angeprangerten "Putinismus" auf, das er als ein System aus "Freunderlwirtschaft, Korruption sowie Armut und Repression" zeichnete. Aus diesen Plänen dürften in näherer Zukunft allerdings nichts werden: denn die russischen Behörden haben, ganz so wie auch hierzulande und im Rest Europas, größere Veranstaltungen aufgrund der akuten Gefahr durch die Coronavirus-Epidemie untersagt.

Eindrücke von der Pressekonferenz zu Alexandr Romanovs Präsidentschaftskandidatur für 2024 finden Sie in unserer Fotogalerie. (rb)

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