Milliardenringelspiel bei Apple: zuerst kommt der Umsatzrekord, dann die Patentklage

Weihnachtsgeschäft 2019 katapultierte die Kult-Brand zurück in die oberste Liga – einen nicht unwesentlichen Anteil muss das Unternehmen eventuell an eine Uni abtreten. 

Es war einmal ein unerwartet umsatzstarkes Weihnachten...und der angeknabberte Apfel ist wieder so "sexy" wie zu Steve Jobs' Zeiten – zumindest zahlentechnisch. Denn wie kürzlich bekannt wurde, war das vergangene Weihnachtsgeschäft mehr als lukrativ für die Kultmarke aus dem amerikanischen Silicon Valley: innerhalb von nur drei Monaten konnte nämlich ein Rekord-Umsatz von 22,2 Milliarden Dollar (entspricht 20,17 Milliarden Euro) erwirtschaftet werden. Noch im Jahr zuvor war der Gewinn bei rund 20 Milliarden Dollar. Doch das alte Sprichwort "Wie gewonnen, so zerronnen" könnte für Apple noch ein Thema werden, denn die Bedrohung durch das Coronavirus könnte den Umsatz mindern und auch ein Rechtsstreit mit einer US-Uni könnte ein wenig empfindlicher am Börserl der Apfelmarke nagen.

iPhone-Verkauf wieder stark

Erstmals seit einem Jahr hat Apple vor allem wieder mehr iPhones verkauft und konnte dadurch einen Umsatz und Gewinn über den Expertenerwartungen verbuchen. Im Jahresvergleich stieg der Umsatz um neun Prozent auf 91,8 Milliarden Dollar und übertraf damit die von Refinitiv veröffentlichten Experten-Vorhersagen von 88,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie lag mit 4,99 Dollar ebenfalls über den Erwartungen von 4,55 Dollar. Das wichtigste Produkt der Kalifornier, das iPhone, erreichte einen Umsatz von knapp 56 Milliarden Dollar nach 51,6 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Hier hatten Experten eigentlich einen leichten weiteren Rückgang erwartet. Apple macht keine Angaben zu verkauften Stückzahlen mehr. Im vergangenen Herbst waren zum Teil teurere neue Modelle auf den Markt gekommen.

Verkaufsmotor Wearables und AppleTV

Eine tragende Säule des erfolgreichen Weihnachtsquartals waren Apples "Wearables", also kleine tragbaren Geräte wie dieApple Watch und die AirPods-Ohrhörer sowie das Abo-Geschäft. Das Geschäft mit den Wearables erwies sich demnach 2019 als besonders lukrativ, so schoss die tragbare Sparte um fast 37 Prozent auf gut zehn Milliarden Dollar hinauf.

Damit überholten diese Produkte erstmals den Umsatz mit Mac-Computern, der auf 7,1 Milliarden Dollar zurückging. Apple hatte in der Weihnachtszeit neben einer neuen Watch-Generation auch eine verbesserte  – und teurere – Pro-Version der AirPods herausgebracht.

Bei den Services wie Apple Music oder dem iCloud-Speicher gab es ein Plus von rund 17 Prozent auf 12,7 Milliarden Dollar. Die Analysten hatten jedoch 13 Milliarden Dollar erwartet. Apple hat nun 480 Millionen Abo-Kunden. Konzernchef Cook verwies darauf, dass man früher als erwartet das Ziel von 500 Millionen Nutzern erreichen werde. Als neues Ziel habe man nun die Zahl von 600 Millionen Nutzern bis Jahresende ausgegeben. Apple TV+ selbst bezeichnete er als "großartigen Erfolg". Das Geschäft mit iPad-Tablets schrumpfte unterdessen um elf Prozent auf knapp sechs Milliarden Dollar.

Bedrohung Coronavirus

Die Freude über die Rekordumsätze trübt aktuell jedoch die angespannte Lage rund um den Ausbruch des Coronavirus. Aufgrunddessen stelle man sich bereits auf Turbulenzen in der chinesischen Zuliefererkette ein, da sich einige Betriebe in der besonders betroffenen Region rund um die Stadt Wuhan befinden, heißt es seitens Apple-Chef Tim Cook. Es gebe aber alternative Quellen für Apples Produkte. Unklar sei die weitere Entwicklung bei anderen Zulieferern, bei denen die übliche Auszeit zum chinesischen Neujahrsfest zum Teil um eine Woche verlängert worden sei.

Der unsicheren Lage entsprechend fällt auch die Umsatzprognose für das laufende Quartal aus: hier wurde eine ungewöhnlich breite Spanne von 63 bis 67 Milliarden Dollar gewählt, wie Apple-Finanzchef Luca Maestri erklärte. Dennoch entsprechen diese Werte im Vergleich zu den 58 Milliarden Dollar Umsatz im Vorjahresquartal einer Erwartungshaltung für deutliches Wachstum.

Rekord-Patentstreit mit US-Uni um 1,1 Milliarden Dollar

Zur Ruhe kommen wird Apple in den nächsten Wochen so oder so nicht: wie am Donnerstag bekannt wurde, ist die Kultmarke gerade in einen Patentstreit in Milliardenhöhe verwichelt. Gemeinsam mit der Firma Broadcom soll Apple über eine Milliarden US-Dollar zahlen – die Universität Caltech hat Patentverstöße eingeklagt, und hat Recht bekommen. Nun soll der Technologiekonzern eine Entschädigung in Höhe von 837 Millionen Dollar (760,84 Millionen Euro) an die Hochschule zahlen. Im selben Verfahren wies das Geschworenengericht in Los Angeles am Mittwoch das US-Halbleiterunternehmen Broadcom an, 270 Millionen Dollar an die Caltech-Universität zu zahlen.

Insgesamt ergeben die Forderungen eine Summe von 1,1 Milliarden Dollar – das entspricht einer der höchsten Entschädigungssummen wegen Patentverstößen, die jemals in den USA verhängt wurde. Beiden Unternehmen wird von Caltech vorgeworfen, gegen vier Patentrechte der Hochschule auf drahtlose Übertragungstechnologie verstoßen zu haben. Die Uni beklagt, dass die Technologie von Broadcom für Chips und von Apple für  iPhones, iPads und Uhren verwendet werde. Sowohl Apple als auch Broadcom bestreiten die Patentverstöße und kündigten Berufung gegen das Urteil an. (rb)

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