"Kurier" holt sich "Profil" zurück

Die Tageszeitung kauft das Nachrichtenmagazin von der Verlagsgruppe News zurück.

"Homecoming" für eine von Österreichs Qualitäts-Magazininstitutionen: Wie der Standard am Donnerstagabend exklusiv berichtete, geht das Profil (zurück) in Kurier-Eigentum über. Nach Standard-Informationen sollen sich der Magazinkonzern VGN und das Zeitungshaus darauf geeinigt haben, dass der Kurier das Nachrichtenmagazin nach fast zwei Jahrzehnten wieder ganz besitzt und selbst bewirtschaftet.

Die Profil-Redaktionsgesellschaft war auch nach dem Verkauf der Kurier-Magazine an die damalige News-Gruppe 2001 beim Kurier verblieben. Am Donnerstagabend teilte die VGN intern mit, dass der Vertrag ist nun unterschrieben sei.

Verhandlung dauerte über Jahre an

Wie der Standard erläuterte, versuchte VGN-Mehrheitseigentümer Horst Pirker auch die Profil-Redaktion in seine Magazingruppe zu holen. Die Wettbewerbsbehörde winkte ab, wobei auch die Verträge mit dem Kurier Insidermeinungen nach zufolge schließlich wenig Spielraum hierfür geboten haben sollen.

Die Verhandlungen zwischen Pirker und Kurier über eine Wiedervereinigung des Magazins mit seiner Redaktion sollen sich schon über Jahre erstreckt haben. Pirker hätte das Profil gerne neu positioniert, die Tageszeitung und ihr Mehrheitseigentümer Raiffeisen hätten gerne wieder die auch wirtschaftliche Kontrolle über das Nachrichtenmagazin bekommen. 

Bereits im Februar dieses Jahres meldeten die Kurier-Juristen den Kauf des Magazins bei der Wettbewerbsbehörde an – und zogen ihn gleich wieder als doch verfrüht zurück. Nun dürfte es doch ernst werden, auch mit der kartellrechtlichen Prüfung mit guten Chancen auf ein Okay.

Verwirrspiel um viele Interessenten 

Bei dem Deal waren viele Interessen im Spiel. Am Kurier ist neben Raiffeisen die deutsche Funke-Mediengruppe an Bord, sie will eigentlich ihre Anteile komplett an Immobilienmiliardär René Benko abstoßen – aber dieser Ausstieg (oder ein Rückkauf von Benko) hängt an einem Schiedsgerichtsverfahren mit der Familie Dichand, die Krone-Mitgesellschafter sind. An der Verlagsgruppe News sind noch die Fellners mit 25 Prozent beteiligt, die noch gegen die früheren Mehrheitseigentümer der News-Gruppe, Bertelsmann/Gruner+Jahr über die Rechtmäßigkeit des Verkaufs an Pirker und dessen Funktionen in einzelnen Gesellschaften der Gruppe prozessieren. 

Die "Formil"-Fusion

Die Konstruktion des geteilten Nachrichtenmagazins entstammt einem kartellrechtlichen und medienpolitischen Katastrophenfall: 2001 konnte die den Magazinmarkt beherrschende VGN – damals Verlagsgruppe News – die zweitgrößte Zeitschriftengruppe übernehmen. Der Zusammenschluss von 2001 ging als "Formil"-Fusion in die jüngere Mediengeschichte ein – mit ihm kamen die einzigen damals bundespolitisch relevanten Wochenmagazine "Format" und Profil ("Formil") sowie News unter ein Verlagsdach. 

Nun übernimmt der Kurier nach fast 20 Jahren wieder die wirtschaftliche Führung des Nachrichtenmagazins. Der Standard, welcher die Neuigkeiten als erster hatte, bezeichnet dies als "keine leichte Aufgabe". Wie das Medium wissen will, brachte Profil in den vergangenen Jahrzehnten nur in wenigen Jahren relevante Gewinne. Wie der Standard mutmaßt, könnte die Verlagsgruppe News nun nach dem Profil-Verkauf versuchen, "Entscheidungsträger über andere, womöglich auch neue Medien zu erreichen". Es bleibt spannend. (red)

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