Wir schießen uns immer ins eigene Knie

Der flächendeckende 30er im 7. Wiener Gemeindebezirk bringt der Umwelt recht wenig – expressis verbis von Christian Zsovinecz.

Der Bezirkschef in Wien Neubau, Markus Reiter von den Grünen, wird in seinem Bezirk einen flächendeckenden 30er einführen. Für Reiter ist die Temporeduktion ein "weiterer wichtiger Schritt in Richtung mehr Klimaschutz", da sie mit einer "erheblichen Reduktion gesundheitserregender Schadstoffe, aber auch eine Verringerung der Lärmemissionen" einher gehe.

Ob die Luft dadurch wirklich besser wird, wage ich zu bezweifeln. Die TU Wien hat im Jahr 2014 eine Studie veröffentlicht, welche die Behauptungen des Bezirksvorstehers klar widerlegt. "Tempo 30 ist keine sinnvolle Maßnahme zur Hebung der Luftqualität oder der Verbrauchsverringerung in Städten – bauseitige Verkehrsberuhigungen (wie etwa Schwellen – Anm. d. Red.) erhöhen sogar deutlich den Emissionsausstoß gegenüber Tempo 50", so Bernhard Geringer, Vorstands des Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik an der TU Wien.

Ich finde es äußerst bemerkenswert, dass man immer öfter gegen gut zahlende Steuerzahler solche Geschütze auffährt – vor allem, wenn sie offenbar jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehren. Laut ÖAMTC sind im Jahr 2017 rund zehn Milliarden Euro an Steuern nur durch PKW-Fahrer eingenommen worden. Was passiert also, wenn in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent weniger Wiener ein Auto besitzen bzw. fahren? Wie möchte man dann die fehlenden Steuern der Mineralöl-Steuer, NoVa, etc. aufbringen?

Autofahren mit 30 km/h in Wien bringt offenbar nicht nur der Umwelt wenig bis nichts, sondern macht auch nicht wirklich viel Spaß, wenn man von E-Scootern überholt wird – die keine Steuern entrichten, weil die betreibenden Firmen meist im Ausland sitzen.




Kommentare auf LEADERSNET geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion. Im Sinne der Pluralität versuchen wir unterschiedlichen Standpunkten Raum zu geben – nur so kann eine konstruktive Diskussion entstehen. Kommentare können einseitig, polemisch und bissig sein, sie erheben jedoch nicht den Anspruch auf Objektivität.

Oliver Witvoet
Sehr geehrter Herr Zsovinecz,
Es geht doch um viel mehr als um die Luftqualität. Die Lebensqualität in den Städten mit weniger oder sogar kaum Autos ist höher. Abgesehen von dem Lärm, den Gefahren und den unglaublich vielen Platz den der Verkehr in Städten braucht. Effizient im Sinne der Zeitersparnis ist es auch schon lange nicht mehr. Innerstädtisch ist man mit dem Fahrrad bzw. öffentlichen Verkehrsmittel schneller unterwegs. Und was daran Spaß machen soll sich durch die Stadt zu stauen um danach 20 Minuten einen Parkplatz zu suchen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Viele Städte (vorallem Skandinavien und selbstverständlich die Niederlande) haben schon längst verstanden, dass Autos aus der Stadt möglichst verbannt werden müssen. Das ist die Zukunft der modernen Stadt-Entwicklung, da wird kein Weg vorbeiführen. Die Frage ist nur ob wir vorne dabei sein wollen oder die Entwicklung möglichst blockieren mit Argumenten wie weniger Steuereinnahmen. Da wird man wohl intelligenter Mittel finden müssen. Und by the way - wo genau sind sie bis jetzt 50 gefahren in 1070? Die neue Regelung betrifft meiner Meinung nach ja nur (oder vorallem) die Busspuren in der Burggasse und Neustiftgasse.
Beste Grüße, Oliver Witvoet

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV