Für den CO2-Ausstoß ständig die Autobranche verantwortlich zu machen ist eine Farce

Wir sollten bei uns selbst beginnen – expressis verbis von Dominik Frey.

Schockstarre in der Autowirtschaft: Mit einem dermaßen harten EU-Beschluss haben auch Brancheninsider nicht gerechnet. Bis 2030 müssen die CO2-Werte für Autos und Vans um satte 35 Prozent reduziert werden - was für eine Bescherung. Zurecht wird diese Vorgabe von nahezu allen Entscheidern in der Branche, als völlig unrealistisch und nicht möglich kritisiert.

Was hat die Autoindustrie eigentlich verbrochen, dass diese seit Jahren sprichwörtlich die Sau ist, die durchs Dorf getrieben wird? Dabei handelt es sich um eine hoch innovative Industrie – im wohl größten Umbruch seit Bestehen – die das richtigerweise als Chance sieht und Milliarden investiert. Gerade in Österreich hängen rund 450.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt an der Autowirtschaft, die 43 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet. Egal ob man Autofan ist oder nicht, niemand kann hier widersprechen, dass des sich um einen wesentlichen Player – der zweitgrößte Industriezweig, um genau zu sein – in der heimischen Wirtschaft handel.

Ich kann es nicht mehr hören, wenn die CO2-Ausstoß Thematik auf die Autoindustrie reduziert wird. Damit macht man es sich viel zu einfach. Natürlich bin ich für die weltweite CO2-Reduktion. Jeder der den Klimawandel nicht als eine der größten Bedrohungen in der nahen (!) Zukunft sieht, kann nur Donald Trump heißen.

Am einfachsten wäre es allerdings, wenn wir bei uns selbst beginnen, nämlich bei der drastischen Reduktion unseres Fleischkonsums oder diesen gleich ganz bleiben lassen. Wir würden damit sogar auch noch unserer Gesundheit und den Tieren etwas Gutes tun. Wenn Sie auf ein Kilogramm Rindfleisch verzichten, können sie mit gutem Gewissen stattdessen mit dem Auto von Wien nach Salzburg fahren (nicht nur elektrisch). Statistisch verursacht unser Fleischkonsum mehr CO2-Ausstoß, als der gesamte Transportverkehr – abgesehen von dem für die Umwelt noch viel schädlicheren erderwärmenden Methangas-Ausstoß der Tiere.

Was steckt in 1 kg Rindfleisch?

Wenn Länder sich mit sogenannten Emissionszertifikaten von CO2-Ausstoß Überschreitungen freikaufen können, kann es eigentlich nicht mehr drastischer am eigentlichen Thema vorbeigehen. Skurril ist da auch die Dieselthematik, abgesehen davon, dass die pauschal formulierten Diesel-Fahrverbote nur alte Fahrzeuge betreffen – die neuen sind nahezu sauber – sorgt die Zunahme von Benzinerautos für mehr CO2-Ausstoß, weil diese eben mehr Sprit "saufen" als ihre Dieselkollegen.

Ja, die Elektro-Autos sind hier zweifelsohne ein wichtiger Bestandteil zur Lösung dieser Probleme. Die Autoindustrie hat hier sicherlich etwas zu spät auf Tesla reagiert, nimmt nun aber drastisch an Fahrt auf. Es fehlt bedauerlicherweise noch immer an nationalen Kaufanreizen und der durchgängigen Ladeinfrastruktur. Kampagnen, um die Bedenken und Ängste, ein Elektro-Auto zu kaufen zu zerstreuen, sind dringend notwendig.

Das war die letzte Kolumne des heurigen Jahres auf LEADERSNET. Wir sind begeistert von den vielen Rückmeldungen, die wir dazu von Ihnen bekommen haben und sagen Danke fürs Lesen.

Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und alles Gute für 2019!

Christoph Stieg
Hallo Dominik,
super, dass du das klar auf den Punkt bringst! (Wenn ich es richtig im Kopf habe, ist die weltweite CO2-Produktion zu 51% von der Fleisch-"Produktion" verursacht. Und das Gute daran ist: darauf haben wir alle, jeder von uns, sofort, jeden Tag, Einfluss. Einfach das Fleisch (1x, 2x, 3x, …) nicht essen. Und schon geht die Produktion zurück. Das ist viel einfacher, als weniger Auto zu fahren und gleichzeitig viel effektiver.
Also, heute mal ohne Fleisch? Und morgen? ;-)
Beste Grüße, Christoph

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