"Wilde Tiere sind gefährdet" kommt unter den Hammer

| 13.06.2021

Eines der zentralen und durchaus prophetischen Gemälde von Maria Lassnig ist der Star der Dorotheum-Auktion Zeitgenössische Kunst. 

Maria Lassnig ist eine der bedeutendsten europäischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Berühmt machten sie ihre "Körperbewusstseinsbilder" (Body awareness paintings), die in einzigartiger Weise innere Gefühlszustände in Form abstrahierter Selbstbildnisse umsetzen.

Das hochformatige Bild "Wilde Tiere sind gefährdet" (Öl auf Leinwand, 306 x 200 cm, Schätzwert: 600.000 - 800.000 Euro) nimmt eine bedeutende Stellung in Lassnigs Oeuvre ein. Es entstand 1980, in jenem Jahr, das Maria Lassnig ihre lange ersehnte, breite öffentliche Anerkennung brachte. Das Gemälde wurde 1985 in ihrer ersten großen Retrospektive im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien ausgestellt.

1980 war Maria Lassnig nach zwei Jahrzehnten in Paris und New York nach Wien zurückgekehrt, erhielt eine Professur an der Hochschule für angewandte Kunst. Im selben Jahr vertrat sie - gemeinsam mit Valie Export als erste Künstlerinnen überhaupt - Österreich bei der Biennale in Venedig (Kommissär Hans Hollein).

Über das Werk

Die wohl schlüssigste Beschreibung und Interpretation von "Wilde Tiere sind gefährdet" stammt von Angewandte-Rektor Peter Gorsen im Ausstellungskatalog 1985: "Die bei Lassnig wiederholt vorkommende, häufig auch antipatriarchalisch gebrauchte Huckepack-Darstellung zweier Figuren […] wird hier abermals verwendet. Man sieht eine als Mars gekennzeichnete Symbolfigur auf einer anderen Figur reiten, die durch ihre Fortbewegung auf einer Lafette als ausgebeutetes Arbeitstier und ‚Kanonenfutter‘ kenntlich gemacht ist. Der Dressurakt wird in der grünen Landzone der unteren Bildhälfte durch eine mörderische Szene ergänzt, die unschwer als eine allegorische Chiffre der Ausrottung von Exoten und des fortgesetzten Lebensentzugs der Bevölkerung in diesem Kontinent gelesen werden kann. Dort identifiziert und solidarisiert sich Lassnig wie so häufig mit dem ausgebeuteten Teil der Natur, die hier in Trophäengestalt eines wie gekreuzigt ausgebreiteten Leopardenfells erscheint und mit dem Selbstbildnis der Künstlerin verschmolzen ist. Mitleiden mit der ausgebeuteten Natur, Mitgefühl für die ausgerottete Kreatur, ein Hauptthema in den Selbstbildnissen mit Tier, bedeutet stets auch eine indirekte Kritik an den gewaltförmigen Mitteln der Naturbeherrschung."

Versteigert wird das Werk bei der Auktion Zeitgenössische Kunst am 23. Juni 2021 im Dorotheum. (red)