"Neben Elektronik nehmen wir auch Luxustaschen, Goldschmuck und Uhren an"

Thomas Mang, Chief Marketing Officer von Cashy, erklärt im Interview wie Luxusbags für einen Pfandkredit eingesetzt werden können, wie mittels KI Echtheitszertifikate ausgestellt werden, den boomenden Secondhandmarkt und warum das Unternehmen oft mit "Bares für Rares" verwechselt wird.

Ist die "Kelly" auch wirklich von Hermès? Die "Neverfull" eine echte Louis Vuitton? Oder die "2.55" made by Chanel? Wer sich bei einem Wiederverkauf keinen Ärger einhandeln möchte, der benötigt ein Echtheitszertifikat. Und genau das gab es anlässlich der Eröffnung des neuen Cashy-Shops auf der Wiener Praterstraße zu jeder Schätzung dazu.

Luxury News nahm dies zum Anlass, um Thomas Mang, zum Interview zu bitten.

Luxury News: Die geschenkte Louis Vuitton, die Prada aus dem Urlaub und die "garantiert echte" Hermès aus dem Vintage-Shop – so manchen Besitzer einer Designerhandtasche plagen Zweifel, ob der Echtheit des teuer erworbenen Prachtstückes. Cashy hat kürzlich einen Gratis-Check für Designer- und Luxushandtaschen angeboten. Wie kam es dazu? Was steckt dahinter?

Mang: Bei Cashy können bereits seit Gründung Luxushandtaschen für einen Pfandkredit eingesetzt werden. Hintergrund der Aktion war die Eröffnung unseres neuen Shops in der Praterstraße 39.

Luxury News: Cashy will den angestaubten Markt der Pfandleihe revolutionieren. Wie kann man sich das vorstellen?

Mang: Im Zentrum unseres innovativen Ansatzes steht eine durchgehende Digitalisierung aller Prozesse. Das hat besonders Vorteile für den User: Unsere Kunden erhalten zu 40.000 Produkten in der Datenbank eine sofortige Preisinfo. Die gesamte User Experience funktioniert wie bei einem Webshop mit Warenkörben, Checkout-Prozess, usw. Zusätzlich kann der Kunde seine Ankäufe und Pfandkredite in einem Login-Bereich selbst verwalten und gegebenenfalls verlängern ohne in einen Shop kommen zu müssen. Es gibt keine Zettel. Pfandscheine und Ankaufs-Quittungen stehen digital zum Download zur Verfügung.

Luxury News: Wie kam es zur Gründung des Fintechs?

Mang: Einer der Gründer (Patrick Scheucher) war jahrelang im Bankwesen tätig und erkannte den Bedarf an alternativen Kredit- & Finanzierungsoptionen. Zusätzlich erkannten wir sehr schnell, dass die Pfandleihe in Europa angestaubt und nicht digitalisiert ist.

Luxury NewsWas ist alles Geschäftsgegenstand von Cashy?

Mang: Neben den Pfandkrediten kaufen wir Wertgegenstände auch direkt an. Das ist quasi ein Pfandkredit mit 0 Tagen Laufzeit.

Luxury News: Ist es schwierig, den Geldwert eines gebrauchten Wertgegenstandes zu ermitteln? Wer checkt die Taschen und stellt Echtheitszertifikate aus?

Mang: Bei Luxustaschen arbeiten wir mit einem externen Tool, das über einen KI-Ansatz die Echtheit überprüft. Zusätzlich haben wir selbst entsprechende Erfahrungen. Bei Smartphones haben wir eine eigene Prüf-Software im Einsatz, um zu ermitteln, ob es Beschädigungen an einem Smartphone gibt.

Im Kern der Bewertung arbeitet ein komplexer und selbst entwickelter Algorithmus. Dieser berechnet aufgrund verschiedenster Daten und Logiken zu zukünftigen Werten von gebrauchten Gegenständen. Damit kommen unsere Preisangebote für Pfandkredite und Ankäufe zustande.

Luxury News: Wie stehen die Luxuslabels dazu?

Mang: Bisher gibt es kein Feedback dazu. Unser Fokus liegt aber auch mehr auf Elektronik.

Luxury News: Welche Gegenstände werden eigentlich angenommen?

Mang: Unser Fokus liegt auf Elektronik, die meisten Gegenstände sind Smartphones. Gerne nehmen wir aber auch Goldschmuck, Luxusuhren und Luxushandtaschen an.

Luxury News: Was ist No-Go?

Mang: Alle Gegenstände, die keinen Wert mehr haben, sehr speziell sind oder nicht mehr funktionieren. Wir werden leider oft auch mit "Bares für Rares" verwechselt.

Luxury News: Wie läuft das Procedere ab?

Mang: Der User findet auf cashy.at seinen Wertgegenstand und erhält sofort ein Preisangebot. Bei spezielleren Gegenständen schickt uns der Kunde eine Anfrage via Formular oder WhatsApp. Dann wird der Gegenstand bei uns im Shop abgegeben, versendet oder von einem Kurier abgeholt (nur in Wien). Nach der Prüfung des Gegenstandes bekommt der User das Geld überwiesen, bar ausbezahlt oder via Paypal.

Luxury News: Worin liegt das Geheimnis ihrer Erfolgsgeschichte?

Mang: Wir arbeiten täglich daran, all unsere Prozesse zu optimieren. Im Zentrum steht dabei immer der Kunde. Dieser soll einfach, schnell und unkompliziert Pfandkredite abschließen können und an sein Geld kommen.

Luxury News: Der Secondhandmarkt erlebt dieser Tage wahre Höhenflüge. Warum ist das so?

Mang: Das erkennen wir besonders bei elektronischen Gegenständen. Besonders Smartphones sind in den letzten Jahren hochwertiger und langlebiger geworden. Dadurch sind gebrauchte Geräte attraktiver. Zusätzlich spielt hier auch ein nachhaltiger Gedanke eine Rolle wenn Elektronik-Müll durch längere Lebensdauer vermieden werden kann.

Luxury News: Platzt die "It-Bag-Blase"? Können Sie uns einen Ausblick auf den Luxusmarkt "post Corona" geben?

Mang: Grundsätzlich spüren wir im Pfandgeschäft erst einen geringen Corona-Einfluss. Wir gehen davon aus, dass Luxusartikel in Zukunft aufgrund der Wirtschaftslage weniger gekauft und gehandelt werden. (jw)

www.cashy.at