"Nach drei Wochen war unser Edelsteinlager nahezu ausverkauft"

| 05.05.2020

Thomas Schröck, The Natural Gem GmbH, im Interview über die funkelnde Geldanlage, warum Rubine die beste Performance abliefern und wie es eigentlich mit dem Risiko aussieht. 

Thomas Schröck ist promovierter Ökonom. Als Gründer und Mehrheitseigentümer von The Natural Gem ist er seit 30 Jahren im internationalen Edelsteinhandel tätig und unter anderem in der Schweiz, den USA und Deutschland ausgebildeter und zertifizierter Gemmologe. Luxury News hat ihn zum virtuellen Interview getroffen. 

Luxury News: Ihr Unternehmen handelt mit Edelsteinen zur Geldanlage, warum sollte sich ein Anleger dafür interessieren?

Schröck: Edelsteine sind Real Assets, ähnlich wie Gold, nur bieten Edelsteine eine Wertkonzentration, die weit über jener des Edelmetalls liegt. Fast alle unsere Kunden besitzen bereits Gold und entscheiden sich dann, weiter zu diversifizieren, indem sie Edelsteine ins Portfolio nehmen.

Luxury News: Sie haben im Vorgespräch erzählt, dass sich in den Tagen der Corona-Krise ungewohnte Dinge ereignet haben, was war das?

Schröck: Als Österreich den Lockdown mit 13. März beschloss, wurde es sehr ruhig von Seiten unserer Kunden. Diese Ruhe hielt zwei Tage an, und dann kam eine große Menge von Anfragen.

Luxury News: Was war die Folge?

Schröck: Unser Unternehmen war drei Wochen später nahezu ausverkauft.

Luxury News: Denken Sie, das ist nur ein Hype, weil Gold nicht mehr erhältlich war?

Schröck: Es gibt jetzt schon eine Zahl von Anfragen für nach der Krise – wir haben derzeit aufgrund der fehlenden Flüge teilweise unterbrochene Lieferketten –, das heißt, ich denke, dass die Nachfrage nach Edelsteinen sich stabilisiert, gerade als komplementäre Ergänzung zu Gold.

Luxury News: Nach diesem Ausflug zurück zum Thema: Sie sprechen über Edelsteine, was meinen Sie damit konkret?

Schröck: Als klassische Edelsteine werden Diamant, Rubin, Saphir und Smaragd bezeichnet. Diese sind weltweit bekannt und werden dementsprechend international gehandelt. Wichtig ist, dass die Steine unbehandelt und zertifiziert sind.

Luxury News: Sie verkaufen die Steine ungeschliffen?

Schröck: Nein, unbehandelt bedeutet, dass die Steine auf jeden Fall geschliffen sind, jedoch nicht vom Menschen in ihrer Farbe oder Reinheit verändert. Fast alle Farbedelsteine bei Juwelieren sind behandelt, da es auf der Erde nicht genügend naturfärbige Steine gibt, um die Nachfrage der Schmuckindustrie zu befriedigen. Unsere Steine sind von Natur aus so schön, dass sie gewonnen und nicht mehr verändert werden, nur diese Steine verheißen einen guten Wertanstieg.

Luxury News: Was verstehen Sie unter zertifiziert?

Schröck: Eine Rechnung eines Juweliers, eines Händlers, ist fein. Allerdings wird diese, eventuell bei einem Wiederverkauf, nur bedingt helfen. Nun haben sich international unabhängige gemmologische Labore etabliert – Gemmologie ist die Lehre von den Edelsteinen –, und diese zertifizieren die Preziosen. Wir liefern alle unsere Steine mit solchen Gutachten aus. Außerdem liefern wir immer ein Wertgutachten von österreichischen gerichtlich beeideten Sachverständigen mit, um dem Kunden Sicherheit sowohl hinsichtlich der Echtheit als auch der Werthaltigkeit zu geben.

Luxury News: Alle machen sich Gedanken über den Wertanstieg: Gibt es diesen und wie hoch ist er?

Schröck: Die beste Performance haben in den letzten 25 Jahren hochwertige Rubine geliefert: Hier liegen wir bei 8 Prozent p.a., bei blauen Saphiren waren es rund 6 Prozent, bei Smaragden rund 4 Prozent p.a. Weiße Diamanten empfehlen wir nicht, hier gab es durch verschiedene Umstände bedingt seit 2008 sogar massive Preisrückgänge.

Luxury News: Wie darf man sich eine Geldanlage in Edelsteine vorstellen?

Schröck: Edelsteine werden zur Diversifikation ins Portfolio gelegt. Der Kunde erhält die unbehandelten, naturfarbenen Steine immer physisch und kann sie entweder bei sich, in einem Schließfach, oder bei uns lagern. Edelsteine haben nichts Spekulatives an sich, sie werden zur Vermögenssicherung und zum Vermögenserhalt gekauft, wir raten den Kunden, diese zumindest fünf Jahre zu behalten.

Luxury News: Gibt es Risiken bei einer Geldanlage in Edelsteinen?

Schröck: Die gibt es wie bei anderen Formen auch. Die erste Frage der Kunden richtet sich nach der Echtheit. Diese Frage beantworten wir durch die Zertifikate, wir laden Kunden auch immer ein, die Steine an anderer Stelle gegenprüfen zu lassen. Dann sind Edelsteine mit der Umsatzsteuer belastet, daher auch die Empfehlung, die Steine zumindest fünf Jahre zu halten. Wenn wir über Risiken bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung sprechen: Die Finanzkrise 2008/2009 hatte keinen negativen Impact auf die Preise unbehandelter Rubine, Saphire und Smaragde, weil die Menschen vermehrt auf Realinvestments umgestiegen sind. Auch die wirtschaftlichen Probleme wegen des Coronavirus haben zu keinen Preissenkungen auf den internationalen Märkten geführt.

Luxury News: Also gibt es gar kein Risiko?

Schröck: Kein Risiko wäre falsch. Ein Nachteil von Edelsteinen ist, dass sie weniger liquide sind als zum Beispiel Gold, aber auf jeden Fall liquider als Weine, Oldtimer oder Kunst, in deren Anlageklasse sie sich befinden. Wenn es zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft in China oder Indien käme, weiß ich nicht, wie sich das auswirken würde, wobei ich denke, dass es aufgrund eines Wechsels in reale Werte auch hier eher zu einem Wertanstieg kommen würde. Langfristig sind sie ein hervorragendes Investment, warum hätten sonst nahezu alle Adelshäuser der Erde langfristig ihren Wohlstand damit gesichert?

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