EU-Parlament will Google aufspalten

| 27.11.2014

leadersnet.at hat heimische Branchenkenner zum brisanten Thema befragt.  


Das EU-Parlament hegt Pläne, Google aufzuspalten. Konkret geht es um die Trennung von Suchmaschinen- und anderen Geschäften. Eine diesbezügliche Resolution wurde mit 384 Ja-Stimmen,174 Nein-Stimmen und 56 Enthaltungen angenommen. Da die Resolution des EU-Parlaments nicht rechtlich bindend ist, muss sich die EU-Kommission nicht an das Votum halten, sieht sich damit jedoch stärkerem politischen Druck ausgesetzt, entschiedener gegen Google vorzugehen.

Auch Politiker aus Washington haben sich in die Debatte eingebracht. Eine Zerschlagung des Konzerns könne sich negativ auf die Handelsbeziehungen zwischen Amerika und der EU auswirken. Der Antrag „werfe Fragen über das Bekenntnis der EU für offene Märkte auf“, lautet es in einem gemeinsamen Brief der Vorsitzenden von Republikanern und Demokraten im Finanzausschuss des Senats.

Wie ist die Stimmungslage in Österreich?

Der Einfluss von und die Veränderungen durch Google werden auch hierzulande seit vielen Jahren aktiv behandelt. leadersnet.at hat sich unter Österreichs "Medienmachern" umgehört. Michael Stix, Geschäftsführung ProSiebenSat.1 PULS 4, ist über die Resolution hoch erfreut, hat er doch schon bei den Medientagen 2013 eine Zerschlagung gefordert."Es ist  historisch, allerdings hoffe ich das Taten folgen und nicht nur eine Resolution verabschiedet wird, die maximal symbolischen Charakter hat. Eine saubere Trennung aller Dienste von der Suchmaschine ist ganz wichtig, vor allem auch von YouTube – eigentlich ja die zweitgrößte Suchmaschine." 

Maximilian Dasch, Geschäftsführer der Salzburger Nachrichten, fordert Europas Politik zum Handeln auf: "Bei einer marktdominierenden Stellung, vor allem Länder übergreifend, ist Europas Politik gefordert zu diskutieren. Als Grundlage dafür deute ich die heutige Entscheidung des EU-Parlaments. Meiner Meinung nach setzt die Resolution einen Anstoß."

Wenig von Eingriffen durch Staaten oder Institutionen hält Niki Fellner, Chefredakteur und Geschäftsführer des oe24-Netzwerks."Derartige Eingriffe in die Marktwirtschaft finde ich fragwürdig und nicht optimal, andererseits muss man sich gerade im Fall Google aufgrund der Marktstellung die Lage genau ansehen." Sein Lösungsvorschlag: Einheitliche Richtlinien, die für alle gelten.

Auch Christoph Fritzsche spricht sich gegen eine Zerschlagung des Internetkonzerns aus. "Es sind generell dringend Reglementierungen in der digitalen Branche nötig, vor allem was den Datenschutz betrifft. Sich hier nur auf Google zu fokussieren, halte ich nicht für sinnvoll, zudem das Google-Universum bei richtiger Anwendung am Besten in seiner Gesamtheit funktioniert und Sinn macht. Eine Zerschlagung eines Unternehmens kann nicht die Lösung für die Problematik an sich sein", so der Leiter Marketing & Business Development bei Krone Multimedia. (jw)

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